ESSEN/WIEN. Die Signa-Tochter Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Galeria sucht demnach einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria. Zuletzt wurden etwa die thailändische Central Group oder die Droege Group als potenzielle Interessenten genannt.
Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein." Auch Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl hält Galeria für zukunftsfähig. Einem einzelnen Investor oder Konsortium könnte das Unternehmen zwischen sechs und siebzehn Prozent Rendite bieten, sagte er der "Wirtschaftswoche".
Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des Tiroler Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet - darunter die Signa Retail Selection AG, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu. Signa hatte für die Sanierung 200 Mio. Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.
Ob GKK mit der Zahlung rechnen kann, ist weiter unklar. Der österreichische Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze von der Gläubigerschutzorganisation KSV1870 geht nicht davon aus. Er kenne jedoch die entsprechenden Zahlungsvereinbarungen nicht, betonte Götze, dessen Organisation im Gläubigerausschuss der Holding-Insolvenz vertreten ist. Der Insolvenzverwalter von Signa Holding wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Galeria betreibt aktuell 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Menschen.
Was die neue Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat an die Beschäftigten jedenfalls appelliert, "dem Unternehmen die Treue zu halten". "Wir haben jetzt den Insolvenzgeldzeitraum bis Ende März", sagte Rechtsanwalt Stefan Denkhaus am Dienstag in Essen. Die Bundesagentur für Arbeit habe mitgeteilt, dass Insolvenzgeld auch in diesem Verfahren gezahlt werde. "Geben Sie uns die Chance, dass wir gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen und in eine gute Zukunft führen."
In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Mio. Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.
Diesmal hat die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Der muss ein Gutachten erstellen, ob die Insolvenzantragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird das Verfahren eröffnet. Die Erstellung eines Insolvenzplans kann entweder schon jetzt durch die Geschäftsführung oder nach der Verfahrenseröffnung durch den Insolvenzverwalter erfolgen.
Der Insolvenzexperte Manfred Hunkemöller hält es für möglich, dass Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) erneut gerettet werden kann. "Ich bin sicher, dass Galeria, richtig geführt, wieder erfolgreich sein kann. Dann hat das Format Kaufhaus eine Chance", sagte Hunkemöller der Deutschen Presse-Agentur. "Die neue Geschäftsführung hat zuletzt viel richtig gemacht, das Unternehmen zu sanieren. Sie hat das Pech, dass der Gesellschafter seinen Verpflichtungen nicht nachkommt."
"Wir als Gewerkschaft werden mit den Beschäftigten für ihre Zukunft kämpfen", sagte Silke Zimmer, im Verdi-Bundesvorstand zuständig für den Handel, am Dienstag laut einer Mitteilung. "Vom neuen Insolvenzverwalter fordern wir, alles daranzusetzen, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung, die das Unternehmen in den letzten Monaten genommen hat, fortgesetzt werden kann und die verbliebenen rund 12.000 Arbeitsplätze erhalten bleiben."
GKK hat am Dienstag zum dritten Mal innerhalb von weniger als vier Jahren Insolvenz angemeldet. Das letzte Insolvenzverfahren war erst Ende Mai 2023 aufgehoben worden. Im Zuge dessen hatte die Signa-Holding, die aktuell noch Eigentümer von Galeria ist, 200 Mio. Euro für die Sanierung zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollten dem Vernehmen nach im Februar 2024 fließen. Inzwischen ist jedoch unsicher, ob das Geld von der ebenfalls insolventen Signa-Holding noch kommen wird.
Insolvenzexperte Hunkemöller zufolge gerät Galeria infolgedessen nun in Schieflage. "Dadurch kippt die Bilanz. Obwohl sich das Geschäft gut entwickelt hat, macht das Unternehmen weiter Verluste und die Überschuldung nimmt zu.“ (APA)