Der Retailmarkt ist im Umbruch
© Hey! Steyr/Bruno Klomfar Vienna Austria
Nur ein Einkaufzentrum eröffnete 2019 neu: 60 Mio. Euro ließ sich die Rutter Immobilien Gruppe den Bau des Hey! Steyr kosten.Ankermieter ist Steinecker.
RETAIL Redaktion 14.02.2020

Der Retailmarkt ist im Umbruch

Wenig Neueintritte internationaler Retailer, aber viel Expansionsdynamik: der Real Estate Market Outlook 2020.

••• Von Paul Hafner

WIEN. Der „Real Estate Market Outlook 2020” der CBRE Group berichtet von einem Umbruch des Retailmarkts in mehr­facher Hinsicht: Heuer werden hierzulande mehr neue Flächen in Fachmarktzentren als in Einkaufszentren errichtet, der Großteil davon im Burgenland.

Weitere Punkte: Neueintritte internationaler Händler nahmen 2019 neuerlich stark ab, die Expansionsdynamik ist aber grundsätzlich durchaus hoch; die Mieten für Geschäftsflächen in Wiener Premiumlagen erreichen einen neuen Höchstwert; der Trend Placemaking ist in Österreich angekommen.

Fachmarktzentren

2019 wurde in Österreich nur ein einziges Einkaufszentrum neueröffnet: Das von der Rutter Gruppe entwickelte, 15.000m² große Hey! Steyr öffnete im vergangenen April seine Pforten.

Insgesamt lag die Fertigstellungsleistung in heimischen Einkaufs-und Fachmarktzentren mit rund 50.000 m² nur knapp über dem Tiefstwert des Jahres 2018.
Durch die Neueröffnung zweier weiterer Fachmarktzentren übertrafen die gänzlich neu entwickelten Flächen im vergangenen Jahr jene Einzelhandelsflächen, die durch die Erweiterung bestehender Zentren fertiggestellt wurden.
Im Jahr 2020 werden bei einer erwarteten Fertigstellungsleistung von rund 66.000 m² erstmals seit Jahren mehr Flächen in Fachmarktzentren fertiggestellt werden als in Einkaufszentren; den größten Anteil daran haben zwei Fachmarktzentren in Parndorf.

Trend „Placemaking”

Ein internationaler Trend, der auch in Österreich auf dem Vormarsch ist, ist das erwähnte sogenannte Placemaking, die Schaffung von hochqualitativen Aufenthaltsräumen zur Attraktivierung von Straßenzügen oder Quartiersentwicklungen. So wurden etwa in Wien mit der Rotenturmstraße und in der Otto-Bauer-Gasse bei der Mariahilfer Straße gleich zwei neue Begegnungszonen eröffnet.

Nach einem bemerkenswerten Rückgang von 35 auf 25 Neueintritte internationaler Retailer zwischen 2017 und 2018 ist die Zahl noch einmal drastisch zurückgegangen: Lediglich neun internationale Handelsmarken traten im Vorjahr in den Markt ein, der Großteil der Neueintritte (knapp 90%) erfolgte in High-End-Lagen in Innsbruck und Wien.
Auf Basis der aktuellen Flächengesuche sei für 2020 von einer höheren Anzahl an Markteintritten auszugehen, so Andreas Ridder, Managing Director CBRE Austria & CEE; das Niveau von 2015–2017 (s. Grafik rechts) werde allerdings „aufgrund der sich deutlich veränderten Rahmenbedingungen für den stationären Einzelhandel zukünftig nur noch schwer erreichbar sein”.
Während der Bereich Mode auch im Jahr 2019 mit Umsatzrückgängen und Marktaustritten zu kämpfen hatte, wurde in den Bereichen LEH, Beauty, Entertainment, Sport und insbesondere Discount eine hohe Expansionsdynamik registriert.
Herausragendes Beispiel: Der niederländische Non-Food-Discounter Action, der seit seinem Markteintritt 2015 bereits 57 Filialen in Österreich eröffnet hat.

Mieten erreichen neues Hoch

Während einige Marken im mittelpreisigen Segment in den vergangenen Jahren unter Druck gerieten, zeigt sich das Luxussegment deutlich resilienter gegenüber der Online-Konkurrenz.

Die Folge: Die Nachfrage nach Verkaufsflächen in absoluten Premiumlagen wie dem Kohlmarkt und dem Graben in Wien sei indes deutlich höher als das Angebot.
Mit einer Spitzenmiete von rund 350 €/m²/Monat für Einzelhandelsflächen zwischen 100 und 200 m² zählt der Wiener Kohlmarkt zu den zehn teuersten Einzelhandelslagen Europas. Heuer, so die Prognose, könnten sie sogar weiter ­steigen. Die Entwicklung des Einzel­handelssektors wird von den wirtschaftlichen ­Grundlagen und dem Wachstum des Onlinehandels bestimmt werden; die Aussichten in Kontinentaleuroa sind vergleichsweise besser als in Großbritannien, was auf ein geringeres Ausmaß an Online-Shopping und stärkere Erwartungen an das Wirtschaftswachstum zurückzuführen sei.

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