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New Work Christian Montag, Experte für den Einfluss digitaler Technologien auf die Psychologie des Menschen: „Der Report zeigt, dass wir uns einer neuen Realität stellen müssen.”

Redaktion 11.11.2022

Wie geht’s weiter im Homeoffice?

Das „Homeoffice-Paradoxon”: Europaweite Studie von Nfon legt teils besorgniserregende Zustände offen.

WIEN. „Die Ergebnisse zeichnen ein teils besorgniserregendes Bild hinter den verschlossenen Türen im Homeoffice”, konstatiert Christian Montag, Professor für Molekulare Psychologie, Buchautor und Experte für den Einfluss digitaler Technologien auf die Psychologie des Menschen. „Der ‚Wohlfühlreport Homeoffice 22' zeigt, dass wir uns einer neuen Realität stellen müssen.”

Technostress belastet

Nfon, europäischer Anbieter für integrierte Business-Kommunikation aus der Cloud, hat gemeinsam mit Statista Q, Spezialist für Datenerhebung, Analysen und Marktforschung, Arbeitnehmer zu den Auswirkungen von Corona-Pandemie und Homeoffice befragt. Die Studie zeichnet ein teils widersprüchliches Bild: 28% der Befragten geben an, dass das Arbeitspensum zugenommen hat, bei 25% hat sich die Arbeitszeit erhöht. Gleichzeitig geben 36% an, dass sie eine bessere Work-Life-Balance und mehr Zeit für Familie und Freund haben. Das bezeichnet Montag als das „Homeoffice-Paradoxon”: „Schon durch den Wegfall langer Pendelstrecken und generell flexiblerer Zeitplanung über den Tag kann bei guter Organisation mehr Zeit zur Verfügung stehen.”

Auch der Faktor „Stress” wurde in die Studie einbezogen: Unter den Teilnehmern geben 37% an, sich unterschiedlich stark gestresst gefühlt zu haben. Dabei werden als Stressfaktoren unter anderem die notwendige Selbstverpflegung, eine schlechte Internetverbindung sowie die ständige Erreichbarkeit genannt. Auch der fehlende Austausch mit Kollegen ist für 35% ein Stressfaktor. 21% leiden unter Technostress wie etwa technischen Mängeln, defekten Routern, unpassender Ausstattung, Akkuproblemen etc.

Trend zu Hanf und Kündigung

Auch ein Trend zur Selbstmedikation zeichnet sich im europäischen Homeoffice ab. 34% aller Teilnehmer geben an, dass sie seit Beginn der Pandemie Präparate (z.B. Melatonin, legale Hanfprodukte, Pflanzenextrakte, Vitamine, Beruhigungstee) zur Verbesserung des Wohlbefindens eingenommen haben, 18,2% zur Steigerung der Konzentration, 13,4% zur Erholung. Die Einnahme von legalen Hanfprodukten (z.B. CBD-Öl) hat sich mit Beginn der Pandemie zur Erhöhung des Wohlbefindens nahezu verdoppelt.

Ein skurriles Detail: 32% verfügen über ein Arbeitszimmer, 36% arbeiten aus dem Wohnzimmer. 1,2% der Teilnehmer gaben allerdings an, dauerhaft auf der Toilette, dem Gäste-WC, dem Badezimmer oder dem Balkon zu arbeiten.
Ein Alarmsignal ist der Trend zur Kündigung: zwei Prozent der Befragten geben an, aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie im Homeoffice ihre Kündigung geplant zu haben, zehn Prozent haben ihren Job bereits gekündigt. Gründe sind u.a. für 34,2% die fehlende Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen, für 30% eine schlechtere Bezahlung (Kurzarbeit, Wegfall von Provisionen) und für 17% eine ständige Erreichbarkeit. (sb)

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