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© Whatchado

04.03.2016

Wie Ali Mahlodji whatchado weiter nach vorn bringt

Das iranische Flüchtlingskind (hier mit Partner Far Jubin Honarfar, l.) verrät im medianet-Career Portrait seine Erfolgsgeheimnisse.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Ali Mahlodjis erstes Zuhause war in Traiskirchen und im „elften Wiener Hieb” – landläufig für Simmering – ist er aufgewachsen. Der Autoschrottplatz bot den ersten Spielplatz, sein Ausgleichssport war Basketball.

Mit 17 Jahren hatte Mahlodji (heute 34) von der Schule genug und stellte sich dem Erwerbsleben. „Ich habe Dutzende Jobs ausprobiert”, fiel ihm die Berufswahl schwer. Aus der Not wurde eine Tugend und aus der Orientierungslosigkeit die dialektische Umkehr zur erfolgreichen Geschäftsidee: whatchado, das „Handbuch der Lebensgeschichten”.

Der Fußball macht’s

Denn Mahlodji hatte noch als Jugendlicher – beim Kicken – Jubin Honarfar kennengelernt. Gemeinsam mit seinem besten Freund gründete er 2012 die whatchado GmbH mit Stammsitz in 1040 Wien am wenig bekannten oder spektakulären Möllwaldplatz, offenbar einem Sammelbecken für spannende Unternehmen (wie etwa Oikocredit, Anm.). Mit dabei war zu Beginn auch ein ehemaliger Arbeitgeber Mahlodjis, nämlich Niko Alm, Geschäftsführer der Agentur Super-Fi und Neos-Parlamentarier.

Und schon zwei Jahre später kamen mit Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer, Nationalbank-Präsident Claus Raidl und Peter Püspök (damals Chef von Oikocredit Österreich) drei weitere prominente Investoren hinzu, die sich mit zusammen knapp einer Mio. € an whatchado beteiligten. Laut Mahlodji haben sich Ederer, Raidl und Püspök dabei nicht als „klassische” Investoren gesehen, sondern als „Business Angels”, um mit Know-how und dem jeweiligen Netzwerk zum Unternehmenserfolg beizutragen.

Internationale Erfolge

Apropos Geschäftserfolg: Schon im Jahr der Gründung wirtschaftete whatchado durchaus zufriedenstellend, rutschte dann jedoch – investitionsbedingt – wieder ins Minus. Österreich war und ist dem Weltbürger Mahlodji nämlich definitiv zu klein und deswegen wurde schon sehr bald nach Deutschland expandiert. 2013 lag das Auftragsvolumen laut Mahlodji bereits bei 2,1 Mio. €. Während dieser Aufbauzeit waren dem pragmatisch-realistischen Unternehmenschef Gewinne jedenfalls nicht das Wichtigste: „Wenn sich die Null ausgeht, ist das super.”

Für ein Start-up sei anfangs der Blick von Quartal zu Quartal wesentlich gewesen – und das war das richtige Konzept: Mahlodjis whatchado holte sich diverse internationale Preise wie z.B. den World Summit Award und den Deutschen Preis für Online-Kommunikation. „Die EU hat mich zum Jugendbotschafter auf Lebenszeit ernannt”, berichtet Mahlodji mit berechtigtem Stolz. Und: Inzwischen plant whatchado selbstverständlich deutlich langfristiger …
In Schulen und Universitäten trägt er ebenso charismatisch vor wie beim Forum Alpbach, wo er über die Mühen ebenso wie über die Spaßfaktoren der Unternehmensgründung referierte, oder auf der TEDx-Konferenz in San Francisco Ende Oktober. Und bei der Potential AG Soirée 2016 brachte er mit seinem inspirierenden Impuls „Warum jeder Mensch ein Superheld ist” seine Conclusio aus 5.000 Lebensgeschichten aus über 100 Nationen überzeugend auf den Punkt. „Wir planen den globalen Roll-out, denn ‚whatchado' macht nur Sinn, wenn alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status ihre Geschichten erzählen.”

So wird’s gemacht

„Du kannst alles tun, woran du glaubst – aber nimm die Hände aus dem Hosensack und tu es”, motiviert er potenzielle Start-ups. Denn was auf den ersten Blick vielleicht wie glückliche Umstände wirkt, war zu Beginn unbändigem Einsatz und Erfolgswillen geschuldet. „Ich habe HTL und FH-Abschluss in Software Engineering im zweiten Bildungsweg nachgeholt und mir ein ordentliches Burn-out eingefangen.” Spätestens an diesem Punkt sinnierte Mahlodji über eine ausgeglichene Work-Life-Balance – und auch dies mit Erfolg, denn seit er die Geheimnisse der buddhistischen Vipassana-Technik ergründet hat, kann er „rechtzeitig” abschalten. Ein weiteres kleines Geheimnis fürs richtige Abschalten ist das Fallschirmspringen, sagt Mahlodji: „Du erlebst das Gefühl des freien Falls und rast eine Minute lang mit 200 km/h dem Boden entgegen – danach hast du plötzlich eine andere Sicht der Dinge und bist wirklich entspannt.”

Inzwischen hat whatchado die Führungsetage umgebaut, im Sommer des Vorjahres tauschten die beiden Gründer ihre Rollen und Mahlodji gab seine Funktion als CEO an Honarfar ab, beide blieben aber – gemeinsam mit Lucanus Polagnoli – Geschäftsführer.
Seitdem konzentriert sich der begnadete Vortragende darauf, das Unternehmen noch stärker „nach außen zu verkaufen”.

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