Deutscher Einzelhandel im Juni unerwartet mit Umsatzschwund
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RETAIL Redaktion 01.08.2023

Deutscher Einzelhandel im Juni unerwartet mit Umsatzschwund

BERLIN. Der deutsche Einzelhandel hat ein schwieriges erstes Halbjahr mit einem unerwarteten Umsatzrückgang beendet. Die Einnahmen fielen im Juni um 0,5 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es sogar einen Rückgang von 0,8 Prozent. Befragte Ökonomen hatten mit einem realen Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet.

In der ersten Jahreshälfte setzten die deutschen Einzelhändler zwar um 3,6 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, real gab es allerdings einen kräftigen Rückgang von 4,5 Prozent.

Ursache dafür sind die Kaufkraftverluste der Verbraucher infolge der hohen Inflation. "Es ist zu befürchten, dass sich die Konsumenten im zweiten Halbjahr weiterhin in Zurückhaltung üben werden", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die Teuerungsrate liegt in Deutschland aktuell mit gut sechs Prozent niedriger als in den beiden ersten Monaten des Jahres mit jeweils 8,7 Prozent. Spürbare Lohnerhöhungen, steuerfreie Inflationsausgleichsprämien und die Rentenerhöhungen könnten in der zweiten Jahreshälfte die Kaufkraftverluste zumindest eindämmen. "Die schlechte Konsumlaune spricht jedoch gegen einen Turnaround", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Der private Verbrauch behält den Status Sorgenkind."

Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet heuer mit einem Umsatzplus von drei Prozent. Inflationsbereinigt dürfte er allerdings um vier Prozent sinken. "Die Rahmenbedingungen bleiben insgesamt schwierig", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen kürzlich. "Insbesondere die nach wie vor hohe Inflation sorgt dafür, dass die Branche nicht richtig ins Laufen kommt." Das von den GfK-Forschern ermittelte Konsumklima-Barometer für August stieg zwar leicht, verharrte aber mit minus 24,4 Zähler tief im negativen Bereich. "Das Niveau wird in den kommenden Monaten niedrig bleiben", sagt GfK-Experte Rolf Bürkl. "Der private Konsum wird demnach keinen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten können."

Besonders stark litt im ersten Halbjahr der deutsche Facheinzelhandel mit Lebensmitteln unter der Kaufzurückhaltung der Kunden: Hier gab es einen realen Umsatzeinbruch von 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch der Internet- und Versandhandel verzeichnete ein deutliches Minus, und zwar von 7,3 Prozent. Die Geschäfte mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren wuchsen hingegen um 7,3 Prozent. (APA)

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