••• Von Michael Fiala
Die Diskussion um die TV-Revolution im österreichischen Bundesliga-Fußball, die Ende Oktober eingeleitet wurde, hat sich in den vergangenen Tagen wieder verstärkt. Grund dafür war ein Artikel im Kurier. Der brisante Inhalt: A1 wird die Rechte an den vier Live-Spielen der Österreichischen Fußball-Bundesliga ab der Saison 2018/19 bekommen. Damit wäre der ORF, der seit einer gefühlten Ewigkeit ein Spiel pro Bundesliga-Runde live in die Haushalte übertragen hat, aus dem Rennen. Die Aufregung unter Fußballfans in den Sozialen Netzwerken war durchaus groß. Doch ist diese Aufregung auch berechtigt? medianet ist dieser Frage nachgegangen.
Alles begann im Oktober
Machen wir einen Schritt zurück: Im Oktober 2017 hat die Klubkonferenz der Tipico Bundesliga eine Grundsatzentscheidung getroffen und Sky den Zuschlag für die weltweiten und exklusiven Verwertungsrechte an der Tipico Bundesliga für die Spielzeiten 2018/19 bis 2021/22 erteilt. Auf Basis dieses Zuschlags soll kurzfristig ein verbindlicher Lizenzvertrag abgeschlossen werden, der übrigens noch immer nicht unterzeichnet ist. Mit diesem Abschluss, so die Bundesliga, wurde ein Rekordergebnis und eine 40%ige Steigerung gegenüber dem aktuellen Vergabezeitraum erzielt. „Ein TV-Vertrag ist weit mehr als eine reine Vertragssumme, es geht vor allem auch um Spieltage, Ankickzeiten und verbleibende Rechte für Klubs und Verband”, erklärte damals Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer stolz. „Es gilt, die beste Lösung für die Klubs, Fans und den österreichischen Spitzenfußball im Allgemeinen zu finden.”
Damit stand bereits im Oktober fest: Das ORF-Livespiel wird es in der aktuellen Form ab der Saison 2018/19 nicht mehr geben. Außerdem wurde mit Sky vereinbart, dass eine Highlight-Sendung, Online-Clips sowie vier Spiele live pro Saison frei empfangbar gezeigt werden sollen. „Die Highlight-Sendung und die vier Free-TV-Livespiele würde Sky mit Zustimmung der Bundesliga an einen Free-TV-Partner vergeben. In diesem Sinne werden über die Verwertung der Free-TV-Pakete Gespräche mit potenziellen Partnern geführt werden”, hieß es vergangenen Oktober. Zu dem Zeitpunkt war auch klar: Sky darf die Free-TV-Rechte in Sublizenz in Absprache mit der Bundesliga vergeben.
Bekommt A1 die Rechte?
Ende Jänner 2018, wenige Tage vor Beginn der Rückrunde der Bundesliga, sickerte eben durch, dass A1 die Rechte an den vier Spielen bekommen soll; der ORF darf dem Kurier-Artikel zufolge künftig die Highlights pro Runde zeigen. Offiziell bestätigt wurde dies von keiner der betreffenden Parteien, auch nicht bei der Saisonstartpressekonferenz der Bundesliga am 31. Jänner auf Nachfrage von medianet. „Wir stehen in sehr engen Kontakt mit Sky und tauschen uns laufend aus, um die Ziele der Liga zu kommunizieren und diese am besten mit den Zielen von Sky zu akkordieren.” A1-Sprecherin Livia Dandrea-Böhm meint dazu im Gespräch mit ‚90minuten.at': „A1 sieht sich laufend nach interessanten Contentrechten um. Spekulationen zu allfälligen Verhandlungen können wir nicht kommentieren. Meines Wissens nach gibt es noch keine Entscheidung.”
Zwei Diskussionsthemen
Die Diskussionen der vergangenen Tage um A1 TV haben vor allem zwei Hintergründe: Einerseits wollen die Klubs eine maximale Reichweite der vier Live-Spiele und Highlights erreichen. Ob A1 mit seinem Angebot dies erfüllen kann, wird von den Klubs unterschiedlich wahrgenommen. Bezüglich der Reichweite ist A1 TV prinzipiell gut aufgestellt, vor allem im mobilen Bereichen wie die A1-Sprecherin bestätigt: „Aktuell stehen TV-Angebote allen 1,5 Mio. A1 Festnetz-, Internet- und 4,4 Mio. A1 Mobilkunden zur Verfügung. Zudem ist A1 TV mit 300.000 Anschlüssen der zweitgrößte und gleichzeitig am stärksten wachsende Kabel-TV-Betreiber in Österreich. In Summe können alle 1,5 Mio. A1 Festnetz-, Internet- und 4,4 Mio. A1 Mobilkunden A1 Now buchen. Damit adressieren wir besonders die junge Zielgruppe, die ihren Fernsehhunger verstärkt über Streaming stillt. 30% des täglichen Bewegtbildkonsums der 14- bis 49-Jährigen werden heute bereits über Streaming abgedeckt.” Das Manko ist die relativ geringe Durchdringung mit nur 300.000 Anschlüssen im Kabel-Bereich.
Andererseits geht es in der Diskussion auch darum, in welcher Form die vier Live-Spiele für die Allgemeinheit dann zu konsumieren sind. Muss man nämlich für diese vier Spiele extra ein Angebot von A1 buchen, führt sich der Begriff „Free-TV” ad absurdum, meinen Kritiker. Anscheinend wurden diese Vertragsfeinheiten im Oktober nicht fixiert. Reinhard Herovits dazu: „Man muss das große Ganze sehen. Diese Details sind noch Gegenstand der laufenden Verhandlungen.” A1 TV ist aktuell zum Preis von 6,90 €/Monat erhältlich, A1 Now kostet 4,90 €. „Allerdings bieten wir beide Produkte oftmals in Kombination mit anderen Produkten oder im Rahmen von Aktionen günstiger oder kostenlos an, da die Preisgestaltung flexibel ist. Es kann ein spezieller Sender auch völlig kostenlos angeboten werden, wie z.B. auch bei der A1 eSports League”, lässt Dandrea-Böhm durchklingen, dass man einzelne Angebote auch ohne Gebühr empfangen werden können. Ob dies auch bei der Bundesliga der Fall sein wird, ist offen. Noch bleibt der Bundesliga ein bisschen Zeit, doch die Klubs hätten auch nichts dagegen, wenn das TV-Kapitel so früh wie möglich unter Dach und Fach ist. Die Liga-Vertreter wollten sich bisher nicht unter zeitlichen Druck setzen lassen, aber ein erstes Ziel mit einem Vertrag vor Weihnachten wurde nicht erreicht. „Es ist ein riesengroßes Projekt. Daher sollten wir da nicht einzelne Tage zählen”, meinte Herovits auf die Frage, wann mit einem Verhandlungsende zu rechnen ist. Die Sponsoren der Klubs verfolgen die Diskussion natürlich auch mit Interesse – schließlich geht es um die Sichtbarkeit der eigenen Marke.
Streaming der Klubs
Eine weitere Neuheit ab der kommenden Saison betrifft die Klubs selbst: Im TV-Vertrag wurde ausgehandelt, dass die Klubs auf eigenen Internet-Plattformen drei Stunden nach Spielende das komplette Spiel als Stream zur Verfügung stellen können. Dazu müssen die Klubs entsprechende Zugangsbeschränkungen auf den Websiten installieren, da das Angebot nur für Abonnenten und Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden soll. „Ja, das wurde unter den ‚zurückgehaltenen Rechten' für vereinseigene Websites ausverhandelt”, bestätigt Bundesliga-Vorstand Ebenbauer. Wie die Bedingungen dieser zurückgehaltenen Rechte genau aussehen, konkretisierte Ebenbauer bisher jedoch noch nicht.
Mediencoverage der Liga
Insgesamt verweist die Bundesliga auf eine breite Coverage in sämtlichen Medien Österreichs. Laut Analyse des Liga-Partners APA-DeFacto wurden von Juli bis Dezember vergangenen jahres 24.738 Print- und 18.091 Online-Berichte über die zehn Clubs der höchsten Spielklasse veröffentlicht, dazu kämen im Schnitt 3,5 Titelseiten pro Tag.
Am häufigsten wird dabei über Rapid berichtet, gefolgt von Sturm Graz und Austria Wien. Interessant ist zudem die Coverage der Kicker selbst; hier führt Raphael Holzhauser das Präsenzranking vor Rapid-Kapitän Stefan Schwab und seinem Austria-Clubkollegen Christoph Monschein an. Unumstrittene Nummer eins bei den Trainern ist Franco Foda, der durch seinen Wechsel von Graz nach Wien als neuer ÖFB-Teamchef im Oktober und November ein Dauerabo in den österreichischen Medien gehabt hat.
Vollkommen offen ist hingegen noch die TV-Verwertung der neuen zweiten Liga. Ziel der Liga-Führung sind die Highlights sämtlicher Spiele. Optimalerweise gibt es noch ein Live-Spiel pro Runde.
„Wir wollen im Frühjahr in den nächsten Wochen und Monaten hier eine Lösung finden”, so Herovits im medianet-Interview, der ergänzt: „Die zweite Liga wird in dem Umfang, wie sie bisher gezeigt wurde, nicht mehr zu sehen sein. Das Ziel ist, dass wir alle Tore sehen und ein Live-Spiel pro Runde anbieten können. Es wird für die Budgets der Klubs aber nicht ausschlaggebend, aber ein gutes Zubrot sein.”