Big Bang am Acker
© AFP/Emmanuel Dunand
„Marriage made in Hell”: Aktivisten demonstrieren in Brüssel vor der Europäischen Kommission gegen die Fusion.
RETAIL Redaktion 13.10.2017

Big Bang am Acker

Eine Bayer-Monsanto-Fusion könnte zu einer zu großen „­Agrarmacht” führen, mit negativen Folgen für die Landwirte.

WIEN. Was haben Sortenrari­täten mit Politik zu tun? Sehr viel, beantwortet der Verein ­Arche Noah die rhetorische Frage. Denn immerhin würde ja an den Verhandlungstischen und im Parlament entschieden, was auf Acker, Feld oder Beet passieren dürfe – und was der Konsument schlussendlich zu sich nimmt. Die Organisation, die auf Initiative von Gärtnern und Bauern entstand und das Saatgut als Grundlage der Ernährung wieder in die eigenen Hände nahm, schaut derzeit sehr genau auf die bevorstehende Megafusion zwischen Bayer und Monsanto.

Drei Großkonzerne bleiben

Mit der Übernahme von Monsanto will Bayer zum weltgrößten Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln aufsteigen. Wird sie genehmigt, dürfen künftig nur drei Großkonzerne den europäischen Markt für Saatgut und Pflanzenschutzmittel beherrschen. „Der Saatgutmarkt wird in seiner Funktionsweise durch oligopole Machtstrukturen fundamental gestört. Denn er benötigt eine Vielfalt an Anbietern, um ein breites Angebot an Saatgut für Landwirte und Gärtner zu schaffen – inklusive Saatgut, das für kleine Betriebe und Bio-Betriebe geeignet ist, wie wir sie in Österreich haben”, so Katherine Dolan, Leiterin des Politik-Teams der Arche Noah.

Bis Jänner 2018 wird der Antrag von Bayer und Monsanto von der EU-Kommission noch geprüft, aber berücksichtige dabei nur „technische Wettbewerbsaspekte”, kritisiert Irene Schanda, Sprecherin von Arche Noah. „Hier handelt es sich aber um eine Entscheidung, die die Entwicklung der europäischen Landwirtschaft maßgeblich bestimmen wird.”

Schlechte Aussichten

Für die Organisation steht fest: Eine Fusion des amerikanischen Saatgut-Riesen, der unter anderem auch das umstrittene Glyphosat herstellt und einsetzt, mit dem deutschen Pestizid-Hersteller hätte gravierende Folgen für die europäische und österreichische Landwirtschaft.

Grund zur Sorge hat Arche Noah wegen der mangelhaften Positionierung der politischen Parteien in Österreich. „Wir vermissen eine klare politische Stellungnahme”, so Schanda. Den Wahlkampf entscheiden offenbar keine Debatten über Agrarpolitik.(red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL