Agrarwaren im Preishöhenflug
© APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
Auch die Getreidemärkte beklagen enorme Preissteigerungen infolge wetterbedingter Ernteausfälle – das trifft unter anderem Mehl sowie Back- und Teigwaren, aber auch Glukosesirup und Alkohol.
RETAIL Redaktion 29.10.2021

Agrarwaren im Preishöhenflug

Die Lebensmittelindustrie kämpft mit einer historischen Kostenlawine und fehlenden Rohstoffmengen.

WIEN. „Der Höhenflug der Kosten für Agrarwaren, Verpackungen und Logistik hat sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt”, schlägt Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie, Alarm. Die Wetterextreme der vergangenen Monate hätten zu „großflächigen Ernteausfällen” geführt, dazu kommen Störungen in den weltweiten Logistikketten, welche „die Preise auf allen Ebenen weiter nach oben getrieben haben”.

Erschwerend hinzu kommen Kostenerhöhungen für Energie wie Strom, Gas und Treibstoffe: „Unsere Branche kämpft mit einer historischen Kostenlawine”, stellt Koßdorff fest – und führt weiter aus: „Die Unternehmen können weder auf andere Lieferanten oder Logistikdienstleister ausweichen noch Agrarwaren in der notwendigen Qualität und Quantität im Inland oder am Weltmarkt ordern. Das ist eine ungewöhnliche Situation und belastet die Betriebe sehr. Wir sind in großer Sorge.”

Massives Preisplus

Früchte wie Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren oder Marillen seien wegen der Ausfälle auf den Märkten kaum verfügbar bzw. schnell ausverkauft gewesen; dadurch sei es zu „dramatischen Verteuerungen” gekommen, welche die Branche hart getroffen haben.

Prekär sei auch die Lage auf den Getreidemärkten, etwa bei Weizen: „Die Wetterkapriolen in diesem Jahr haben die Qualität und die verfügbaren Mengen massiv beeinträchtigt und in der Folge zu enormen Preissteigerungen bei Mahl- und Futtergetreide geführt. Das trifft etwa Mehl oder Back- und Teigwaren”, erläutert Koßdorff. Auch Zucker, Glukosesirup und Alkohol seien um 15 bis 20% angestiegen; die Grundweinpreise für die Sekthersteller haben sich aufgrund der proportionalen Rosé-Preissteigerungen um 25 bis 30% nach oben bewegt. Weiters im zweistelligen Verteuerungsbereich: Speiseöle, Kakao, Molkereiprodukte sowie heimisches Geflügel.

Keine Entspannung in Sicht

Die weltweiten Logistikprobleme fallen etwa bei den (ebenfalls von Ernteausfällen betroffenen) Gewürzen ins Gewicht: Allein die reinen Frachtkosten für Container aus Asien liegen laut Fachverband um rd. 900% über jenen vor dem Pandemie-Ausbruch.

Stark angezogen haben auch die Preise bei Verpackungen jedweder Art, dazu kommen Lieferverzögerungen und Engpässe bei Paletten. Koßdorff resümiert: „Die Situation ist historisch einmalig und sehr angespannt. Solche Marktentwicklungen auf so vielen Ebenen – und das praktisch zeitgleich – stellen die Betriebe der Lebensmittelindustrie vor extreme Herausforderungen. Eine Entspannung der Lage scheint aktuell nicht in Sicht zu sein.” (red)

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