Bier braucht auch Planungssicherheit
© Kurt Keinrath
Brauereiverband-Geschäftsführer Florian Berger (l.) und Obmann Sigi Menz genehmigen sich einen Schluck in der Hoffnung auf sukzessive Rückkehr zum Normalbetrieb in der ­Gastronomie.
RETAIL Redaktion 04.03.2022

Bier braucht auch Planungssicherheit

Verbandsobmann Sigi Menz: Was jetzt benötigt werde, seien „finanzielle Fairness sowie politische Stabilität”.

WIEN. Die heimische Brauwirtschaft hat die coronabedingte Durststrecke gemeistert. Zwar gab es auch 2021 Lockdowns und Einschränkungen, vor allem in der Gastronomie, dennoch wurde im Gesamtausstoß ein leichtes Plus erzielt. „Der Bierkonsum hat sich stabilisiert, aber die Absatzwege haben sich verschoben. In den letzten drei Jahren wurde der Inlandsausstoß bei Fassbier mehr als halbiert. Es besteht nach wie vor großer Aufholbedarf in der Gastronomie”, betont Sigi Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs.

Bierabsatz steigt leicht

Der Bier-Inlandsabsatz (inkl. AF-Bier) stieg im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 8,342 Mio. hl. Ebenfalls entwickelten sich die Exporte positiv und erreichten eine Höhe von rd. 1,51 Mio. hl. Der Gesamtausstoß betrug fast 9,9 Mio. hl, was etwa 495 Mio. Krügel Bier entspricht – oder einem Zuwachs von drei Prozent. Allerdings: Die Situation in der Gastronomie bleibt schwierig. 2021 wurden knapp 145.000 hl Fassbier weniger verkauft als im pandemiebedingt ohnedies schon schwachen Jahr 2020 (–15%). Betroffen seien laut Menz speziell kleinere Braue­reien.

„Wir sind – dank des Engagements der einzelnen Brauereien sowie der Unterstützungsmaßnahmen seitens der Bundesregierung – vergleichsweise gut durch die Krise gekommen”, resümiert Menz. „Die Fehlmengen in der Gastronomie jedoch bereiten uns nach wie vor Kopfzerbrechen: Wenn diese geschwächt ist, schadet das letztlich allen Brauereien.”
Hinzu kämen generelle Preisanstiege in allen branchenrelevanten Bereichen. „Die Gesamtmengen – auch wenn sie langsam wieder wachsen – bedeuten noch nicht automatisch wirtschaftlichen Erfolg”, erläutert Menz.
Trotzdem sieht man der Saison 2022 mit vorsichtigem Optimismus entgegen. „Wir hoffen, dass trotz der aktuellen internationalen Lage Tourismus und Gastronomie sukzessive wieder in den Normalbetrieb zurückkehren und die Freude der Österreicher am gepflegten, geselligen Biergenuss wieder mehr Platz im öffentlichen Leben hat.” Was jetzt benötigt werde, seien „finanzielle Fairness sowie politische Stabilität”.

Biersteuer gehört gesenkt

Jetzt aktueller denn je: Die Forderung des Verbandes nach einer Halbierung der Biersteuer auf den Satz der österreichischen Nachbarländer; ein ermäßigter Steuersatz würde den von der Krise hart getroffenen klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen.

Zudem brauchen Gastronomie und Brauereien einheitliche, langfristig stabile Regelungen für ganz Österreich. „Die Sinnhaftigkeit der Tatsache, dass ab Anfang März Wien strengere Zutrittsregeln weitergeführt werden, während alle anderen Bundesländer aufsperren, erschließt sich uns nicht. Gastronomie und Brauwirtschaft haben alle Sicherheitsmaßnahmen zu hundert Prozent mitgetragen. Das werden wir weiterhin tun, aber wir benötigen auch Planungs- und Investitionssicherheit”, so Menz. Letztlich würden die Konsumenten die Sicherheit brauchen, dass sie ein kühles Bier in der Gaststätte ihres Vertrauens konsumieren können. (red)

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