Plastikmüll kostet Steuerzahler 220 Mio. Euro
© Mitja Kobal / Greenpeace
RETAIL Redaktion 19.04.2022

Plastikmüll kostet Steuerzahler 220 Mio. Euro

Verpackungsmüll in Österreich wächst; EU-Plastiksteuer soll nicht von Steuerzahlern, sondern von Plastikproduzenten bezahlt werden; Greenpeace fordert Umstieg auf Mehrweg.

WIEN. Eine aktuelle Greenpeace-Berechnung zeigt: Die massive Flut an Plastikverpackungsmüll kostet die Steuerzahler in Österreich seit dem letzten Jahr bereits 220 Mio. €. Der Grund dafür ist die seit dem 1. Jänner 2021 in Kraft getretene Plastiksteuer der EU. Auf jedes Kilogramm nicht recycelten Plastikverpackungsmüll hebt die EU seit dem letzten Jahr 80 Cent ein. Für das Geld hätten in Österreich etwa zehn Mehrweganlagen mit einer Kapazität von 60 Mio. Flaschen jährlich errichtet werden können. Greenpeace fordert vom österreichischen Finanzminister Magnus Brunner, dass die EU-Plastiksteuer von den Plastikproduzenten bezahlt wird. Zudem sollen Hersteller und Händler so rasch als möglich auf Mehrwegverpackungen umsteigen, so Greenpeace.

“Die Plastiksteuer trifft in Österreich genau die Falschen. Anstatt die für die Plastikflut verantwortlichen Konzerne zur Kassa zu bitten, werden die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gestraft. Diese Verfehlung von Ex-Finanzminister Blümel muss durch die ÖVP rasch beseitigt werden”, fordert Sebastian Theissing-Matei, Sprecher bei Greenpeace in Österreich. In Deutschland etwa hat die neue Koalition entschieden, die Plastiksteuer von Herstellern und Händlern zahlen zu lassen. In Österreich fallen jährlich rund 300.000 t an Plastikverpackungsmüll an, über 200.000 t davon werden nicht recycelt. Offiziell wurden 2019 lediglich 30,8% des Mülls recycelt, doch laut der Altstoff Recycling Austria (ARA) ist die Quote in der Praxis noch niedriger. Im EU-Vergleich liegt Österreich damit auf dem viertletzten Platz. In den Niederlanden oder in Schweden werden 57% beziehungsweise 53% der Plastikverpackungen recycelt. Der EU-Durchschnitt liegt bei 41%.

“Grundsätzlich gilt bei Verpackungsmüll: weniger ist mehr. Händler und Hersteller können in vielen Fällen Verpackungen einfach weglassen oder auf Mehrweg umsteigen”, so Theissing-Matei. Um Plastik zu reduzieren, fordert Greenpeace den raschen Ausbau von österreichweiten Mehrweg-Systemen. Wichtig sind insbesondere Poolflaschen - also einheitliche Flaschen -, die von mehreren Herstellern verwendet werden. Ein Beispiel ist die 0,5 l-Bierflasche, die von vielen Brauereien genutzt wird. Die Poolflaschen können leichter sortiert sowie schneller und öfter befüllt werden. Auch die Transportstrecken können optimiert werden.

Um den Umstieg auf Mehrweg zusätzlich zu beschleunigen, fordert Greenpeace von der Bundesregierung eine Abgabe auf alle Einwegverpackungen. Ein Vorbild dafür kann die Stadt Tübingen sein. Dort werden seit Anfang 2022 je 50 Cent auf Einwegverpackungen von Gastronomiebetrieben, Bäckereien oder Tankstellen eingehoben. Gleichzeitig unterstützt die Stadt Gastronomen mit bis zu 500 € bei der Anschaffung von Mehrweggeschirr. (red)

Factsheet zum Thema EU-Plastiksteuer finden Sie hier: https://act.gp/38wexjS

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