Über den Tellerrand denken, ist die Devise
© 4Gamechangers/Buchwald | Hoch hinausMichael Stix, Markus Breiten­ecker und ­Rainer Seele, CEO OMV, mit einem „Air-Taxi”.
PRIMENEWS Dinko Fejzuli 19.04.2019

Über den Tellerrand denken, ist die Devise

Vergangene Woche ging das 4Gamechangers Festival über die Bühne – mit viel Raum für Zukunftsdenken.

••• Von Dinko Fejzuli

Vergangene Woche ging das internationale Digital-Festival 4Gamechangers der ProSiebenSat.1 Puls 4 Gruppe über die Bühne. Unter dem Motto „Europe meets Asia” fanden sich Gamechangers allen Alters, jeder Herkunft und zahlreicher Branchen zusammen und bildeten die Drehscheibe zwischen D-A-CH-Region, USA & Asien – in der Marx Halle Wien.

Mediengipfel in Wien

Im Rahmen des Festivals sind auch Mitglieder der Europäischen Medienallianz (EMA) angereist, wie Medien-CEOs und -Vertreter von Mediaset (Italien), Channel 4 (Großbritannien), Antenna Group (Südosteuropa), Impresa Group (Portugal) und TVN Discovery Poland (Polen), um ihr Engagement für eine enge Zusammenarbeit in strategischen Kernbereichen zu bekräftigen.

EMA als Plattform

Die EMA dient als Plattform, um gemeinsame Initiativen in den Bereichen Videostreaming, Technologie und Monetarisierung zu starten. Bei deren Priorisierung sind die Möglichkeiten zur Skalierung sowie deren transformativer Charakter entscheidende Kriterien. Das Ziel: den digitalen Wandel der europäischen Medienindustrie aktiv mitgestalten und die digitale Transformation des Entertainment-Geschäfts in Europa vorantreiben.

Max Conze, CEO ProSiebenSat.1 Media SE: „Wir alle sind absolut davon überzeugt, dass wir durch internationale Kooperationen einen Wettbewerbsvorteil in unseren lokalen Märkten schaffen werden. Die Europäische Medienallianz ist die ideale Plattform, um eine solche Zusammenarbeit aufzubauen. Indem wir die dringlichsten Herausforderungen unserer Branche gemeinsam angehen, senden wir ein starkes Signal der Einheit. Gemeinsam erreichen wir über 550 Millionen potenzielle Zuschauer und Nutzer in ganz Europa und verfügen damit über eine perfekte Basis, um unsere bestehenden Angebote zu skalieren und unsere Innovationskraft zu vergrößern.”
ProSiebenSat.1 Puls 4 CEO Markus Breitenecker zeigte sich „stolz darauf, dass der EMA CEO Summit erstmals bei unserem 4Gamechangers Festival in Wien erfolgreich über die Bühne gegangen ist und dass Österreich mit Puls 4 und unserer Sendergruppe Gastgeber sein konnte. Durch die Initiative von Max Conze können wir jetzt die Vision einer Europäischen Medienallianz gemeinsam mit unseren Partnern weiter stärken.”
Und in der Tat: Keynotes und Panels von 600 Speakern, zahlreiche Live-Acts und die Award Show begeisterten die gesamt 15.000 Besucherinnen und Besucher.
Co-Host Max Conze am Finaltag: „In diesen Tagen ist klar herausgekommen: Gemeinsam können wir mehr erreichen und gestalten. Um es in den Worten unseres Urban Air Mobility Projekts zu sagen: Yes we fly. Let us all fly together and be gamechangers.”

Themen-Tage am Festival

Der Startschuss fiel am 9. April zum Thema „Start-ups”, an Tag 2 ging’s bei „4Future” um „Future Jobs”, „Generation Z” uvm.

Große Begeisterung löste auch CliniClowns-Erfinder Patch Adams aus, und Lisa Schilling fand klare Worte beim Panel „Climate Crisis”: „Es ist fünf vor zwölf, wir müssen aufwachen.”
Dass es keine Grenzen gibt, stellten Aron Anderson (Ausnahmesportler, Unternehmer), Gregor Demblin (Founder tech2people) sowie Eddie the Eagle unter Beweis.

Grande Finale an Tag drei

Der Finaltag unter dem Motto „4Gamechangers” startete mit einem Medienschwerpunkt und den Ergebnissen des zu Beginn dieses Textes erwähnten ersten European Media Alliance Summit. Einige internationale EMA-Vertreter beehrten auch die Global Stage, bevor es mit Themen wie E-Commerce, Smart Cities, China und Artificial Intelligence weiterging.

Gegipfelt hat das Finale in einer großen Award-Show der diesjährigen gamechanging Persönlichkeiten. Den 4Startup-Award erhielt Instahelp, ein Unternehmen, das online psychologische Beratung anbietet. Der 4Music-Award ging an RAF Camora. Den 4Future-Award übergab ProSiebenSat.1 Puls 4 CCO Michael Stix an Patch Adams.

Auszeichnung abgelehnt

Ihre Auszeichnung als 4Gamechangers of the Year abgelehnt hat die Bewegung „FridaysForFuture” und zwar „so lange, bis Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt sind”.

Die Botschaft dieser Bewegung selbst bleibt auszeichnungswürdig, und so hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellvertretend den Award entgegengenommen.
Nach Ende des Festivals bat medianet noch das Mastermind und Co-Founderin des 4Gamechangers Festival, Nina Kaiser, um eine Bilanz.


medianet:
Frau Kaiser, Erste Group Chairman Andreas Treichl meinte in seiner Keynote: Game Changer kann man nur dann sein, wenn man bereit ist, etwas auch mal falsch zu machen.' Haben Sie das Gefühl, dass diese oft so viel zitierte Fehlerkultur, die es in den USA gibt, in Europa überhaupt angekommen ist?
Nina Kaiser: ‚Aus Fehlern lernt man' – das ist mir von meinen Eltern mitgegeben worden. Und das kann ich total unterschreiben. In den Vorjahren haben wir doch einige Fehler gemacht. In 2019 wurden durch Manöverkritik, Weiterentwicklung, immer wieder alles hinterfragend, eigentlich fast alle Fehler ausgebessert. In Europa ist es nicht leicht, wieder Fuß zu fassen, wenn man mal auf die Nase gefallen ist. Das ist schade, denn Veränderung bringt neben Herausforderung eine mindestens ebenso große Chance mit sich.

medianet:
Aber gerade beim Thema Fehler geht es oft auch um die Frage der Verantwortung, die hier aber eher Schuld genannt wird. Dazu meinte Rainer Seele, Chairman OMV: ‚Es bringt uns nicht weiter, uns gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Wir sollten nicht die Konfrontation, sondern die Kooperation suchen.' Wie weit kann das 4Gamenchangers zu einer Verzahnung und mehr Kooperation über bisher bestehende Grenzen hinweg sorgen?
Kaiser: Schuldzuweisungen sind nie zielführend, im Gegenteil. Konstruktive Kritik ist hingegen ein wichtiger Punkt in unserer Zeit. Lösungsorientiertes Denken und Handeln ist gefragt. Konfrontation bringt unnötige Energieverschwendungen mit sich. Besser diese Zeit nutzen und an Neuem arbeiten. Kooperation bzw. Teamspirit ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. ProSiebenSat.1 Deputy CEO Conrad Albert hat dazu am Festival richtig gesagt: ‚Nobody can win or change the game by himself.' Das Ziel: Menschen finden, die können, was man selber nicht kann, um eben gemeinsam das Beste zu erreichen. Das Festival soll Menschen, egal welchen Alters, welcher Nationalität und welchen Erfolgslevels, zusammenbringen, die sich vernetzen, unterstützen, inspirieren und gemeinsam erfolgreicher in die Zukunft gehen als davor.

medianet:
Sie nennt man ja das Mastermind des Festivals. Welcher Gedanke steckt hinter dem Konzept, so einen Event sehr international zu konzipieren? Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom, meinte etwa am Festival sinngemäß, dass man danach streben muss, über den europäischen Tellerrand hinauszudenken und zu agieren. Wie weit spiegelt sich sein Gedanke im 4Gamenchangers wider?
Kaiser: Die Basis unseres Daseins, unseres beruflichen Erfolgs und unseres persönlichen Glücks ist in erster Linie der Mensch und die Interaktion. Selbst bei aller Digitalisierung und Automatisierung ist es für mich schön, jedes Jahr nach allen Diskussionen und Keynotes vom Festival zu sehen, dass der Mensch immer noch im Mittelpunkt steht. ‚All technology is social at this point', um Meredith Broussard, NYU-Professorin und AI-Expertin, am Festival zu zitieren. Durch fast acht Milliarden Menschen gibt es eben fast acht Milliarden verschiedene Sicht-, Arbeits- und Lebensweisen. Ich bin mit Herz und Seele Europäerin, aber ich reise gern, befasse mich gern mit anderen Kulturen und Sprachen. Der asiatische Raum ist jedenfalls einer, von dem man sehr viel lernen kann, wie auch AI-Pionier Sepp Hochreiter am 4Gamechangers als Beispiel gegeben hat: ‚One city (Beijing) invests more in AI than Europe.' Ich gehe da sogar eine Spur weiter als Thomas Arnoldner, nämlich angelehnt an die Aussage von Haisong Tang, SpringHill Partners, founding partner: ‚We need to bring back manufacturing to Europe!' Europa muss sich entwickeln, vernetzen und gerade jetzt vermehrt zusammenhalten und kooperieren.

Daher laden wir jedes Jahr Gäste aus anderen Ländern ein – 2017 viele Executives aus Silicon Valley zum Motto ‚Disrupt the disruptors', 2018 viele aus diversen asiatischen Ländern bei ‚Europe meets Asia'. Was können wir voneinander lernen und wie können wir uns unterstützen, sind für mich die zentralen Fragen.


medianet:
Heuer stand das ­Festival unter dem Motto ‚­Europe meets Asia' – gibt es schon Ideen für das kommende Jahr?
Kaiser: Ja, wieder Asien, Amerika sowieso, vielleicht auch noch Afrika und natürlich Austria, denn hier ist die Heimat des Festivals – also 4As, wie mein Co-Founder Markus Breitenecker dann am Wochenende aus der Hüfte geschossen hat.

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