DOSSIERS
© SK Rapid/Red Ring Shots

Emotionalität auf allen Ebenen: Der SK Rapid steht nicht nur auf dem Rasen für Einsatz, Siegeswillen und Gemeinschaftsgeist – sondern auch abseits davon.

Redaktion 08.07.2022

„Wir blicken sehr zuversichtlich in die Zukunft”

Geschäftsführer Wirtschaft/CEO Christoph Peschek über den Wert treuer Partner und Sponsoren, das neue Körner Trainingszentrum powered by VARTA, Erlöspotenziale und die Auswirkungen der Coronapandemie auf den SK Rapid.

Nach dem Allianz Stadion konnte der SK Rapid mit dem neuen Körner Trainingszentrum powered by VARTA innerhalb kurzer Zeit bereits sein zweites Jahrhundertprojekt realisieren. Mittel- bis langfristig sollen die damit verbundenen neuen Möglichkeiten zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den SK Rapid werden, wie Christoph Peschek erklärt. Der grün-weiße Geschäftsführer Wirtschaft spricht im Interview mit den SK Rapid Business Club News aber auch über weitere Investitionen, die mittel- bis langfristig echte Mehrwerte für Österreichs Rekordmeister generieren sollen.


Herr Peschek, hinter uns liegen schwierige Monate und Jahre. Auch der Sport und insbesondere der SK Rapid wurden durch die Coronapandemie massiv getroffen – wie geht es dem SK Rapid nun? Wie gut ist der Verein durch die Krise gekommen?
Christoph Peschek: Es war unser großes Ziel, Rapid stabil durch die Krise zu führen und das ist uns in einer gemeinsamen Kraftanstrengung auch gelungen. Durch konsequente und harte Arbeit haben wir es zudem geschafft, uns gewisse Handlungsspielräume zu erarbeiten, die auch Investitionen in die Infrastruktur, beispielsweise in unser neues Trainingszentrum, und in die Kaderneuaufstellung möglich gemacht haben. Das alles ist nicht selbstverständlich und dafür gilt es, unseren Fans, Partnern und Sponsoren auch einen großen Dank auszusprechen. Sie sind uns in dieser schweren Zeit treu zur Seite gestanden. Das ist eine unglaubliche Wertschätzung, für die wir sehr dankbar sind.

Kann man damit sagen, Rapid ist gut durch die Krise gekommen?
Peschek: Eine Krisenzeit ist immer sehr herausfordernd und mit vielen Sorgen und schwierigen Entscheidungen verbunden. Es hat uns beispielsweise jedes Mal aufs Neue das Herz geblutet, wenn wir aufgrund der behördlichen Zuseherbeschränkungen Regelungen finden mussten. Wir mussten immer wieder viele Menschen enttäuschen, die wir nicht enttäuschen hätten wollen. Insofern würde ich nicht sagen, dass wir ‚gut' durch die Krise gekommen sind, aber in jedem Fall ‚stabil'.

Rapid steht bekanntlich für Solidarität und Gemeinschaftsgeist, und Sie haben zuvor von einer ‚gemeinsamen Kraftanstrengung' gesprochen, mit der die Coronakrise bewältigt werden konnte. Können Sie ein oder zwei Beispiele nennen, die Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben sind?
Peschek: Ich könnte sogar viele nennen. Sehr eindrucksvoll war beispielsweise, als in der ersten Phase des Lockdowns rund 85 Prozent unserer Jahreskartenbesitzerinnen und Jahreskartenbesitzer auf die Rückerstattung ihres Geldes verzichtet haben, obwohl es ihnen zugestanden wäre und viele von ihnen selbst von der Krise betroffen waren. Parallel dazu haben auch Mannschaft, Trainerstab und Geschäftsführung auf mehr als ein Drittel ihres Gehalts verzichtet, und nicht zuletzt haben mitten in der Krise viele Sponsoren und Partner ihre bestehenden Verträge verlängert oder sind sogar neu zum SK Rapid gekommen. Das zeigt die enorme Begeisterung und Verbundenheit für den und zum SK Rapid.

Die Coronazeit war für viele Betriebe unternehmerisch herausfordernd – mit welchen Argumenten konnten sie trotzdem von einem Engagement beim SK Rapid überzeugt werden?
Peschek: Zum einen war natürlich sehr wichtig, dass die Bundesliga-Saison fortgesetzt wird – auch wenn es sehr geschmerzt hat, dass keine Fans im Stadion sein konnten. Es war für uns geradezu überlebenswichtig, dass weitergespielt wurde. So konnten wir unsere Werbeleistungen weiter erbringen und die nötige Aufmerksamkeit für unsere Partner sicherstellen, die mit ihrem Bekenntnis zum SK Rapid sicher massiv Pluspunkte bei unseren Fans sammeln konnten. Das wird bei aktuellen und zukünftigen Kaufentscheidungen vieler unserer Anhänger sicher eine wichtige Rolle spielen.

Hat sich Corona auf die Ausgestaltung der Werbe- und Marketingpartnerschaften ausgewirkt? Legen Partner und Sponsoren nun auf andere Dinge Wert, als noch vor Beginn der Pandemie?
Peschek: Es war für uns sehr wichtig, mit unseren Fans auch in Phasen von Lockdowns und Geisterspielen eine gute Bindung aufrechtzuerhalten und Leistungen für Partner weiter umsetzen zu können. Dabei war es von Vorteil, dass wir bereits vor Beginn der Pandemie über zahlreiche Digitalisierungsangebote, Plattformen und Tools verfügt haben und wir dahingehend innerhalb der Bundesliga eine Vorreiterrolle eingenommen haben. Durch Corona haben wir dieses Thema noch mehr forciert, neue Angebote und Tools aufgesetzt, und diese Entwicklung wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Also ja, das Thema Digitalisierung wurde schon vor Corona immer wichtiger, dieser Trend hat sich aber definitiv beschleunigt und wird auch weiter anhalten.

Das heißt, wir dürfen uns auf neue Angebote in diesem Bereich freuen?
Peschek: Das bleibt ebenso wie die aktive Fanbindung im Fokus. Wir haben beispielsweise auch deshalb unsere erfolgreiche Bundesländer Tour und die Schultage beim SK Rapid ins Leben gerufen und wir setzen auf noch mehr CSR-Aktivitäten (Anm.: siehe dazu auch Beitrag ab Seite 54). Es gilt, mit all diesen Maßnahmen die Rapid-Gemeinschaft wieder zu aktivieren, zu motivieren und zu erweitern.

Wie wichtig sind die angesprochenen CSR-Aktivitäten des Vereins mittlerweile auch für Partner und Sponsoren?
Peschek: Sehr wichtig. Rapid ist mehr als ein Fußballverein. Wir sind der populärste Klub des Landes mit mehr als eine Million Fans österreichweit und sehen uns als Gemeinschaft, die eine absolute Vorbildwirkung für die Gesellschaft hat. Demzufolge war und ist es uns ein großes Anliegen, dieser Verantwortung gerecht zu werden und dahingehend setzen wir umfangreiche Aktivitäten – vom Pink Ribbon Day bis hin zu ‚Die Rapid-Familie hilft' gemeinsam mit der Volkshilfe Wien. Es gilt, im Rahmen unserer Möglichkeiten gemeinsam mit Rapid-Fans unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und auch der Region zum Ausdruck zu bringen und zu leben.

Kommen wir auf die laufenden Investitionen zu sprechen: Nach dem Allianz Stadion konnte mit dem Körner Trainingszentrum powered by VARTA nun das nächste Jahrhundertprojekt realisiert werden.
Peschek: Das ist ein echter Meilenstein in unserer Vereinshistorie, den wir trotz Coronakrise erreichen konnten und der für die nachhaltige sportliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung des SK Rapid von entscheidender Bedeutung sein wird. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 10 Millionen Euro, und wir merken schon jetzt, dass das Geld gut investiert ist.

Inwiefern?
Peschek: Weil damit nicht nur ideale Voraussetzungen für das Training, die Erholung, die Verpflegung und die Vorbereitung auf Spiele geschaffen werden konnten, sondern das Trainingszentrum auch bei Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen und Jugendspielern ein absoluter Pluspunkt ist. Zudem haben wir nun dort alle sportlichen Schnittstellen an einem Ort konzentriert – was für Spieler und den gesamten sportlichen Bereich eine absolute Verbesserung darstellt. Parallel dazu fahren wir aber auch andere Investitionen hoch, um uns sportlich konkurrenzfähiger zu machen.

Sie sprechen den im Sommer-Transferfenster erfolgten Kaderumbau an?
Peschek: Auch, aber beispielsweise auch den Tausch des Hauptrasens im Allianz Stadion. Wir haben zudem auf West 1 den Rasen getauscht, wo alle Akademiespiele stattfinden. Wir haben zahlreiche Geräte und Software im Medizinbereich, in der Trainingssteuerung, in der Analyse angeschafft und implementiert. Es passiert also laufend Weiterentwicklung, die uns mittel- bis langfristig enorm weiterhelfen wird. Immer wichtiger wird unabhängig davon auch das Thema Nachhaltigkeit – wir haben daher beim Trainingszentrum auf LED-Flutlicht gesetzt und Photovoltaik-Anlagen implementiert. Unter dem Strich geht es darum, mit all diesen Maßnahmen auch gesellschaftliche Relevanz sicherzustellen, um wirtschaftliches Interesse zu erzeugen und damit die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen für sportlichen Erfolg sicherstellen zu können. Alle unsere Aktivitäten sind auf diesen Endzweck ausgerichtet, und ich denke, dass wir mit den zuletzt getroffenen Weichenstellungen – konzeptionell, infrastrukturell und personell – in die richtige Richtung unterwegs sind.

Welche Erlöspotenziale versprechen dabei in den kommenden den stärksten Entwicklungsspielraum?

Peschek: Wir definieren beim SK Rapid bekanntlich drei Geschäftsfelder: National, Inter­national und das Transfergeschäft. National wäre es die Vision, dass wir auf 25.000 Mitglieder kommen und im Schnitt 20.000 Fans bei den Spielen bei uns im Allianz ­Stadion begrüßen können. Zudem wollen wir die Zahl der Fanklubs auf mehr als 250 steigern, weil das wichtige Multiplikatoren für uns sind. In den Bereichen Merchandising, Sponsoring und Hospitality ­haben wir ein gutes Niveau, wollen aber in allen Bereichen noch stärker werden. Und natürlich können wir unse­re internationalen Erlöse durch noch ­regelmäßigere Teilnahmen an europäischen Gruppenphasen steigern. Wieder verstärkt ein Thema sollte in der nächsten Zeit der Transfermarkt werden …

… der zuletzt abseits der ganz großen Player am Markt eher schwach war, oder?
Peschek: Das ist noch milde ausgedrückt. Während die Topklubs weiter mit Millionenbeträgen gehandelt haben, war der Transfermarkt im Winter 2021 für alle anderen de facto auf der Intensivstation. Seit dem Frühjahr 2022 kommt er langsam wieder auf Touren, was auch bei uns wieder zu steigenden Erlösen führen sollte. Zusammen mit den aus der vergangenen Saison gezogenen Lehren und Erkenntnissen und den darauf basierenden, umgesetzten Änderungen und Adaptionen macht uns das alles schon sehr zuversichtlich, dass wir eine erfolgreiche Zukunft vor uns haben.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL