••• Von Jürgen Zacharias
WIEN. Vor Jahren prophezeite Fiat-Chef Sergio Marchionne der Automobilbranche eine Konzentration der Kräfte. Es werde mittel- bis langfristig nur mehr sieben oder acht große Hersteller geben, so der italienische Manager, der Rest gehe in Fusionen auf oder werde in die Nische abgedrängt. Um seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, hat Marchionne seinen Fiat-Konzern bald darauf um den US-Hersteller Chrysler erweitert, ansonsten scheint sich die Branche aber Marchionnes Prophezeiung weitgehend zu widersetzen – oder andere Wege zu gehen, wie das zuletzt etwa die deutschen Premiumhersteller Daimler, Audi und BMW getan haben. Um im digitalen Wandel bei zunehmender Konkurrenz etwa durch Google oder Apple weiter das Heft des Handelns in der Hand zu haben, hat sich das Trio gemeinsam zum Erwerb des Nokia-Kartendienstes Here durchgerungen – weitere gemeinsame Engagements seien nicht ausgeschlossen, so Daimler-Chef Dieter Zetsche am Rande der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt.
Gemeinsames Herangehen
Diese Ankündigung Zetsches mag durchaus überraschen, bekämpfen sich Daimler, Audi und BMW doch ansonsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Das Trio ringt seit Jahren um die Krone im Premiumsegment, jeder noch so kleine Wettbewerbsvorteil wird dabei genüsslich ausgeschlachtet. Trotzdem: „‚Nokia Here' ist ein Beispiel, das zu gemeinsamem Herangehen führte – es könnte andere Gebiete geben, wir haben aber noch nicht darüber geredet”, so Zetsche auf der IAA weiter.
Denkbar ist in Zukunft etwa eine Zusammenarbeit bei Elektroautos, konkret der Produktion der immer noch teuren Batterien. „Bei der jetzigen Batterie-Generation lohnt sich eine gemeinsame Produktion von Batteriezellen aber noch nicht”, so Zetsche. Auch der Bedarf aller drei Premiumhersteller zusammen wäre nicht genug für ein überzeugendes Geschäftsmodell. Aber, Nachsatz: „Vielleicht könnte das bei der nächsten Generation schon anders sein.”