Impulsgeber Kein anderes Land auf der Welt hat so viele Urlaubsgäste wie Frankreich. 85 Mio. Touristen im Jahr 2014 verzeichnen die Statistiker; danach kommen die USA mit 69,8 Mio. und Spanien mit 60,7 Mio. Gästen.
Paris. Viele Umfragen in diversen Reisemagazinen und -blogs bescheinigen den Franzosen regelmäßig, dass sie zu Urlaubsgästen im eigenen Land ganz besonders unfreundlich sind. Im Vorjahr dokumentierte eine Skyscanner-Umfrage unter 1.200 Reisenden, dass für fast 20% der Befragten Frankreich das „weltweit unhöflichste Land für Reisende” ist.
Das Problem ist schon länger bekannt: 2011 hat die Stadt Paris in „Lächelbotschafter” investiert, die bei den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu Touristen freundlich sein sollten. 2013 hat das Fremdenverkehrsamt in Paris ein „Höflichkeits-Handbuch” für Mitarbeiter verteilt. Dennoch kamen die Franzosen bei einer Erhebung des US-Reisemagazins Condé Nast Traveller, das die Leser jedes Jahr zum Thema Gastfreundschaft befragt, ziemlich schlecht weg.
Tourismus als Impulsgeber
Dennoch ist Frankreich der derzeit regierende Tourismus-Weltmeister. Trotz flauer Konjunktur, hoher Staatsverschuldung und großer Arbeitslosigkeit gibt es nun Erfreuliches zu melden: Kein anderes Land auf der Welt hat so viele Urlaubsgäste wie Frankreich.
85 Mio. Touristen im Jahr 2014 verzeichnen die Statistiker; danach kommen die USA mit 69,8 Mio. und Spanien mit 60,7 Mio. Gästen.
Frankreich hat somit um zwei Prozent mehr als 2012. Verantwortlich für die Zuwächse ist v.a. auch die Zahl chinesischer Touristen, die um fast ein Viertel gewachsen ist; bei den Gästen aus Nordamerika verzeichnete man einen Anstieg um 5,8%.
83% der Touristen kommen aus Europa (Deutschland, Großbritannien, Belgien, Italien, Niederlande, Schweiz, Spanien).
Der Tourismus ist in Frankreich ein sehr starker Impulsgeber und sorgt für 1,1 Mio. direkte Arbeitsplätze und 1 Mio. indirekte Arbeitsplätze (darunter 700.000 Saisonarbeitsplätze).
Beinahe 275.000 Unternehmen sind im Tourismus tätig und erwirtschaften knapp 7,4% des BIP (9,1% unter Berücksichtigung der indirekten Effekte). 12,7 Mrd. Euro wurden zuletzt im Tourismus-sektor investiert, das sind 3,2% der jährlichen Investitionen.
31% der Beschäftigten der Tourismusbranche sind in der traditionellen Gastronomie tätig, 14% in der Großgastronomie und 17% im Beherbergungsgewerbe. Rund die Hälfte der Arbeitnehmer ist in drei Regionen engagiert: Ile-de-France (30%), Rhône-Alpes (10%), Provence-Alpes-Côte d’Azur (10%).
100 Mio. Gäste im Jahr 2020
Trotz positiver Zahlen ist man aber offenbar fest entschlossen, das Problem mit der mangelnden Freundlichkeit in den Griff zu bekommen; der französische Außenminister Laurent Fabius hat jetzt einen Report zur Lage des Tourismus präsentiert, in dem das Thema Gastfreundschaft sogar zur „nationalen Priorität” erklärt wird.
Bei einer Pressekonferenz in Paris am 11. Juni 2015 sagte Fabius: „Wenn wir einen Kaffee servieren, wenn wir jemandem helfen, den Weg zu finden, müssen wir uns bewusst werden, dass wir nicht nur dem anderen einen Dienst erweisen, sondern auch Frankreich. In dem Moment, in dem wir ausländischen Touristen begegnen, sind wir alle Botschafter Frankreichs. Wenn wir uns gastfreundlich zeigen, und der Besucher mit seinem Aufenthalt zufrieden ist, wird er wiederum zum Botschafter unseres Landes in seinem Land.”
Eine Kampagne dazu soll 2016 gelauncht werden und sich humorvoll an die Franzosen richten. Das Ziel von Atout France, der Französischen Zentrale für Tourismus, ist es, in fünf Jahren 100 Mio. Urlauber in Frankreich zu begrüßen.