WIESBADEN. Nicht während Corona, sondern unmittelbar nach dem Ende der Pandemie verzeichnete der europäische Markt für Outlet Center erstmals eine leichte Schrumpfung. Betroffen waren hiervon aber nicht die Umsätze, sondern die Zahl der Standorte und die Outlet-Fläche, welche jeweils leicht zurückgingen. Ein Novum für diese sonst so erfolgreiche Vertriebsform des Einzelhandels, die – anders als der sonstige Modehandel - den Herausforderungen des Online-Shoppings bislang problemlos trotzen konnte und auf stetes Wachstum programmiert war.
Ursächlich für diese Wachstums-Delle sind Effekte, welche zwar auf die Zwangsschließungen während Corona zurückgeführt werden können, sich aber erst etwas zeitverzögert nach dem Ende der Pandemie bemerkbar machten. So konnten sich auch die Outlet Center weder den stark gestiegenen Baukosten noch einer veränderten Finanzierungskulisse entziehen. Dazu kamen die Ansprüche vieler Mieter nach sogenannten Incentives, wie Ausbaukostenzuschüsse und mietfreie Zeiten, welche zu den nur moderat gestiegenen Mietpreisen in einem wirtschaftlichen Missverhältnis standen.
Die Wachstums-Delle scheint aber bereits weitgehend überwunden zu sein und der Outlet-Markt nimmt wieder Fahrt auf. Denn wie die neuesten Marktdaten der Wiesbadener Wirtschaftsberatung ecostra illustrieren, kommen aus diesem Markt wieder erkennbare Wachstumssignale. Die aktuell registrierten Zuwächse sind quantitativ zwar noch vergleichsweise bescheiden, allerdings deuten verschiedene neue Projekte in der Entwicklungspipeline an, dass sich hier in naher Zukunft noch einiges bewegen wird.
Zahl der Outlet-Standorte und -Flächen in Europa steigt
In den letzten 12 Monaten stieg die Zahl der Fabrikverkaufszentren in Europa - per Saldo der Neueröffnungen und Schließungen - leicht auf 198 in Betrieb befindliche Center (+ 0,5 %). Deren gesamte Verkaufsfläche wuchs im selben Zeitraum dagegen um ca. 7,6 % deutlich stärker auf nun knapp 3,3 Mio. m². Eine der bedeutendsten Neueröffnungen stellte das „Designer Outlet Paris-Giverny“ in Douains (Frankreich) dar, das vom europäischen Marktführer McArthurGlen unmittelbar an der Autobahn zwischen Paris und Le Havre realisiert wurde.
Andere Center, wie z.B. das „Sevilla Fashion Outlet“ in Spanien, führten Erweiterungsmaßnahmen durch. Das Standort- und Flächenwachstum wurde dabei selbst durch statistische Effekte nur wenig beeinflusst. So haben die ecostra-Researcher das seit dem Jahr 2010 in der bulgarischen Hauptstadt in Betrieb befindliche „Sofia Outlet Center“ aufgrund massiver Leerstände und zwischenzeitlich nahezu völlig fehlender Markenstores aus der Bestandsstatistik genommen.
Baldiger Ersatz
Jedoch ist in diesem nationalen Markt mit baldigem Ersatz zu rechnen: Östlich von Sofia läuft an einem autokundenorientierten Standort die bereits weit fortgeschrittene Planung für das „Outlet Village Sofia“, das eine deutlich professionellere Konzeption erwarten lässt und als neuer Nutzungsbaustein in eine bereits erfolgreiche Fachmarktagglomeration integriert werden soll. Der Vermietungsstart für das „Outlet Village Sofia“ erfolgte auf der Mapic 2023 in Cannes. Das Mieterinteresse an dem Standort scheint durchaus hoch zu sein.