Rom. Die EU-Kommission hat die italienische Regierung in einem offiziellen Brief dazu aufgefordert, das bestehende nationale Verbot für den Einsatz von „Milchpulver, Kondensmilch und rekonstituierter Milch” für die Erzeugung von Milchprodukten abzuschaffen. Naturgemäß geht das Nachhaltigkeits-Netzwerk Slow Food auf die Barrikaden. Denn in Italien, jenem Land, welches wie kein anderes berühmt ist für sein Essen, durften Milcherzeugnisse bis dato nur mit echter und frischer Milch hergestellt werden: Ein Qualitätsgarant, sozusagen. Nun will also die EU-Kommission, dass Italiens Verbot von Milchersatzmitteln fällt, weil es den freien Handel von Waren einschränke.
Italien als Modell für Europa
Slow Food unterstützt das nationale Verbot aber nicht nur, sondern plädiert dafür, die geltende Regelung auch auf andere EU-Länder auszuweiten. „Der Einsatz von Milchersatzmitteln bedroht die traditionelle handwerkliche Herstellung und die Vielfalt an traditionell hergestellten Produkten und leistet der Verbrauchertäuschung Vorschub. Die Auflage der EU-Kommission geht in die falsche Richtung und eine Umsetzung zulasten von traditionellem Wissen und biologischer Vielfalt”, hieß es in einer Presseaussendung. Die italienische Position sei ein Modell für die handwerkliche Käseproduktion in Europa, weshalb die Regierung in Rom dem Druck in Brüssel nicht nachgeben dürfe.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Qualitätsprodukte immer mehr durch industriell erzeugte Produkte ersetzt werden, die zunehmend auf natürliche Zutaten verzichten. Genau deswegen bedarf es einer verstärkten Bewusstseinsbildung der Konsumenten auf europäischer Ebene”, so Slow Food. „Nach der Schokolade ohne Kakaobutter und dem Wein ohne Weintrauben versucht die Agrarindustrie, sich jetzt auch des für Italien wichtigen Molkereisektors anzunehmen. Die Annahme der Forderung aus Brüssel hätte verheerende Konsequenzen für diesen ohnehin angeschlagenen Wirtschaftssektor”, kommentiert Piero Sardo, Präsident der Slow Food-Stiftung Biodiversität. (dp)