Cloud & Online-Stores verändern den IT-Handel
© Chris Haderer
TECHNOLOGY CHRIS HADERER 10.07.2015

Cloud & Online-Stores verändern den IT-Handel

Ausgelagerte Wertschöpfung Apple hat mit dem iPhone den Smartphone-Markt für viele Hersteller geöffnet – das Unternehmen erzielt seine Gewinne ­allerdings längst mit Cloud-Diensten und Online-Stores.

Wien. Die IT-Welt im Jahr 2000: Die Erfindung des Smartphones lag noch in weiter Ferne, ebenso Tablet-Rechner mit Touch-Screen. Und mit dem Begriff „Cloud” waren tatsächlich noch Wolken gemeint. Praktisch kein Thema, das in der Branche heute als zukünftiger Umsatzbringer angesehen wird, war damals existent. Alles änderte sich erst um das Jahr 2006 herum, als ein Computerkonzern aus dem kalifornischen Cupertino den Markt für mobile Produkte und mobiles Arbeiten quasi neu erfand: Das iPhone von Apple öffnete der Industrie eine neue Produktkategorie – und krempelte die IT-Landschaft grundlegend um.

Langjährige Präsenz

Ein Unternehmen, das damals schon erfolgreich Handel mit Computerprodukten trieb, ist der Apple-Händler Tools at Work, personifiziert durch die Besitzer Berenice und Walter Kuntner. „Ich brauche immer neue Spielzeuge – und die habe ich zum Geschäft gemacht”, sagt Walter Kuntner, der der Branche keine besonders rosige Zukunft voraussagt: „Durch die Auslagerung von Diensten in die Cloud kehren wir praktisch zum Mainframe zurück”, sagt Kuntner. Der Handel mit IT-Produkten sei dadurch nicht unbedingt leichter geworden, da durch Cloud-Computing und globale Online-Stores die Wertschöpfung vom vergleichsweise kleinen österreichischen Markt immer mehr abgezogen wird.
Am Apple-Markt sind Berenice und Walter Kuntner seit annähernd 25 Jahren vertreten, zuerst gemeinsam mit Ewald Maly in Form von Hard & Soft, nach dem Ende des Unternehmens dann mit Tools at Work. Einen Ableger gibt es auch, nämlich Tools on Air, ein auf Broadcast-Lösungen spezialisertes Subunternehmen, das in der Branche international einen sehr guten Ruf genießt. Tools at Work ist auf Systemlösungen aus dem Audio- und Videobereich spezialisiert sowie nicht zuletzt auch auf Hotelinformationssysteme. „Jeder, der der Größte sein wollte, ist untergegangen”, sagt Walter Kuntner. „Wir haben überlebt, weil wir so viele Standbeine haben. Anders geht es am Apple-Markt eigentlich nicht mehr. Wir haben uns umfangreiches Know-how erarbeitet und bieten Lösungen – auf Basis von Apple-Macintosh, aber nicht ausschließlich.” Darum sind im Sortiment von Tools at Work auch Windows- und Linux-Artikel enthalten. „Früher mal galt Microsoft als das Böse schlechthin – gegen Apple ist es jetzt eine weltoffene Firma.” Apple habe die IT-Landschaft in den letzten 15 Jahren zwar maßgeblich mitgestaltet – mit Geräten von iPhone und iPad bis hin zum iMac habe man nach dem Tod von Firmengründer Steve Jobs allerdings kaum noch Produkte mit der aus den 90er-Jahren gewohnten Innovationskraft auf den Markt gebracht. „Apple ist wie eine Muttersau: Sie nährt dich, aber pass auf, wenn sie sich umdreht”, sagt Kuntner.

Monokultur im Handel

Die Wirtschaft und der Handel werden immer stärker von Monokulturen geprägt – große Unternehmen, die via Online-Stores weltweit vertreiben. Monokulturen und das Überschreiten einer gewissen Größe führe laut Walter Kuntner allerdings mit großer Sicherheit in den Untergang. Auch Apple sei eine Monokultur geworden: Das Unternehmen ist in Österreich nur durch eine Handvoll Händler vertreten, denen bei „jeder Gelegenheit der Sparstift angesetzt wird”. Dass Apple mit dem Desktop Publishing in den späten 80er- und 90er-Jahren eine ganze Industrie revolutionierte und umbaute, ist heute Geschichte. Stattdessen sei es so, dass große Konzerne den österreichischen Markt für Computerprodukte quasi miterledigen: auch der Softwarekonzern Adobe, der mit seiner Creative Cloud und Marketing Cloud große Marktsegmente bedient, ist in Österreich kaum mehr präsent: Die Software kommt aus der Wolke, Cloud-Services ersetzen eigene Infrastrukturen.

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