Fahrradbranche: Absatz und Umsatz rückläufig
© EY/Robert Herbst
Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und Partner bei EY-Parthenon.
RETAIL Redaktion 09.08.2024

Fahrradbranche: Absatz und Umsatz rückläufig

Absatz von Fahrrädern auch in Österreich rückläufig: E-Bikes um elf Prozent, mechanische Fahrräder um 23 Prozent.

WIEN. Nach dem Höchststand im Jahr 2022 verzeichnete der europäische Fahrradmarkt 2023 einen Abschwung mit einem Umsatzrückgang um neun Prozent. Deutschland (-4%), die Niederlande (-4%) und Frankreich (-8%) zeigten dabei leichte Veränderungen zum Vorjahr, während die Umsätze in Spanien (-23%) und Italien (-19%) signifikant gefallen sind. Österreich liegt mit einem Rückgang von minus 17 Prozent im unteren Mittel der untersuchten Länder.

Branche: „Muss neue Strategien entwickeln“
„Seit dem Ausbruch der Pandemie gleicht die Nachfrage nach Fahrrädern einer Achterbahnfahrt. Zunächst stieg diese massiv, was zu Rekordverkäufen und hohen Bestellungen führte. Dann kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten und erheblichen Lieferproblemen“, erklärt Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und Partner bei EY-Parthenon. „Nach einem beispiellosen Höhenflug im Jahr 2022 erleben wir jetzt auch am Fahrradmarkt einen konjunkturellen Gegenwind. Die Kauffreude der Konsumenten ist deutlich getrübt, was sich auch bei Fahrrädern in einem Umsatzrückgang niederschlägt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Branche neue Strategien entwickeln muss, um sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und langfristiges Wachstum zu sichern."

Für die Ergebnisse einer Analyse des europäischen Fahrradmarktes der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY wurden sowohl die gesamteuropäischen Daten der EU27 und Großbritannien als auch die landesspezifischen Daten für Österreich, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Italien, Spanien, Belgien und die Schweiz betrachtet.

Unterschiede E-Bike und mechanische Räder
Hinsichtlich der beiden Fahrradvarianten E-Bike und klassische, mechanisch betriebene Fahrräder zeigen sich deutliche Unterschiede: Bei E-Bikes meldeten die Schweiz und Italien einen Rückgang im Absatz von jeweils 19%, während der Markt in Deutschland um nur fünf Prozent zurückging. Österreich lag mit einem Rückgang um elf Prozent im Mittelfeld. Nur in Spanien wuchs der Absatz von E-Bikes um zwei Prozent. Hingegen haben mechanische Fahrräder mit Ausnahme der Niederlande (-6%) landesübergreifend einen starken Rückgang verzeichnet – in Österreich um 23%.

„Es ist eine deutliche Verschiebung der Verbraucherpräferenzen hin zu technologisch fortschrittlicheren und komfortableren Mobilitätslösungen beobachtbar“, erklärt Nikolaus Köchelhuber, Partner bei EY-Parthenon und Experte für die Handels- und Konsumgüterbranche: „Der geringere Rückgang bei E-Bikes im Vergleich zu mechanischen Fahrrädern deutet darauf hin, dass das Segment der E-Bikes möglicherweise widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen ist und ein höheres Wachstumspotenzial aufweist. Der Markt hat vor allem aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und den Entwicklungen hin zur E-Mobilität gute Prognosen – E-Bikes könnten von staatlichen Anreizen und Investitionen in die Radinfrastruktur profitieren. Immerhin beträgt das erhöhte Investitionsbudget der EU für die Fahrradinfrastruktur im Jahr 2024 4,5 Milliarden Euro – zum Vergleich: 2012 waren es noch 600.000 Euro.“

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