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reinhard krémer 14.06.2019

Die Invest-Bedingungen hängen bei uns schief

Ausländische Investoren geben in Österreich deutlich weniger aus als heimische Unternehmen im Ausland.

••• Von Reinhard Krémer

Europa ist die Spielwiese österreichischer Unternehmen: Österreichs Betriebe führten 2018 insgesamt 145 Investi­tionsprojekte im europäischen Ausland durch – vier Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor, wie die EY Attractiveness Survey Österreich zeigt.

Im Investorenranking belegt Österreich somit den elften Platz. Im Rahmen dieser Projekte schufen Österreichs Unternehmen gut 5.000 Arbeitsplätze im europäischen Ausland – das bedeutet wie im Vorjahr Platz 13 im globalen Länderranking.
2018 wurden in Europa insgesamt 276.000 neue Stellen geschaffen. Als größter Job-Motor erwiesen sich dabei US-Unternehmen (72.938 Stellen) sowie Deutschland (57.390 Stellen).

Rahmenbedingungen holpern

Allerdings könnte die Alpenrepublik etwas mehr Engagement ausländischer Unternehmen ins Land vertragen: Denn obwohl Österreich selbst in hohem Maß bereit und in der Lage ist, zu investieren, bietet die Alpenrepublik derzeit offenbar nicht die passenden Rahmenbedingungen für ausländische Investoren.

Wie bereits in den Vorjahren besteht ein erhebliches Investitions-Ungleichgewicht: Insgesamt haben Österreichs Unternehmen in Europa mehr als dreieinhalb Mal so viele Investitionen getätigt (145) wie ausländische Investoren (40) hierzulande – europäische Betriebe führten überhaupt nur 31 Projekte in Österreich durch. Zum Vergleich: Die in Bezug auf die Einwohnerzahl etwas kleinere Schweiz konnte 61 Projekte anziehen, das Nachbarland Ungarn sogar 101. Im Europa-Ranking landet Österreich somit erneut auf dem 25. Rang, hinter Bulgarien (43 Projekte) und vor Lettland (34 Projekte).

Die Schere geht auf

Die Schere geht insbesondere seit 2016 auseinander, sagt Gunther Reimoser, Country Managing Partner EY Österreich: „Dem Ungleichgewicht liegt unter anderem ein Missverhältnis mit den deutschen Nachbarn zugrunde: Im vergangenen Jahr initiierten deutsche Unternehmen 18 Projekte in Österreich, österreichische Unternehmen haben hingegen 47 Investitionen in Deutschland durchgeführt – Tendenz steigend.” Neben Deutschland haben Österreichs Betriebe 2018 am liebsten in Projekte in Bosnien-Herzegowina (11 Investitionen, plus 38%) investiert.

Jede dritte in Österreich getätigte Investition entfiel 2018 auf den Bereich Vertrieb und Marketing, insgesamt wurden 14 Projekte in dieser Sparte umgesetzt; im Europa-Ranking bedeutet das Platz 19 im Bereich „Vertriebs-Investitionen”. Auch Investitionstätigkeiten in Firmenzentralen konnten gesteigert werden, hier wurden 2018 neun Projekte realisiert. Die Logistikbranche konnte ebenso wie 2017 sechs Projekte an Land ziehen.

Fertigung verliert

Stark gesunken ist hingegen die Zahl der Investitionen im Sektor Fertigung: von 15 Projekten im Jahr 2016 auf zuletzt 18, der Anteil sank von 31 auf 18%. Einen Rückgang gibt es auch im Bereich Forschung & Entwicklung: Nachdem die Zahl der Projekte im Jahr 2017 noch von drei auf zehn gestiegen war, brachte das Jahr 2018 erneut einen Rückgang auf drei Projekte.

Großbritannien bleibt übrigens auch 2018 das beliebteste Investitionsziel mit insgesamt 1.054 Projekten.
Wie der gesamteuropäische Raum muss aber auch das Vereinigte Königreich einen Rückgang der Investitionsprojekte verzeichnen – um 13% gegenüber dem Vorjahr. Während Großbritannien und Deutschland Einbußen erzielen, kann Frankreich einen weiteren Anstieg von einem Prozentpunkt vorweisen. Damit belegt Frankreich knapp hinter Großbritannien den zweiten Platz im Standort-Ranking und zieht an Deutschland (Platz 3) vorbei. Es folgen Spanien, Belgien und Polen (Platz 4-6) mit Zuwachsraten um die 30%. Die Türkei holt sich plus 14% und damit Platz sieben im Ranking. Besonders bemerkenswert ist der Zuwachs an Investitionsprojekten mit 52% in Irland.

USA setzen auf Europa

Ob es dem orangen Rabauken im Weißen Haus nun passt oder nicht – der mit Abstand größte Investor in Europa sind erneut die Vereinigten Staaten mit 1.419 Direktinvestitionsprojekten (plus 3%) US-amerikanischer Firmen. Platz zwei und drei sichern sich der große Nachbar Deutschland (695 Investitionen, 11% Marktanteil) sowie Groß­britannien (479 Investitionen, 8% Marktanteil).

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