Neue Untersuchungen von GLOBAL 2000 und der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigen massive Sicherheitsmängel bei Produkten der Online-Plattformen Temu und Shein. Laut Analyse enthalten zahlreiche Waren gesundheitsgefährdende Chemikalien und verstoßen damit gegen europäische Standards. Für den Handelsverband ist das ein weiteres Indiz für systematische Gesetzesverstöße asiatischer Billig-Marktplätze.
„Kriminelles Massenphänomen“ im EU-Binnenmarkt
„Wenn eine Damenjacke von Temu den EU-Grenzwert für Ewigkeits-Chemikalien um das 4.154-Fache überschreitet, zeigt das die dramatische Schieflage im Onlinehandel auf. Diese Billigstprodukte gefährden die Gesundheit der heimischen Konsument:innen, insbesondere unserer Kinder“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. „Der Kern des Problems ist ein tiefes regulatorisches Ungleichgewicht. Während österreichische Händler jede Vorschrift penibel einhalten müssen, umgehen viele Fernost-Plattformen systematisch Sicherheitsauflagen, Zölle und Steuern. Wir reden hier nicht von Einzelfällen, sondern von einem kriminellen Massenphänomen.“
Jährlich gelangen Milliarden Kleinstpakete nahezu ungeprüft nach Europa. Laut EU-Spielzeugverband sind 95 Prozent der über Temu gekauften Kinderspielzeuge unsicher. Die Folge: massive Wettbewerbsnachteile für heimische Händler und ein Anstieg minderwertiger, potenziell gefährlicher Waren in österreichischen Haushalten.
Marktmacht wächst rasant
Temu liegt mit einem geschätzten Umsatz von 341 Millionen Euro bereits auf Platz 4 der größten Online-Marktplätze in Österreich, Shein erreicht Rang 7. „Jeder zweite Österreicher hat bereits mindestens einmal bei einer chinesischen Shopping-Plattform wie Temu, Shein oder AliExpress eingekauft“, sagt Will. Der Handelsverband reichte 2024 eine UWG-Beschwerde gegen Temu bei der Bundeswettbewerbsbehörde ein – die Ermittlungen laufen.
Neben gesundheitlichen Risiken kritisiert der Verband auch finanzielle Schäden. „Der scheinbar günstige Warenbezug über Fernost-Plattformen kommt uns letztlich teuer zu stehen. Millionen falsch deklarierter Pakete entziehen unseren Städten und Gemeinden wichtige Kommunalsteuereinnahmen“, so Will.
Handelsverband fordert Plattformhaftung
Als Lösung fordert der Handelsverband eine nationale Plattformhaftung. Fernost-Anbieter sollen wie europäische Händler für korrekte Warendeklarationen und Steuern haften. Funktioniert dieses Modell, könnte es auch die Flut falsch deklarierter Pakete eindämmen und den Wettbewerb fairer machen.
„Es ist völlig absurd, dass viele E-Commerce-Plattformen aus Drittstaaten zurzeit keinerlei Verantwortung für ihre Produkte tragen, während heimische Händler für jedes einzelne CE-Zeichen geradestehen müssen. Wir brauchen endlich eine rechtliche Gleichstellung in Form einer Plattformhaftung. Die Politik muss zum Schutz der Bevölkerung und der 615.000 Jobs im Handel sofort handeln. Wenn nichts passiert, werden Temu und Shein bald hinter Amazon unter den Top 3 der größten Webshops in Österreich liegen“, so Will. (red)
