Shoppingzonen werden zum Haifischbecken
RETAIL daniela prugger 16.01.2015

Shoppingzonen werden zum Haifischbecken

Einzelhandel Weniger Einzelhandel, zunehmende Leerstandsquoten, mehr Treffpunkt, umfassendes Gastronomie-Angebot

Im vergangenen Jahr eröffneten vor allem internationale Handelsketten in Österreichs Shoppingzonen.

Wien. eCommerce, Überalterung und Expansionshunger – so steckt die Beratungsgesellschaft Standort + Markt die aktuellen Parameter der Handelsbranche ab. Antworten auf Fragen danach, was sich in der räumlichen Handelslandschaft und beim Kaufverhalten der Österreicher konkret tut, bietet das Unternehmen mittlerweile jährlich in einem detaillierten Einzelhandelsbericht. Für das Jahr 2014 analysierten die Experten die Handelszonen der 18 größten Städte Österreichs.

Insgesamt rund 8.800 Shops gibt es in den begutachteten Handelszonen, die Geschäftsfläche beträgt fast 1,5 Mio. m2. „Wenn man sich nun die innerstädtischen Einzelhandelsensembles hinsichtlich ihrer Geschäftsflächenkapazitäten ansieht, dann führt dieses Ranking – und das ist keine Überraschung – die Wiener Mariahilfer Straße an”, erklärt Roman Schwarzenecker von Standort + Markt. Trotzdem hat sich die Geschäftsfläche der inneren Mariahilfer Straße aufgrund der Umkonzeptionierung von La Stafa verringert.

Leerstandsquote nimmt zu

Doch die Untersuchung zeigt auch, dass der Leerstand in den insgesamt 22 begutachteten City-Shoppingzonen mit 4,3% nur geringfügig höher liegt, als in Österreichs Shopping Centern (3,6%). „Ruft man sich aber die letztjährige Auswertung ins Gedächtnis, so ist eine Verschlechterung der Leerstandsquote um einen Prozentpunkt feststellbar”, so Schwarzenecker. Die geringste Leerstandsquote weist derzeit die Meidlinger Hauptstraße in Wien auf. Außerdem beobachtbar ist ein zunehmender Konzentrationsprozess im Handel in den Cities. Dagegen verlieren die Nebenlagen und Seitenstraßen weiter an Bedeutung. Betrachtet man die landesweiten Shop-Neueröffnungen des vergangenen Jahres, so handelt es sich überwiegend um Geschäfte und Marken internationaler Handelsketten: COS (H&M), Bershka (Inditex), Hard Rock Cafe, Vapiano und so weiter. Es kann also durchaus behauptet werden, dass eine gewisse Verdrängung kleiner Boutiquen und Fachgeschäfte aus den sogenannten A-Lagen der Shopping-zonen stattfindet. Erklären lässt sich dieses in vielen europäischen Städten beobachtbare Phänomen unter anderem mit der Höhe der Laden-Mietpreise. Durchschnittlich liegt dieser nämlich bei 60 €/m2 in den A-Lagen, in den B-Lagen hingegen bei lediglich 21 €.

Retail Parks wachsen

In den 15 größten Städten Österreichs wiederum fand (innerhalb des Beobachtungszeitraums und auf die analysierten Shoppingzonen bezogen) sogar ein Flächenwachstum statt – plus 3,2%. „Der sogenannte Wachstums-Kaiser war primär die Agglomerationsklasse Retail Parks (+8,5%). Auf dem zweiten Platz folgen die Fachmarktagglomerationen (+6,7%)”, führt Hannes Lindner von Standort + Markt aus. Auffallend ist, dass sich in diesen Agglomerationen immer stärker Kurzfristbedarfsanbieter – also Supermärkte, Verbrauchermärkte, Drogeriemärkte und Lebensmitteldiskont – etablieren, „eine raumordnungstechnisch fragwürdige Entwicklung, bieten doch diese unkoordiniert gewachsenen Agglomerationen weder aus Konsumentensicht, noch aus der Perspektive des Einzelhandels zeitgemäßen Komfort”, so Lindner.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL