Lieber klein und fein
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Gefragt sind Extras wie ein ästhetisches Wandtattoo, exklusives Radio im Nassbereich.
FINANCENET REAL:ESTATE 02.10.2015

Lieber klein und fein

Österreicher bevorzugen kompakte, zentral gelegene und hochwertige Wohnungen; ganz schlecht: B-Lage und ungünstiger Heizwert.

WIEN. Was darf es sein: ein Penthouse in Pernitz oder doch lieber eine Garconniere in Graz? Die Österreicher entscheiden sich tendenziell eher für die kleinere Wohneinheit – falls sie hochwertig ausgestattet ist. Abstriche würden, wenn notwendig, bei der Größe der Wohnfläche gemacht, nicht jedoch bei Ausstattung und Lage. Zu diesen Einschätzungen kam eine hochkarätige Expertenrunde beim 5. IIR Jahresforum Wohnbau, das vom 22. bis 23. September in Wien stattfand.

Kompakt, zentral, hochwertig

Patrick Schenner (ImmobilienScout24), Roland Schmid (IMMOunited) und Volker Gagelmann (GIRA) analysierten und diskutierten die Trends am heimischen Wohnungsmarkt und dabei wurde klar: Vorbei scheinen die Zeiten, in denen beim Wohnen größer auch automatisch besser war.

Top gefragt am Immobilienmarkt sind heute vielmehr Wohnungen um die 80 m2, insbesondere wenn sie gewisse Extras in der Ausstattung bieten, vom ästhetischen Wandtattoo bis zum Radio im Nassbereich, so die Immobilien-Fachleute. Als Ladenhüter sahen die Experten hingegen Dachgeschoß-Wohnungen in B-Lagen sowie exklusive Innenstadt-Objekte mit Preisen über 4.000 €/m2.

Schlecht: B-Lage, Heizkosten

Am Häusermarkt wurden als besonders unbeliebt Liegenschaften aus den 1950er- bis 1970er-Jahren ausgemacht. Auch ein schlechter Heizwert sei für viele potenzielle Käufer ein Grund, nicht zuzu-schlagen.

Das gängige Klischee von den russischen Oligarchen, die die Wiener Innenstadt aufkaufen, könne von österreichischen Immobilienplattformen nicht bestätigt werden.
Die größte Käufergruppe von Wiener Immobilien sind nach den Einheimischen deutsche Staatsbürger. Der durchschnittliche österreichische Wohnungskäufer ist übrigens 41 Jahre, der Hauskäufer 43 Jahre alt.

Wien, Salzburg: besser mieten

Wohnungskäufe in Wien oder den Landeshauptstädten sind laut den Experten im Moment nicht empfehlenswert. Grund dafür ist die aktuelle Wirtschaftslage. Als Faustregel gelte: Wäre eine Eigentumswohnung in weniger als 25 Jahren abbezahlt, so wird zum Kauf geraten, andernfalls sei das Mieten die günstigere Option.

In den vergangenen Jahren hätten Preise für Eigentumswohnungen allerdings ein so hohes Niveau erreicht, dass die Ausfinanzierung weit länger als 25 Jahre dauern würde.
Es bleibe daher abzuwarten, wie sich die Preise angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen weiterentwickeln werden, so die Expertenrunde. (ks)

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