Marchegg liegt im äußersten Osten Niederösterreichs. Hier baut die Familie Michaeler Süßkartoffeln an. Wie aber kommt diese Pflanze aus Südamerika an die slowakische Grenze? Dafür sind ein paar Entwicklungen notwendig, unter anderem der richtige Boden. Auf Initiative von Ja! Natürlich konnten Journalisten neulich genau ergründen, wie es dazu kam. Dort hat die namensgebende Familie einen Bauernhof, auf dem nicht nur seit 20 Jahren Gemüse in Bio-Qualität produziert wird. Darüber hinaus verschreibt man sich schon länger der Vermittlung von Wissen über bäuerliches Handwerk.
Der Hof selbst war eine Sodafabrik, die Vorgängergeneration pachtete das Betriebsgelände 1967. Seit über 20 Jahren ist Gerhard Michaeler mit seiner Familie auf immer mehr gepachteten Flächen Ja! Natürlich-Partner. Deren Geschäftsführerin Klaudia Atzmüller liefert eingangs Zahlen: „Österreich ist ein Bioland. Innerhalb von zehn Jahren ist der Anteil im Lebensmitteleinzelhandel von 7,5% auf 11,1% gestiegen, also um knapp 50% gewachsen. Bei Billa ist der Anteil sogar noch höher.“ So viel im Einkaufswagen ist in Europa ein Spitzenwert, der Durchschnitt beträgt zum Beispiel im Nachbarland Deutschland sieben Prozent. Mit über 27% Bio-Anbaufläche ist Österreich EU-Spitzenreiter (Schnitt: 11%).Die Inflation spürt man schon, doch in den letzten Monaten stieg die Nachfrage wieder stark.
90 Prozent aus dem Boden
Der Großteil der Lebensmittel stammt aus dem Erdreich, in Zahlen 90%. So weit, so logisch. Doch der Untergrund kann noch viel mehr. Wenn er gesund ist, gibt es in einem Löffel mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Insgesamt bindet er
viel CO2. Zwar sind dafür global gesehen schon die Bäume stark zuständig, aber in Europa binden sie zwei Drittel des
Kohlendioxids in der Erde, Bäume kommen auf 25%, Totholz auf immer noch massige 8%.
Ein gesunder Boden, so Atzmüller weiter, hilft in anderer Hinsicht ebenfalls: Er kann ein Vielfaches an Wasser aufnehmen bzw. leiten. „Wenn Böden gesund sind – humusreich, biologisch aktiv und mit stabiler Struktur – können sie Wasser deutlich besser aufnehmen und speichern. Dadurch tragen sie aktiv dazu bei, Hochwasserrisiken zu verringern bzw. versorgen ihn in Trockenzeiten länger mit Feuchtigkeit“, so Atzmüller.
Drohneneinsatz
Eine landwirtschaftliche Nutzfläche zu pflegen, das ist eine Wissenschaft. Atzmüllers Geschäftsführerkollege Andreas Steidl merkte an, dass die Bewertung der Flächen nicht nur in der steuerlichen Bewertung relevant ist, sondern kaum eine der anderen gleicht. „Jeder muss herausfinden, was sein Boden braucht, weil der hier in Marchegg anders als an der nahen March ist“, so Steidl. Ein Patentrezept gebe es nicht, dafür technische Hilfsmittel wie Drohnen. „Die heimischen Bio-Landwirte sind durch den Verzicht auf chemischen Dünger und andere künstliche Korrekturmaßnahmen gezwungen, auf ihre Böden besonders gut zu achten und müssen Lösungen für deren Schutz finden“, führte er aus. Dazu braucht es am Ende vor allem eines: Fingerspitzengefühl.
Über dieses verfügen eben die Michaelers, die ihre Felder herzeigten. Landwirtschaft in dieser hohen Qualität, das hat einen positiven Effekt. So konnte der Humusgehalt seit der Umstellung um zehn Prozent gesteigert werden. Am Feld erklärte Gerhard Michaeler die besondere Knolle, die Süßkartoffel.
Fit für die Zukunft
Neben vielen anderen Gemüsesorten baut man ebendiese Knolle an. Diese machte sich von Südamerika aus im 16. Jahrhundert auf den Weg Richtung Europa, vermutlich via Philippinen und die dortigen spanischen Kolonien. Die Entscheidung für den Anbau fiel, um Importabhängigkeit zu reduzieren und klimafitte Sorten zu etablieren.
„Die Süßkartoffel ist hitzebeständig, gerade weil sie aus dem subtropischen Raum stammt“, so der Bauer, der überzeugt ist, dass man derartige Sorten in Zukunft braucht. Trotz zunehmender Wetterextreme und Marktdruck gelinge es so, stabile Erträge, hohe Qualität und widerstandsfähige Kulturen zu erzielen.
Die Pflanze muss im Anbau
aber unter Stress gesetzt werden, damit sie Knollen bildet. Wird sie nach der Ernte sieben bis zehn Tage bei bis zu 30 Grad erwärmt, wandelt sich Stärke in Zucker und hält bei Raumtemperatur rund zwei Jahre. Das Gemüse ist nicht nur eine Möglichkeit für Landwirte, auch in Zukunft Gemüse anzubauen. Vielfalt am Feld ermöglicht Landwirten stabile Erträge und schafft zugleich die Basis für eine abwechslungsreiche Ernährung. Darüber berichtete die Kochbuchautorin und Kulinarik-Journalistin Katharina Seiser. Sie verfasste jüngst das Buch „30 Pflanzen pro Woche“. Bevor Koch Simon Kotvojs davon inspirierte Gerichte kredenzte, gab sie noch einen spannenden Einblick in neue Erkenntnisse in puncto
Ernährung.
Wichtige Mikroorganismen
„Die Mikrobiomforschung zeigt immer deutlicher, dass viele verschiedene Pflanzen – Gemüse, Früchte, Kräuter, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Fermente – uns tatsächlich gesund und bei guter Laune halten“, meinte Seiser. Mikrobiom ist die Gemeinschaft aller Bakterien, Viren, Pilze und sonstiger Mikroorganismen auf der Haut, im Mund, der Nase und vor allem im Darm. Dort beeinflusst es das Immunsystem und den Stoffwechsel, spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit. Da dies alles sehr individuell ist, empfiehlt sie viele Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Die Faustregel: Je mehr verschiedene Pflanzen am Speiseplan stehen, desto besser. Diese Sortenvielfalt muss der Handel abbilden.
Kraftvoll in die Zukunft
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