WIEN / WR. NEUDORF / SALZBURG. Der Lebensmittelhandel darf wegen der Corona-Pandemie schon seit November 2020 nur bis 19 Uhr öffnen, vorher war im urbanen Bereich oft bis 20 Uhr offen. Am Wochenende war nach einem Medienbericht Verwirrung darüber entstanden, ob man nach Ende der Ausgangsbeschränkungen auch tatsächlich zu den zuvor gewohnten Öffnungszeiten zurückkehrt, denn Aussagen einer Gewerkschafterin hatten auf Widerstand der Arbeitnehmervertreter hingedeutet. Doch nun ruderte die GPA zurück.
"Die Gewerkschaft will die Öffnungszeiten nur so lange bis 19 Uhr umgesetzt wissen, so lange Ausgangsbeschränkungen gelten", stellte ein Sprecher der GPA am Sonntag gegenüber der APA klar. "Danach sollen keine verkürzten Öffnungszeiten mehr gelten." Der Gewerkschaftsvertreter sprach von einem "Missverständnis".
Die derzeitige 19 Uhr-Regel im Handel haben die Sozialpartner wegen der Coronavirus-Pandemie ausverhandelt; Handelsangestellte sollten wie auch Kunden rechtzeitig vor der Ausgangsbeschränkung um 20 Uhr nach Hause kommen.
"Viele Menschen in Österreich sind im Homeoffice, können daher auch insgesamt ihren Tag anders strukturieren", hatte Anita Palkovich von der Gewerkschaft GPA am Samstag gegenüber dem ORF Wien argumentiert. "Von dem her sehe ich eigentlich kein Problem, dass das funktioniert." Die Vorteile für Handelsangestellte würden bei einer lediglich elf Stunden langen Öffnung jenes Argument überwiegen, wonach bei einer zwölfstündigen Öffnung alle ihr Einkaufsbedürfnis decken könnten. "Dieses Argument lass' ich einfach nicht gelten", sagte Palkovich. Von Wirtschaftskammer und Handelsverband war daraufhin umgehend Kritik an der Gewerkschaft gekommen. "Sobald die Ausgangsbeschränkungen zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr Früh wieder aufgehoben werden, muss es auch eine Rückkehr zur Normalität bei den Öffnungszeiten geben", teilte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik in einer Aussendung mit. "Es handelt sich um ein kommunikatives Missverständnis, wenn Gewerkschaftsvertreter das nun anders sehen." Und: "Im Homeoffice wird ja gearbeitet und nicht während der Arbeitszeit eingekauft."
Freilich hätten die Supermärkte gerne wieder ihre alten Öffnungszeiten, gab es zum Teil doch auch Widerstand gegen die verpflichtende Verkürzung. Rewe (Billa, Penny u.a.) argumentiert damit, dass die kürzere Öffnung zu Stoßzeiten nach Dienstschluss anderer Berufsgruppen führe. Spar (Spar, Interspar, Eurospar) - das Unternehmen war zur Beginn der kürzeren Öffnung eher kritisch - würde zu längeren Öffnungszeiten noch während der Ausgangsbeschränkungen "auch nicht Nein sagen", zitierte der ORF Wien eine Sprecherin.
"Eine Rückkehr zu den normalen Öffnungszeiten wäre für die Bevölkerung ein Schritt in Richtung Normalität und würde zudem die Kundenströme entzerren. Das wäre im Sinne einer Kontaktreduzierung hilfreich", hieß es laut dem Bericht weiters aus der Spar-Pressestelle. "Zu beachten ist, dass aufgrund der verkürzten Öffnungszeiten auf 19 Uhr gerade berufstätige Kunden nach Dienstschluss eine zeitlich eingeschränkte Einkaufsmöglichkeit haben und es damit vermehrt zu Stoßzeiten kommen kann", hieß es von Rewe.
So argumentiert auch der Handelsverband. (red)