„Angestellte sind keine Hilfssheriffs“: Viel Wirbel um neue Maskenregelung und FFP2-Kontrolle
© APA/Herbert Pfarrhofer
RETAIL Redaktion 16.09.2021

„Angestellte sind keine Hilfssheriffs“: Viel Wirbel um neue Maskenregelung und FFP2-Kontrolle

WIEN. Dass die Handelsangestellten künftig stichprobenartig kontrollieren sollen, welche Kunden ungeimpft sind und deshalb eine FFP2-Maske tragen müssen, erbost die Handelsunternehmen und die Gewerkschaft gleichermaßen. "Wie sollen sich die Beschäftigten auskennen?", kritisiert GPA-Gewerkschafterin Anita Palkovich. "Sie sind nicht die Hilfssheriffs", die gegenüber den Corona-Maßnahmen kritische Menschen kontrollieren sollen.

"Das ist nicht ihr Job", sagte Palkovich. "Der Arbeitsdruck ist enorm hoch, der Handel sucht überall Personal, das heißt, die aktuelle Mannschaft muss das Programm stemmen." Insgesamt seien die Regelungen "kaum noch durchschaubar", kritisierte die für den Handel zuständige Wirtschaftsbereichssekretärin der Gewerkschaft GPA.

Auch die Arbeitgeber im Handel murren. Die Angestellten könnten nicht zusätzlich zu ihrer eigentlichen Tätigkeit auch noch Gesundheitsdaten abfragen, kritisiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Das ist einfach weltfremd."

Kritik kommt auch von den heimischen Shopping-Center-Betreibern (ACSP, Austrian Council of Shopping Places). Diese erklärten heute "mit Nachdruck", dass sie sich außerstande sehen, die neue Regelung "in großer Zahl" zu kontrollieren. "In Österreichs 254 Shopping-Centern verkehren im Durchschnitt etwa 2,3 Millionen Menschen pro Tag", rechnen sie vor.

Diese Einkaufszentren würden oftmals von sehr kleinen Belegschaften geleitet, die teilweise nicht einmal täglich vor Ort seien. "Die Shoppingcenter-Managements haben, wie die Handelsangestellten auch, zum einen mehr als genug andere Aufgaben und sind zum anderen für derartige Kontrollen nicht ausgebildet", so der ACSP am Mittwoch, 15. September 2021, in einer Aussendung. Des Weiteren kritisieren die Betreiber, dass sie noch nie zu Gesprächen über eine praxistaugliche Umsetzung der Coronamaßnahmen eingeladen wurden.

Für WKÖ-Trefelik „machbar"
In ein anderes Horn bläst WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik: „Die neue Corona-Schutzmaßnahmen im Handel sind für die österreichischen Händler machbar. Denn durch die unterschiedlichen Optionen können die Vorgaben je nach Möglichkeit in den Geschäften unterschiedlich umgesetzt werden. Eine Anwendung mit Augenmaß ist sichergestellt“, sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundesparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Mit der neuen Regelung haben insbesondere Geimpfte wieder eine Perspektive auf ein gewisses Maß an Normalität. Genau danach sehnen sich die Kunden, wie unsere aktuelle Gallup-Studie bestätigt.“

Alle österreichischen Händler könnten die Regelungen entsprechend ihren Möglichkeiten in den Geschäften einhalten, so Trefelik. Das gelte sowohl für KMU mit wenig Kunden als auch für Unternehmen mit einer hohen Frequenz. Dabei hält Trefelik fest: „Mit einer höheren Durchimpfungsrate bräuchten wir diese Maßnahmen nicht. Daher appelliere ich einmal mehr an alle Ungeimpften: Lassen Sie sich impfen, damit im heimischen Handel wieder Normalität einkehren kann!“

In der vor Kurzem veröffentlichten und ab sofort geltenden
1. Novelle der 2. Covid-19-Maßnahmenverordnung ist festgelegt, dass Beschäftigte im "nicht-lebensnotwendigen" Handel mit unmittelbarem Kundenkontakt eine FFP2-Maske tragen müssen, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind. Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel mit unmittelbarem Kundenkontakt müssen immer eine FFP2-Maske tragen. (APA/red)

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