••• Von Georg Sohler
Die Zeiten sind für das produzierende Gewerbe durchaus als turbulent zu beschreiben. Wie blickt Österreichs größter Milchverarbeiter, der jüngst den 30. Geburtstag feierte, auf das Geschäft? „Die Zeiten sind fordernd, aber eben für alle gleich fordernd, daher beklagen wir uns nicht”, erklärt Geschäftsführer Josef Braunshofer gegenüber medianet.
Mit ein Grund ist der Verkauf der Produkte ins nahe und ferne Ausland. Österreich exportiert mehr, als importiert wird. Aber vor allem der gemeinsame Wirtschaftsraum innerhalb der EU hat nicht nur Vorteile. Und dann kommen auch noch sich ändernde Ernährungsgewohnheiten, Nachhaltigkeit und Co. dazu. Wie geht Berglandmilch also damit um?
Teils zu viel Reglementierung
Etwa mit der Nachhaltigkeit. Da hat Berglandmilch bereits sehr viele Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise die international viel beachtete Wiedereinführung der nachhaltigen Mehrwegglas-Verpackung mit einem Regionalkonzept sowie den Beschluss, aus fossilem Erdgas als Energieträger auszusteigen. „Für uns bedeutet ‚Nachhaltigkeit', die Versorgung der Menschen mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln so zu sichern, dass die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen keinen Schaden davonträgt”, meint Braunshofer und stellt klar, dass man sich der Verantwortung als größtes österreichisches Unternehmen im landwirtschaftlichen Bereich durchaus bewusst ist.
Doch die EU fordert einiges ein. Ein gewisses Verständnis hat er dafür: „Bis zu einem gewissen Grad sollte man Nachhaltigkeit schon auch einfordern können – schließlich nimmt jeder Einfluss auf die Zukunft der nächsten Generationen. Und nur gemeinsam kann man große Ziele auch erfüllen.” Aber man wolle „so wenig Vorgaben wie möglich. Die EU hat die letzten Jahre in einigen Bereichen in Sachen Reglementierung über das Ziel hinausgeschossen. Wir hoffen, dass dies jetzt korrigiert wird.”
Trend zu weniger Milch
Doch nicht nur Vorgaben der EU sind offenbar diskutabel, auch der Zeitgeist ist herausfordernd. Das schlägt sich beispielsweise in der Empfehlung des Gesundheitsministeriums nieder: weniger Milch bzw. tierische Produkte sollen auf die Teller. Sind die rund 8.500 Milchhöfe auf eine Zeit, in der weniger Tierprodukte nachgefragt werden, gut vorbereitet oder wird dieser Markt überschätzt?
Milch und Milchprodukte seien per se wertvolle Lebensmittel, so Braunshofer. Sie hätten in der österreichischen Ernährungspyramide ihren fixen Platz. Bei Berglandmilch registriert man zudem, dass die Ernährungskultur in Österreich stark mit Milch und Milchprodukten zusammenhängt; insbesondere fermentierte und proteinreiche Milchprodukte liegen im Trend.
Ist man zukunftsfit?
Insofern zeigt sich Braunshofer entspannt: „Die neuen Ernährungsempfehlungen berücksichtigen laut Herausgeber nicht nur mehr reine Ernährungsaspekte, sondern auch Umweltauswirkungen. Hier liegen wir aber in Österreich bei der Milchproduktion im absolut grünen Bereich.”
Das ändert aber nichts daran, dass sich die Milchwirtschaft auf eine Zukunft vorbereiten muss, die anders sein wird. „Eine zukunftsfitte Erzeugung von Lebensmitteln geht definitiv Hand in Hand mit dem Thema Nachhaltigkeit und Tierwohl”, sagt er und verweist auch auf die bereits umgesetzten Maßnahmen, wie eben den Einsatz erneuerbarer Energien, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bis hin zu einer nachhaltigen Landnutzung und einem achtsamen Umgang mit Tieren.
„Die Milcherzeugung der Berglandmilch-Milchbauern ist kleinteilig und standortbezogen. Unsere Bauern füttern keine Futtermittel aus Übersee. Das alles sind für uns wesentliche Elemente einer zukunftsfitten Lebensmittelproduktion.”
Innovationen angehen
Dazu braucht es auch eine Offenheit neuen Technologien gegenüber. Dies bringt dann eben nachhaltige Innovationen hervor, wie die Mehrweg-Gebinde oder Convenience-Verpackungen im Bereich Scheiben und Reibkäse, aber auch interessante Produkte, wie die jüngst gelaunchte Wiesbauer-Wurst mit Schärdinger-Käse.
Für beide Unternehmen eine gute Möglichkeit, sich als Marke zu positionieren, handelte es sich doch um die erste derartige Kooperation in Österreich. Und auf die Marke kommt es an.
Der Wert der Marke
Zwar bedient man auch selektiv die Handelsmarken der großen LEH-Player, die die Segmente abrunden, aber im Mittelpunkt steht die Marke. Braunshofers abschließende Sätze dazu können insofern auch als die Antwort auf alle Fragen unserer Zeit gelten, zumindest aus Sicht eines Lebensmittelproduzenten: „Wir verstehen uns als Markenartikelhersteller und als solcher sind wir natürlich bemüht, unseren Handelspartnern innovative Produkte anzubieten. Denn Marken geben den Konsumenten Sicherheit, sie garantieren Qualität und Herkunft, sind nicht austauschbar.” Und weil die Produkte des Hauses eben für sich stehen, erwartet man sich in den folgenden Jahren auch Stabilität.