Innovationsfauler LEH in Österreich?
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RETAIL Redaktion 08.07.2022

Innovationsfauler LEH in Österreich?

Eine Kearney-Studie stellt dem LEH ein schlechtes Zeugnis wegen mangelnder Innovationskraft aus.

WIEN / DÜSSELDORF. „Der ohnehin margenschwache Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist im internationalen Innovationswettbewerb schlecht aufgestellt”, sagt Mirko Warschun, Handelsexperte und Partner der internationalen Managementberatung Kearney. „Den eskalierenden Kosten und aggressiven Wachstumsstrategien aus dem Online- und Technologiebereich können die Einzelhändler fast nichts entgegensetzen.”

Einkaufserlebnis mangelhaft

Denn während laut Warschun die internationale Konkurrenz Innovationen mit spürbaren Kundenvorteilen zur Marktreife bringt, „bleiben die deutschsprachigen Einzelhändler mehrheitlich in Bereichen, die ihnen beim Einkaufserlebnis nichts bringen”. Die Handelsexperten von Kearney haben die im Lebensmittelhandel weltweit angemeldeten Patente im Detail untersucht und zueinander in Relation gebracht. Die Analyse zeigt: Händler in Österreich haben trotz solider Innovationsgeschichte (etwa: Produktdisplays) in den letzten fünf Jahren weniger Innovationen hervorgebracht als die internationale Konkurrenz.

Trendsetter Walmart

So hat beispielsweise Walmart 92% von seinen mehr als 2.000 Patenten seit 2016 angemeldet, während von Spar nur gut 20% der insgesamt mehr als 100 gemeldeten Patente auf die letzten fünf Jahre entfallen. Die Anzahl der Patente unterstreicht, dass Innovationen einen hohen Stellenwert haben.

Dennoch: Die meisten Patente stammen im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel nicht aus Spitzentechnologien, sondern aus traditionellen Bereichen wie Produktpräsentationen, Kassensystemen und Speisenzubereitung. Auch von Hofer und Billa (Rewe) seien nur geringe Innovationsimpulse zu sehen.
Unterdessen konzentrieren sich internationale Einzelhändler und reine Online-Anbieter auf Blockchain, das Internet der Dinge, autonome und Drohnenlieferung sowie virtuelles Einkaufen.

Zu wenig differenzierbar

Die meisten Innovationen der Händler hierzulande seien laut Kearney imitierbar und nicht differenzierbar – sie tragen nicht viel zum Branding bei. Im Gegensatz dazu würden neue Marktteilnehmer wie Technologie-Stasrt-ups disruptive Innovationen inklusive Erlebniseffekte bieten. So stellen etwa die Lebensmittel-Lieferdienste Gorillas und Flink innerhalb von zehn Minuten zu, und der Kochboxen-Anbieter HelloFresh hat die gesunde Ernährung zu Hause neu erfunden. (red)

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