Tools und Token
© APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 30.05.2025

Tools und Token

Immobilien 2025: Trends, Recht und digitale Transformation – Engel & Völkers Commercial Wien gibt einen Überblick.

WIEN. Die heimische Immobilienmarktentwicklung zeigt nach den Turbulenzen der Vorjahre erste Stabilisierungstendenzen. Dennoch steht der Immobilienmarkt vor einem grundlegenden Wandel: Technologischer Fortschritt, demografische Änderungen, regulatorische Einschränkungen und neue Investitionsmodelle ändern die Spielregeln für Eigentümer, Entwickler und Investoren.

Fehlende Marktdynamik

„Besonders der Wiener Markt bleibt von einer paradoxen Entwicklung geprägt: einerseits hohe Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen, andererseits eine stagnierende Neubautätigkeit. Die Zahl der Baugenehmigungen ist rückläufig, Genehmigungsverfahren dauern oft viele Monate, und gleichzeitig steigen die Baukosten kontinuierlich an. Hinzu kommen stark limitierende Kreditvergaberichtlinien und ein Mangel an politischem Reformwillen”, erklärt Christian Sommer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Wien.

Wiens Bevölkerung wachse stetig – doch das Angebot an leistbarem Wohn- oder Betriebsraum wachse nicht mit. „Dieser Nachfrageüberhang wirkt preistreibend, während Investoren angesichts regulatorischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Unwägbarkeiten zurückhaltend agieren”, so der Immobilienexperte. Die Folge: Projekte würden verschoben oder ganz aufgegeben, Transaktionen nähmen ab – der Markt verliere an Dynamik.

Antwort auf Marktdruck

Gleichzeitig eröffnen neue Technologien konkrete Wege, um wirtschaftlicher, transparenter und nachhaltiger zu arbeiten. Der verstärkte Einsatz digitaler Tools entlang des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – von Planung über Bau und Betrieb bis zur Vermarktung – wird zur strategischen Notwendigkeit. Smarte Gebäudetechnik, digitale Zwillinge, automatisierte Verwaltung und datengetriebene Entscheidungsmodelle versprechen Effizienzgewinne, die in Zeiten steigender Betriebskosten und ESG-Anforderungen dringend gebraucht werden. Besonders im Bereich Mixed-Use-Immobilien, Logistik- und Gesundheitsimmobilien zeigt sich das Potenzial digitaler Lösungen.

„Die Kombination aus wirtschaftlichem Nutzen, nachhaltiger Bauweise und digitalem Monitoring wird zum Schlüssel für Investoren, um resilient gegenüber Marktveränderungen zu bleiben”, betont Sommer.

Neues für Immoinvestments

Als besonders transformative Innovation gilt die Tokenisierung von Immobilien. Dabei werden Immobilien digital in Form von Token abgebildet, die über die Blockchain-Technologie sicher und nachvollziehbar gehandelt werden können. Diese Token repräsentieren entweder Bruchteile einer Immobilie oder Rechte an künftigen Erträgen – und schaffen damit ganz neue Zugänge zum Investmentmarkt.

„Die Tokenisierung macht den Immobilienmarkt liquider und transparenter”, erklärt Sommer. „Anleger können bereits mit kleineren Beträgen in Projekte investieren, Eigentümer profitieren von niedrigeren Transaktionskosten und smarte Verträge automatisieren komplexe Prozesse wie Mietabwicklung oder Ausschüttungen.”

Viel Potenzial vorhanden

Vorteile wie Echtzeit-Transparenz, sichere Transaktionshistorien und internationale Handelbarkeit rücken tokenisierte Immobilien zunehmend in den Fokus institutioneller wie auch privater Investoren. Laut dem Experten ist die Technologie vor allem dort attraktiv, wo klassische Finanzierungslösungen an ihre Grenzen stoßen – etwa bei größeren Revitalisierungsprojekten oder im Gewerbebereich, wie z.B. bei Hotels. Ein Rechtsrahmen dafür existiert in Österreich bereits, doch es braucht mehr Bewusstsein und mutige Pionierprojekte, um das Potenzial in der Breite zu nutzen. (hk)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL