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© AFP/Fabrice Coffrini

britta biron 25.08.2017

Technikaffinität macht Frauen zu Gründern

Start-up-Gründerinnen brauchen Mut, Technik-Know-how und Vorbilder. Einstweilen ist die Frauenquote niedrig.

••• Von Britta Biron

Schätzungen der Wirtschaftskammer und der KMU Forschung Austria zufolge gibt es derzeit zwischen 2.000 und 4.000 Start-ups in Österreich, und bei den Neugründungen machen sie zwischen 1,5 und 3% aus.

Aber nicht nur die Start-ups selbst sind eine Minderheit, sondern auch weibliche Gründer. Laut dem European Startup Monitor 2016 liegt die Frauenquote in Österreich bei gerade einmal 7,1% und damit deutlich unter dem EU-Schnitt von rund 14% oder Großbritannien, wo jedes dritte Start-up von einer Frau gegründet wird.

Technik ist meist männlich

„Viele Entwicklungen der Start-up-Szene sind stark von technischen Entwicklungen getrieben. Leider ist der Frauenanteil in technischen Studienrichtungen niedrig und das spiegelt sich auch in der Start-Up-Szene ­wider”, sagt Hannes Raffaseder, Prokurist und Leiter FH-Service Forschung und Wissenstransfer der FH St. Pölten.

Die Meinung teilt auch Emilie Janeba-Hirtl, Geschäftsführerin aws Gründerfonds: „Wahrscheinlich wäre es hilfreich, bereits in Schule und Ausbildung die Mädchen und Frauen mehr an diese Themen heranzuführen.”
Dass das gut funktioniert, bestätigt Raffaseder: „Wir haben erfreulicherweise viele Frauen in den Teams, z.B. bei gatherer, citybirds, insight.trips oder motex, die dabei auch wichtige Rollen einnehmen und sehr zum Erfolg beitragen.”
Auch Petra Wolkenstein, Inhaberin von Konsultori, einem auf Start-ups und KMUs spezialisierten Beratungsunternehmen, hält das Thema Technik für einen wesentlichen Knackpunkt. Allerdings sieht sie kein mangelndes Interesse seitens ihrer Geschlechtsgenossinnen: „Tech-Themen werden nicht attraktiv genug präsentiert. Ein Beispiel: Meine Tochter baut gern Roboter mit Bausätzen. Allerdings hätte sie statt Maschinen viel lieber Monster, die sind aber selten. Ob das in der Spiele-Entwicklung mitbetrachtet wird? Ein anderes Beispiel aus dem Gaming-Bereich? Ein Mädchen hat sich erfolgreich einen weiblichen Avatar in ihr Spiel hineinreklamiert. Warum gibt es die nicht automatisch? Mädchen als Zielgruppe werden erst schön langsam entdeckt.” Daneben fehle es auch an Vorbildern für weibliche Gründer. „Panels und Speaker auf Konferenzen werden erst seit ein bis zwei Jahren vermehrt auch weiblich besetzt.”

Weniger Risikobereitschaft

Fehlender Mut ist nach Meinung von Monika Felzmann, deren digitale Patientenaufklärung PexMedia heuer den RIZ Genius-Award in der Kategorie ‚Digital Entrepreneurship' gewonnen hat, eine der Hauptursachen für den geringen weiblichen Gründergeist: „Im Vordergrund steht oftmals die Unsicherheit – kann ich das? Wie soll das mit der Familie gehen? Was ist, wenn es nicht klappt? Dieses vorsichtige und bedachte Abwägen aller Faktoren ist einerseits genau das, was Frauen dann so erfolgreich macht. Andererseits braucht die Gründung eines Start-ups aber enormen Mut, mentale Stärke und großes Durchhaltevermögen. Das kann man jedoch gut trainieren.”

Dafür hat der Female Founders Club diesen Frühling ein spezielles Mentoring Programm für Frauen gestartet. „Wir hatten über 100 Bewerberinnen, und das zeigt eindeutig, dass der Bedarf für solche Maßnahmen gegeben ist”, so Tanja Sternbauer, Co-Founder & Board Member von Female Founders. „Derzeit läuft unser zehnwöchiges Bootcamp, das zehn ausgewählte Teams mit Experten aus verschiedenen Fachgebieten zusammenbringt und ihnen Entrepreneurship näherbringt. Alle unsere Maßnahmen werden im Anschluss evaluiert und bei entsprechendem Erfolg wiederholt und gegebenenfalls auf andere Bundesländer ausgerollt.”

Mehr Fokus auf die Frauen

Spezielle Förderprogramme für Frauen hält Wolkenstein für sinnvoll. Zwar seien, wie verschiedene Studien zeigen, gemischte Teams erfolgreicher, „wenn allerdings ein großer Aufholbedarf besteht, kann ein geschützter Raum wirklich gut weiterhelfen”.

Nach Meinung von Thomas Reiter, Sprecher von weXelerate, einem der größten Start-up-Hubs Europas, der in Kürze im Nouvel Tower in Wien eröffnen wird, hemmt auch mangelnder Rückhalt in der Familie und eine Erziehung, die besonders bei Mädchen wenig Wert auf Risikobereitschaft legt, den weiblichen Unternehmergeist. „Vorbilder sind wichtig, und es deutet sich bereits ein Wandel an. Frauen werden mutiger, und die Situation wird in einigen Jahren anders als heute aussehen.”

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