••• Von Jürgen Zacharias
Umsatzerlöse von 43 Milliarden Euro jährlich. Eine Steuerleistung von 15 Milliarden Euro, ein Bruttowertschöpfungsbeitrag von 30 Milliarden Euro und 450.000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt von der Branche abhängen – trotz dieser beeindruckenden Zahlen wird Österreichs Automobilwirtschaft in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter ihrem Wert geschlagen. Dabei leistet kaum eine andere Branche einen ähnlich hohen Beitrag zur österreichischen Wirtschaftsleistung – und kaum eine andere Branche ist auch derart innovationsfreudig. Das zeigte auch eine von den österreichischen Automobilimporteuren im vergangenen Juni präsentierte und vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführte Studie.
„Wir haben diese Studie in Auftrag gegeben, um klar und deutlich aufzuzeigen, dass die Automobilwirtschaft und die Automobilindustrie gerade auch im Bereich der Umwelttechnologien einen wesentlichen Beitrag leistet”, so der Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, Günther Kerle, damals.
Hohe Innovationskraft
Laut dem Branchensprecher werden in Österreich pro Werktag 1,4 Patente der Automobilwirtschaft angemeldet, das sind 348 Automobil-Patente jährlich. Besonders im Bereich der Umwelttechnologien leiste die automotive Forschung demnach in Österreich einen wesentlichen Beitrag und hier insbesondere in den Bereichen Elektromobilität und Leichtbau.
Nahezu wöchentlich wird in Österreich laut der Analyse außerdem ein Patent im Bereich der Elektroauto-Forschung angemeldet, die Tendenz sei klar steigend. Schon jetzt weise Österreich in diesem Bereich –bezogen auf seine Einwohnerzahl – hinter Deutschland die zweithöchste Erfinderdichte in Europa auf. Dazu weist Österreich von allen Ländern auch die größte Steigerung der angemeldeten Automobil-Patente pro Kopf auf – mit einer Steigerungsrate von über 82% seit 2001.
„Es ist wahrlich beeindruckend, was einzelne Unternehmen in der automotiven Forschung leisten”, so Kerle. „Nicht nur wir als Branchenvertreter, sondern wir als Österreicher können stolz sein auf diese Schlüsselindustrie.”
Crossing Technologies
Auswirkungen hat all das nicht nur auf die Branche direkt, sondern auch auf andere Bereiche, können Erfindungen beispielsweise in der automobilen Umwelttechnologie doch möglicherweise auch für andere Gebiete nutzbar gemacht werden.
Besonders im Bereich der Umwelttechnologien werden diese Kreuztechnologien („Crossing Technologies”) aus der automotiven Forschung laut Günther Kerle aufgegriffen und weiterentwickelt – und das dürfte (vermehrt) auch für die Zukunft gelten. Christian Helmenstein vom Economica Institut, das die Studie durchführte, und Chefökonom der Industriellenvereinigung: „Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Patentanmeldedynamik in vielen Bereichen ist davon auszugehen, dass die heutigen Innovationen der automotiven Forschung in Österreich auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen werden – und das sowohl in der Automobilwirtschaft als auch in zahlreichen anderen Bereichen mit Umwelttechnikbezug.”
Gute Bilanz für 2015
Die ökonomischen Auswirkungen der hohen Innovationskraft der heimischen Zulieferer und Branchenvertreter ist auch in den jüngst präsentierten Jahresergebnissen der Unternehmen ablesbar. Für 2015 konnten die Top 20 Branchenvertreter beinahe durchwegs Wachstumszahlen vermelden (siehe Ranking auf Seite 150), im Falle von Polytec (plus 27,52%), der Bosch-Gruppe (plus 31,88%) und der KTM AG (plus 18,26%) sind diese sogar kräftig ausgefallen.
Für 2016 ist nun eine ähnliche Bilanz zu erwarten, wie die ersten von den Unternehmen vorgelegten Zahlen beweisen.
Branche vermeldet Rekorde
Ein neuerliches Plus von 2,4 Prozent auf 3,91 Milliarden Euro vermeldete Mitte Februar beispielsweise der Branchenführer, die BMW Motoren GmbH in Steyr. Setzt sich die jüngste Entwicklung fort, dürfte das Unternehmen heuer erstmals die 4 Milliarden-Euro-Schallmauer durchbrechen.
Einen Rekordumsatz für 2016 vermeldete auch der Wieselburger Zulieferer ZKW, der seine Erlöse von 728 auf 968,5 Millionen Euro steigern konnte, und auch Fahrzeugbauer Schwarzmüller darf sich über ein Umsatzplus von zehn Prozent freuen.