FINANCENET
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Präsidentensitz Élysée-Palast: Wer hier in wenigen Wochen einzieht, bestimmt das Schicksal Frankreichs.

reinhard krémer 28.04.2017

Mitte oder Abgrund

Frankreich hat gewählt. Die Finanzmärkte applaudieren, doch erst die nächste Runde entscheidet.

••• Von Reinhard Krémer

PARIS/WIEN. Die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahlen ist geschlagen. Am 7. Mai wird entschieden, ob der Sozialliberale Emmanuel Macron oder die rechtsextreme Marine Le Pen in den Élysée-Palast einziehen wird.

Allein die Aussicht auf ­Macron als Präsident gab den Finanzmärkten einen Schub: Der Euro verbuchte Kursgewinne gegenüber dem US-Dollar und zum japanischen Yen; französische Anleihen performten gut.

Balsam für die Börsen

Der Deutsche Aktienindex (DAX) erklomm einen neuen Rekord und kletterte am Montag auf 12.399,91 Punkte. Auch der heimische ATX legte, wie alle europäischen Börsen, deutlich zu. Beim Investmenthaus Fidelity sieht man den Wahlausgang als exzellente Nachricht für die Märkte und Emmanuel Macron als Beruhigung für Investoren.

Seine Wirtschaftsplattform fokussiert auf permanente Kürzungen von Lohnsteuern, Reduktionen öffentlicher Defizite sowie Wachstumsmaßnahmen und Förderungen der Unternehmerschaft durch eine begünstigte Steuerpolitik, so Fidelity.
Die politischen Unwägbarkeiten haben nach Meinung der Deutschen Asset Management vor allem ausländische Investoren davon abgehalten, ihre Gelder verstärkt nach Europa umzuschichten – mit den Dämpfern für die Populisten in Holland, Österreich und Deutschland, wo die AfD gerade zerbröselt, könnte nun wieder mehr Geld in europäische Aktien fließen.
Die Experten des Kreditversicherers Coface sehen bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich zwar einen Sieg von Emmanuel Macron. Das weniger wahrscheinliche, aber dennoch mögliche Szenario ist der Wahlsieg der Rechtspopulistin Marine Le Pen.

Was aber, wenn …?

Ein dann möglicher Frexit hätten eine massive Auswirkung auf die Wirtschaftstätigkeit des Landes; Coface rechnet mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 25% bis 30% in drei bis fünf Jahren.

Frankreich ist mit einem Volumen von rund 5,8 Mrd. € (2015) der fünftgrößte Exportpartner Österreichs, daher hinterließe ein Frexit auch hierzulande ­seine Spuren.

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