Campari-Aktien im Wert von 1,2 Mrd. Euro beschlagnahmt

WIEN. Aktien im Wert von über 1,2 Mrd. Euro des Mailänder Spirituosenherstellers Davide Campari sind von der italienischen Finanzpolizei beschlagnahmt worden. Die Aktien gehören der in Luxemburg ansässigen Holdinggesellschaft Lagfin. Die Konfiszierung erfolgte nach Börsenschluss am Freitagabend im Rahmen einer Untersuchung der Staatsanwaltschaft von Monza wegen "betrügerischer Steuererklärung", wie Medien berichteten. Die Ermittlungen begannen nach einer Steuerprüfung der italienischen Niederlassung der Holding in den Jahren 2023-2024. Hintergrund ist eine Fusion durch Übernahme im Jahr 2019, bei der Lagfin die italienische Gesellschaft Alicros - die Familienholding der Familie Garavoglia und Hauptaktionärin von Davide Campari - übernommen hatte.

Angeblich keine "Exit-Tax"-Gewinne gemeldet
Laut den Ermittlern wurden bei dieser Fusion keine sogenannten "Exit-Tax"-Gewinne gemeldet, also steuerpflichtige Veräußerungsgewinne, die bei der Verlagerung von Vermögenswerten ins Ausland entstehen. Die nicht erklärten Gewinne belaufen sich auf über 5,3 Milliarden Euro. Diese seien in Italien entstanden, aber bei der Verlagerung ins Ausland nicht besteuert worden.

Konkret habe die Unternehmensgruppe durch eine Reihe komplexer Transaktionen lediglich formal Vermögenswerte auf eine neu gegründete italienische Zweigniederlassung übertragen, während die tatsächliche Verwaltung dieser Vermögenswerte von der ausländischen Muttergesellschaft aus erfolgt sei, lautet der Vorwurf der Ermittler.
Der Betrag von 1,2 Mrd. Euro wurde vollständig durch die Sperrung von Campari-Stammaktien sichergestellt - bis zur Höhe der mutmaßlich hinterzogenen Steuer. Diese Summe entspricht etwa 16% des Aktienkapitals des börsennotierten Unternehmens. Lagfin hält insgesamt 51,8% der Campari-Aktien. Der Börsenkurs lag am Freitagabend bei 6,03 Euro, was einer Marktkapitalisierung von etwas über 7,4 Mrd. Euro entspricht.