Ein kurzes Blättern durch die Ausgaben vergangener Jahre lässt manchmal schmunzeln – ein andermal fragt man sich, warum solch kluge Gedanken, wie sie anno dazumal ausgesprochen wurden, wieder ad acta gelegt wurden.
„Agenturen demütigen zahlt sich nicht aus”, lautete etwa Anfang 2012 eine Headline zu einem Bericht über Demner, Merlicek & Bergmann Anfang 2012. Werber sollte man jedenfalls auch gut behandeln, wissen wir heute. Franz Merlicek, Mitbegründer von D,M& B, hat Österreichs größte Werbeagentur inzwischen verlassen und eine neue gegründet.
„Vollkommen absurd”
„Ich bin prinzipiell nicht von Neid angekränkelt”, ließ wiederum im Februar 2012 Österreich-Boss Wolfgang Fellner verlauten. Dass Eva Dichand („Vor allem Herr Fellner hat sehr viele erkaufte Artikel drin”), wie Fellner medianet gegenüber freimütig zu Protokoll gab, in einer „Doppelrolle” sowohl für die Tageszeitung Heute als auch für die Krone Inserate verkaufe, wies jene damals übrigens als „vollkommen absurd” zurück.
„Bittere Pillen”
„Wir Sparianer grübeln nicht, wir investieren”, erzählte Spar-Präsident Gerhard Drexel ein paar Ausgaben später in einem medianet-Interview. Da hatte er den richtigen Riecher. Der heimische Retail-Sektor konnte 2012 tatsächlich abermals ein deutliches Plus verzeichnen, die Spar-Organisation legte in Österreich um 3,6% zu.
„Man macht uns das Leben immer schwerer”, klagte Telekom Austria-General Hannes Ametsreiter im Dezember 2013 über die überschießenden Regulierungsbestrebungen der EU. Seine Fünf-Jahres-Prognose hinsichtlich der Entwicklung der Telekom Austria zu einem umfassenden IT-Dienstleistungsunternehmen wird er, das wissen wir heute, nicht mehr zu Ende begleiten: Ende Juli scheidet er aus – und entwirft ab Herbst die Strategie für Vodafone Deutschland.
„Die bitteren Pillen halten sich im Rahmen”, versprach wiederum Finanzminister Hans Jörg Schelling in Sachen Gegenfinanzierung der Steuerreform. Das war im April dieses Jahres. Dann brachen die heftigen Dispute rund um Registrierkassen und Konteneinsicht erst richtig los. Allerdings merkte Schelling in diesem Gespräch auch weise an: „Dankbarkeit ist natürlich keine politische Kategorie.”
The „Godfather” himself
Im Juli 2013 durfte medianet ein Interview mit dem „Godfather” des modernen Direktmarketings führen, Lester Wunderman. In medianet prognostizierte er gar das „Ende der Massenkommunikation”: „Marken haben heute Kommunikationskräfte, die sie nie zuvor besessen haben, und darum spreche ich auch von Vernunft”, betonte er, der kurz zuvor seinen 93. Geburtstag gefeiert hatte.
Daten als „Atombombe”
„Die Datensammelwut hat heute ungeahnte Dimensionen erreicht. Massenkommunikation durch Dialogmarketing abzulösen, liegt auf der Hand. Aber: „Es ist, als hätte man eine Atombombe: Du benutzt sie nicht auf dieselbe Weise, wie du eine Flinte benutzt hast”, appellierte er an die Verantwortung der Werbetreibenden.
Die Gratwanderung zwischen Information und Grenzüberschreitung sei schwierig, die Grenzlinie ausnehmend schmal. „Es besteht ein Unterschied zwischen der Existenz von Daten und deren Nutzung”, unterstreicht er die Eigenverantwortung der Marketer. Dem ist auch rückblickend wenig hinzuzufügen.