Wifo-Experte rechnet in naher Zukunft mit zweistelliger Teuerungsrate
© Alexander Müller
Josef Baumgartner.
RETAIL Redaktion 18.08.2022

Wifo-Experte rechnet in naher Zukunft mit zweistelliger Teuerungsrate

Baumgartner: Teuerungsrate dürfte im September, spätestens aber im April, die Schwelle von zehn Prozent übersteigen.

WIEN. Der Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner rechnet hinsichtlich der Rekordteuerung in Österreich nicht mit einer baldigen Trendumkehr. "Wir sind weit weg von einer Entwarnung. Nach den Ankündigungen von Wien Energie und EVN erwarte ich für September, aber spätestens für April 2023, eine Inflationsrate von mehr als zehn Prozent", sagte Baumgartner zum Kurier (Dienstagsausgabe). Laut Schnellschätzung der Statistik Austria lag die Inflation im Juli 2022 bereits bei 9,2 Prozent.

Ab 2023 sei zu erwarten, dass die Energieversorger ihre Preise nicht wie zuvor einmal, sondern zweimal im Jahr anpassen werden - im April und im Oktober. Die von der Regierung ins Auge gefasste Strompreisbremse reiche zudem nicht aus, um die Teuerung wirksam zu dämpfen. Dazu müsse der staatliche Eingriff darüber hinausgehen und auch bei Gas oder Fernwärme erfolgen, so der Experte.

Der Ökonom stützt seine Prognose aber auch auf die zuletzt deutlich in die Höhe geschnellten Großhandelspreise für Strom, die bei Weitem noch nicht gänzlich an die Kunden weitergegeben worden seien. Im August lagen die Strom-Großhandelspreise um 247% über dem Vorjahreswert.
"Wenn die Energieversorger das eins zu eins weitergeben, dann droht ein enormer Preisanstieg."

Ein Gutteil der Energieunternehmen würde sich aber nicht an einem Monatswert, sondern am Durchschnittspreis der vergangenen zwölf Monate orientieren. Dieser lag zuletzt bei etwa 140%. Davon werde bei den Haushalten im September - unter Berücksichtigung der Rabatte für Bestandskunden - eine durchschnittliche Preiserhöhung von jeweils 50% bei Strom und Gas ankommen, schätzt Baumgartner. "Das kommt aber auf die heutigen Preise oben drauf, ist also eine Verdopplung", unterstrich Baumgartner im Gespräch mit dem Kurier.

Die angekündigten Preiserhöhungen von EVN und Wien Energie hätten auch eine Wirkung auf den Verbraucherpreisindex (VPI) und damit die Inflationsrate in Österreich, selbst wenn sich die Tarifänderungen lediglich auf den Osten des Landes erstrecken, ergänzte Baumgartner gegenüber der APA. Grund dafür sei die große Zahl an von diesen Energieversorgern belieferten Haushalten. (APA)

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