Heimischer Immobilienmarkt präsentiert sich weiter stabil
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FINANCENET REAL:ESTATE 02.10.2015

Heimischer Immobilienmarkt präsentiert sich weiter stabil

Es ist die Zeit der Immo-Berichte: Weder die Bank Austria-, noch die Colliers-Experten oder jene der Wr. Privatbank sehen eine Preisblase.

••• Von Linda Kappel

WIEN. „Was den Immobilienmarkt in Österreich 2015 bewegt, ist eine erhebliche Nachfrage an Investmentobjekten und eine sehr reduzierte Neuvermietung”, so fassen es die Experten von Colliers International im soeben veröffentlichten Marktbericht für Österreich knapp zusammen. Die Preise bleiben vorerst stabil, wegen der Ukraine und der Unsicherheit über die Zukunft Europas sei die Nachfrage vor allem bei Wohnungen und Geschäftsflächen spürbar zurückgegangen.

Stark gesunkene Spitzenrenditen

„Der Immobilienmarkt in Österreich ist für Investoren weiterhin sehr attraktiv. Das bestätigen die stark gesunkenen Spitzenrenditen, die beispielsweise im Bürobereich die 4,5-Prozent-Marke erreicht haben”, kommentieren die Immobilien­experten der Bank Austria.

Kaum Preiskorrekturen

Im Shoppingcenter-Segment liegen die Renditen knapp unter 5%, bei den Fachmarktzentren sind es leicht unter 6%. Einen Finanzierungsengpass gebe es keinesfalls, der Wettbewerbsdruck habe zugenommen. „Wir sind im Neugeschäft gut unterwegs und dabei, das Rekordvolumen des vergangenen Jahres in Höhe von 3,2 Milliarden Euro wieder zu erreichen.” Karla Schestauber, Immobilienanalystin der Bank Austria: „Beim Investitionsvolumen lag zwar das Ergebnis des ersten Halbjahres 2015 leicht unter jenem des ersten Halbjahres 2014, bei ausgezeichnet gefüllter Pipeline dürfte das Rekordniveau 2014 von rund 3 Milliarden Euro zumindest wieder erreicht, wenn nicht sogar übertroffen werden.”

Es sei mit keiner signifikanten Preiskorrektur am Immobilienmarkt Wien zu rechnen, so die Bank Austria-Experten. In Summe habe der Immobilienpreisanstieg in Wien seit dem Höhepunkt 2012 kontinuierlich an Dynamik verloren, während sich der Anstieg in Rest-Österreich beschleunigt habe.
Für Mieter gilt: Es bleibt teuer. Der Mietenanstieg habe sich in den vergangenen Jahren noch leicht beschleunigt, von durchschnittlich 2,7% bis 2013 auf rund 4% 2014 und 5% in 2015. „Auch im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern sind die Mieten in Österreich rascher gestiegen; maßgeblich dafür dürften Anpassungen an das höhere Immobilienpreisniveau auf dem freien Mietwohnungsmarkt gewesen sein. Zudem hat sich die Angebotslücke im günstigen Mietwohnsegment vergrößert”, so ­Schestauber. Colliers sieht derzeit „ein großes Angebot sowohl an hochwertigen Wohnimmobilien, als auch an Immobilien im mittleren Preissegment. Besonders gefragt sind neben der Lage effizientes und barrierefreies Wohnen mit Freiflächen”. Luxus trete in den Hintergrund. Und die Wiener Privatbank sieht eine stabile Entwicklung bei den Mieten, Steigerungen bei gebrauchte Eigentumswohnungen, dafür erstmals rückläufige Preise für neue. Von einer Preisblase sei man weit entfernt.

Büro-Bauboom ab 2017

Am Büro-Immomarkt herrscht weiterhin Flaute, aber ein Bauboom ab 2017 zeichnet sich ab. „Die mit Ende 2015 erwartete Fertigstellung von knapp 200.000 m² an neuen Büroflächen ist zwar die höchste Fertigstellungsleistung der vergangenen Jahre, wenngleich diese bereits zu 100 Prozent durch Vorvermietungen vergeben sind”, so Colliers International. Echte Neu-flächen hätten keinen Weg auf den Büromarkt gefunden. Zum knappen Angebot habe nicht zuletzt die gehäufte Umwidmung von Flächen in Eigentumswohnungen beigetragen.

Als gesättigt empfindet die Bank Austria die Durchdringung mit Shoppingcentern. Schestauber: „Der Neuflächenzuwachs ist auf der anderen Seite gebremst weil die Bundesländer immer restriktiver Baubewilligungen für Neu- und Ausbauprojekte vergeben.”

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