Real BIG: mehr als 2.000 Liegenschaften im Griff
© medianet
FINANCENET REAL:ESTATE Paul Christian Jezek und Chris Radda 06.10.2017

Real BIG: mehr als 2.000 Liegenschaften im Griff

BIG-Chef Hans-Peter Weiss berichtet im Exklusivinterview mit medianet über ARE, Uni-Projekte und Wohnbauoffensive.

••• Von Paul Christian Jezek und Chris Radda

Die Bundesimmobiliengesellschaft ist als größter Immobilieneigentümer des Landes tatsächlich real BIG. Über die faktische Größenordnung hinaus leistet sie durchaus einzigartige bzw. einmalige Dienste für Österreich.

medianet-Gründungsherausgeber Chris Radda führte dazu ein Exklusivinterview mit Geschäftsführer Hans-Peter Weiss.


medianet:
Es vergeht kaum eine Woche und schon gar kein Monat, in der bzw. dem die BIG keinen Projektbeginn bzw. -abschluss ‚melden' kann.

Herr Weiss, welches Segment ist dabei am wichtigsten?

Hans-Peter Weiss: Rund 70 Prozent unserer Gebäude sind Schulen und Universitäten. Dabei geht es natürlich – wie bei allen unseren Projekten – um den wirtschaftlichen Erfolg, ebenso wie auch um die gesellschaftliche Verantwortung der BIG. Diese umfasst vor allem den Fokus auf ressourcenschonendes Bauen und Sanieren sowie auf energieeffizientes Bewirtschaften der jeweiligen Immobilie.

medianet:
Von welchen Größen­ordnungen sprechen wir bei diesem ‚Bildungsauftrag' der BIG?
Hans-Peter Weiss: Die BIG hat seit der Jahrtausendwende allein mehr als 2,7 Mrd. € in den Universitätsbestand investiert.

Derzeit werden im Rahmen des Sonderprogramms Universitäten bis Ende 2020 17 Universitätsprojekte umgesetzt, die bereits alle gestartet wurden. Dabei geht es u.a. um die Sanierung und Erweiterung des zentralen Lern- und Lehrgebäudes der Medizinischen Universität Innsbruck, die Sanierung und Erweiterung der Bibliothek der Karl-Franzens-Universität in Graz, die Sanierung des Schwanzertrakts sowie um die Sanierung und den Umbau eines neuen Gebäudes in der Vorderen Zollamtsstraße als Erweiterungs­fläche für die Universität für angewandte Kunst Wien.
Und es geht laufend weiter: Vor Kurzem wurde z.B. die Sicher­stellung der Finanzierung sehr großer Projekte, wie dem Med Campus Graz oder dem Med Campus Wien, präsentiert.


medianet:
Und im Schulbereich?
Hans-Peter Weiss: Auch hier ist das Tempo entsprechend hoch. So haben wir etwa vor Kurzem eine Tourismusschule in Tirol am Wilden Kaiser übergeben.

Weitere Fertigstellungen in mehreren Bundesländern folgen im Herbst. Derzeit sind in diesem Bereich 37 Bauvorhaben mit einem Investitionsvolumen von 525 Mio. € geplant oder bereits in Umsetzung.


medianet:
Unter Ihrer Regie stehen in Österreich mehr als 2.000 Liegenschaften. Was tun Sie mit diesem riesigen Portfolio??
Hans-Peter Weiss: (Lächelt.) Unser Kerngeschäft: Optimale Bewirtschaftung dieser Liegenschaften, vom Neubau bis zum Abbruch. Vorrangig sind wir dabei Dienstleister für die Republik, deren Institutionen und ausgegliederte Gesellschaften. Deshalb sind auch die Bundesministerien für Bildung, Finanzen, Inneres und Justiz plus die heimischen Universitäten unsere größten Mieter.

Aufgrund der Mieterstruktur und der spezifischen, langfristig ausgelegten Nutzung der Immobilien entwickelt sich dieses Kerngeschäft über die Jahre sehr stabil. Dieser Aspekt wird übrigens durch unser gutes ­Rating – Aa1 mit stabilem Ausblick – von Moody’s bestätigt.


medianet:
Sie haben aber auch Privaten einiges zu bieten?
Hans-Peter Weiss: Das ist richtig. Während sich die BIG primär auf öffentliche Institutionen konzentriert, sprechen wir seit fünf Jahren mit unserer Tochter ARE (Austrian Real Estate GmbH) auch verstärkt nicht-öffentliche Mieter an.

Dabei handelt es sich hauptsächlich um Gebäude mit einer Büronutzung. So haben wir z.B. eine große Liegenschaft in der Grazer Paulustorgasse für Deloitte saniert und barrierefrei ausgeführt.
Viele der Projekte in der ARE setzen wir auch gemeinsam mit privaten Partnern um. Generell orientieren wir uns mit der ARE an börsennotierten Unternehmen. Das ist unsere Messlatte.


medianet:
Dazu das Stichwort ‚Wohnbauoffensive' …
Hans-Peter Weiss: Es ist ja kein Geheimnis, dass der Bedarf an Wohnraum in Österreich, speziell in Wien, ständig steigt.

Nach einer Planungsphase starten diesen Herbst große Stadtentwicklungsprojekte wie ‚Wildgarten', ‚TrIIIple' oder ‚Das Ensemble'. Darüber hinaus betätigen wir uns auch andernorts in Österreich, wie etwa in Graz mit einigen Projekten.­
Unterm Strich investiert die ARE bis zum Jahr 2020 rund zwei Mrd. €.


medianet:
Und wie wirkt sich das alles kaufmännisch aus?
Hans-Peter Weiss: Im Vorjahr haben wir im Konzern dank gestiegener Mieterlöse und höherer Erlöse aus dem Verkauf von Umlaufvermögen ein Plus von rund sechs Prozent erzielt und erstmals die Umsatz-Milliarden-Grenze überschritten.

Unser Portfolio ist optimal ausgerichtet und unser Bestand beinahe zur Gänze vermietet. Das ist fast schon wieder ein Problem, da wir kaum in der Lage sind, bei Sanierungen oder Veränderungswünschen unserer Mieter Ersatzflächen anzubieten.


medianet:
Wie entwickelt sich Ihr Business weiter?
Hans-Peter Weiss: Konzernweit rechnen wir mit einem weiteren positiven Verlauf. Wir optimieren unser Portfolio laufend.

Es gibt in nahezu allen Bereichen permanente Impulse und große Bauvorhaben, die wir professionell umsetzen.
Die stärkste Dynamik gibt es derzeit sicher in den Segmenten der Universitäten und der Projektentwicklung. Vor allem Wohnimmobilien bleiben konstant stark nachgefragt.
Allerdings wird auch hier die Situation nicht leichter werden: Die Grundstückspreisentwicklung betrifft uns natürlich genau so wie die anderen Marktteilnehmer.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL