WIEN. Am Mittwoch starteten die Verhandlungen zum Handelskollektivvertrag für die rund 532.727 Beschäftigten (Stand 2015) im österreichischen Handel. Bereits in der ersten Runde einigten sich Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter auf eine Inflationsrate von 0,8 Prozent, die als Basis für die Gehaltsverhandlungen herangezogen wird. Die Gewerkschaft der Privatangestellten Druck, Journalismus, Papier (GPA djp) gab die genaue Höhe ihrer Forderung nicht bekannt. Die Arbeitnehmervertreter Franz Georg Brantner und Anita Palkovich sagten vor Verhandlungsbeginn lediglich, dass sich diese an der Branchenentwicklung und der Inflationsrate orientiert.
Divergente Ansichten
Da es im Handel im vergangenen Halbjahr kein großes Plus gegeben hatte, könne man auch kein dickes Plus bei den Gehältern erwarten, stellte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer und Arbeitgebervertreterin, klar. Des Weiteren hätte die Einführung der Registrierkassenpflicht den Handel belastet und die Steuerreform nicht das erhoffte Zusatzgeschäft gebracht.
Von den immer wieder erwähnten 1.700 € Mindestlohn sei man noch weit entfernt. „In ein paar Jahren werden wir sicher bei 1.700 Euro sein”, das werde aber noch dauern, so Thalbauer. Wenn es nach den Arbeitnehmervertretern geht, sollte diese Annäherung schneller vonstattengehen. Die Gewerkschaft möchte außerdem die sechste Urlaubswoche, eine rechtliche Absicherung des Papamonats im Kollektivvertrag und die volle Übernahme der Internatskosten von Lehrlingen durchsetzen. Die Arbeitgeberseite fordert ihrerseits die Streichung der Öffnungszeitenzuschläge von Montag bis Freitag bis 20 Uhr.
Wirtschaftsmotor Handel
Arbeiterkammer Präsident Rudi Kaske fordert in einer Aussendung faire Abschlüsse für die Beschäftigten im Handel. Er hebt einmal mehr die hohe Bedeutung des Handels für die österreichische Volkswirtschaft hervor: Rund ein Drittel der Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft sei dem Handel zuzuordnen, daher sei es „besonders wichtig, dass die Beschäftigten fair entlohnt werden”, so Kaske. Der Arbeiterkammer-Chef bezieht sich auf das Bank Austria Konjunkturbarometer und hebt die Wichtigkeit von privatem Konsum hervor. Die Österreicher hielten mit ihren Ausgaben den Wirtschaftsmotor am Laufen, daher werde der private Konsum, auch wenn er schwächer wird, weiterhin die treibende Kraft bleiben, heißt es in der Aussendung. „Genau diese Entwicklung müssen die Verantwortlichen vor Augen haben, wenn die Zahlen vor und nach dem Komma verhandelt werden”, appelliert Kaske. Laut BA Konjunkturbarometer werden die Einzelhandelsumsätze heuer das Vorjahresplus von 1,6 Prozent real übersteigen. (nn)