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© Sebastian Marko

Redaktion 27.09.2024

Schnee-Erzeugung mit einer Megapumpe

Der Stubaier Gletscher wird mit einer der größten Pumpstationen Europas für Jahrzehnte schneesicher.

••• Von Alexander Haide

Das Abschmelzen der Gletscher durch den Klimawandel ist nicht mehr zu verhindern. Um dennoch die Arbeitsplätze und den Ski-Tourismus selbst langfristig zu garantieren, nahm am Stubaier Gletscher in Tirol vor einem Jahr eine große Beschneiungsanlage den Betrieb auf.

Dafür wurden eine der größten Pumpstationen der Welt und ein neuer Speichersee errichtet. Doch die künstliche Schnee-Erzeugung steht in der Kritik. Das weiß auch der Gletscher-Pistenchef Christoph Hofer.

medianet: Wie geht es dem Stubaier Gletscher nach diesem Sommer mit Rekordhitze?
Christoph Hofer: Bis jetzt geht es gut, wir waren im August in einer ganz normalen Schmelzperiode, das wiederholt sich alle Jahre.

medianet:
Merken Sie die Auswirkungen des Klimawandels?
Hofer: Ich würde sagen, dass es gefühlt wärmer geworden ist.

medianet:
Gibt es Maßnahmen abseits der Schnee-Erzeugung, wie Sie das Abschmelzen verlangsamen können?
Hofer: Wir arbeiten mit zweierlei Methoden. Bestimmte neu­ralgische Stellen decken wir mit einem Vlies ab, wie um Liftstützen und -stationen, um Schnee zu konservieren. Im Winter legen wir große Schneedepots an. Dabei verwenden wir jenen Schnee außerhalb der Gletscherflächen, der sowieso abschmelzen würde und konservieren ihn für den Herbst.

medianet:
Und jetzt kam die neue Beschneiungsanlage hinzu …
Hofer: Sie ist seit dem vergangenen Herbst in Betrieb, wir haben aber die Möglichkeit, die Pumpstation mit technischen Mitteln noch auszubauen. Das Gebäude ist bereits einsatzbereit, und jetzt erweitern wir sukzessive das Leitungsnetz, um die Pumpleistung zu erhöhen.

medianet:
Wie sind die ersten Erfahrungen aus dem Vorjahr?

Hofer: Sensationell! Im Vergleich zu früher haben wir eine erstaunliche Ausbeute erhalten.

medianet: Weshalb war die Errichtung von Gamsgarten II gerade jetzt nötig?
Hofer: Wir haben die Anlage mit dem großen Speichervolumen im Hinblick darauf errichtet, dass wir in der kalten Jahreszeit und im Winter große Schneedepots anlegen können, die wir über den Sommer konservieren. Im Frühherbst, wo die Beschneiung aufgrund der Temperaturen noch nicht gut funktioniert, können wir bereits mit diesem Schnee arbeiten, um eine frühe Saisoneröffnung zu garantieren.

medianet:
Das Problem ist ja, dass es für eine künstliche Beschneiung einer bestimmten niedrigen Temperatur bedarf, die oft nicht erreicht wird. Ist das auch am Stubaier Gletscher ein Thema?
Hofer: Wir sind ebenfalls damit konfrontiert, da im Herbst oft eine Inversionswetterlage herrscht, bei der es im Tal kälter ist als am Berg. Generell ist die Höhenlage ein Vorteil gegenüber niedrig gelegenen Skigebieten.

medianet:
Welche Schneemenge kann produziert werden?
Hofer: Insgesamt sind an die 500.000 Kubikmeter Wasser gespeichert und je nach Temperatur ergibt das eine Schneemenge, die bis zweieinhalbfach so groß ist.

medianet:
Was bringt die neue Anlage den Gästen?
Hofer: Die Gäste haben den Vorteil, dass wir so früh wie möglich in die Saison starten können, heuer hoffen wir, dass wir im Oktober loslegen können.

medianet:
Die Errichtung von Speicherseen zur Schnee-Erzeugung wird kontroversiell bewertet, da das Wasser im normalen Kreislauf fehlt …
Hofer: Wir entnehmen kein Wasser aus dem natürlichen Kreislauf, sondern behalten es nur länger am Berg. Wir verbrauchen kein Wasser, sondern wir bringen es auf die Pisten auf und im Frühjahr schmilzt es und kehrt in den Kreislauf zurück. Ein Teil wird in den Teichen gespeichert.

medianet:
Ist der normale Wasserfluss ins Tal im Sommer gesichert?
Hofer: Ja, denn es gibt genau definierte Zeiten, in denen wir Wasser aus dem natürlichen Ablauf entnehmen dürfen. Das ist während der Abschmelzzeit im Frühjahr, wo viel Wasser vom Berg kommt. Im Sommer, in der Trockenphase, entnehmen wir kein Wasser aus den Bächen.

medianet:
Ergibt sich durch die kontrollierte Rückhaltung sogar ein positiver Effekt beim Hochwasserschutz?
Hofer: Das könnte man durchaus so sagen. Unsere Entnahmestelle kann bei Hochwasserereignissen entlasten.

medianet: Gamsgarten II wurde in einer Zeit eröffnet, in der die Verbauung von Gletschern und der Energieverbrauch bei der Schnee-Erzeugung in der Kritik stehen. Was entgegnen Sie?
Hofer: Unsere Region lebt vom Tourismus und wir haben versucht, das Bauwerk gut in die Natur zu integrieren. Es steht in einem Skigebiet, in dem bereits Anlagen bestehen. Wir haben also keine neuen Flächen kaputt gemacht. Der Mehrwert für die Region spricht für sich selbst. Da wir früher aufsperren können und sich die Saison verlängert, profitiert das ganze Tal.

medianet:
Wurden Maßnahmen zum Naturschutz gesetzt?
Hofer: Wir müssen im Zuge des Projekts Ausgleichsmaßnahmen im Tal schaffen, dazu zählen u.a. auch Bepflanzungen.

medianet:
Wie beurteilen Sie die Zukunft des Stubaier Gletschers? Wird er verschwinden?
Hofer: Unser Gletscher wird nicht als einziger übrig bleiben – aber aufgrund der Höhenlage wird das Skifahren hier auch noch in Jahrzehnten möglich sein.

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