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Ukraine: Neben den Versicherern hat auch der Sektor Energieeffizienz beste Chancen.

16.10.2015

Reformpotenzial in der Ukraine

Wer Ukraine hört, denkt an die Krimkrise, den Konflikt im Osten. Doch vom Westen nahezu unbemerkt werden Reformen eingeleitet – Chancen auch für Austro-Unternehmen.

KIEW. Wenn man in der jugendlich pulsierenden City der ukrainischen Hauptstadt den finanzpolitischen Entscheidern der neuen Generation gegenübersitzt, ist Aufbruch- und Reformstimmung spürbar. Der junge Wirtschafts- und Handelsminister Aivaras Abromavicius greift im Beschaffungswesen, in der Bürokratie und Beamtenschaft durch, geht Privatisierungen an, hat für Kapitalmarkt und Börse eine „große Vision” und will eine Pensionsfondsreform nach chilenischem Vorbild (Anm.: 1980 wurde vom Umlage- auf das Kapitaldeckungsverfahren umgestellt). Der stv. Finanzminister Ihor Umanskiy verweist auf den neuen Steuerkodex, der das Investieren erleichtern soll, auf das Umschuldungs- & Wirtschaftsreformprogramm mit dem IWF, die Budgetkonsolidierung ... das heurige Budget ist im Plus.

Reform auch bei Versicherern

Die ebenso konsequente Gouverneurin der Ukrainischen Nationalbank, Valeria Gontareva, ist stolz auf die rigorose Bankenreform, die zur Schliessung von 50 (!) Banken führte, und der nun unter ihrer Aufsicht auch eine im Versicherungssektor folgt. Von dieser Versicherungsmarktreform, die wie die Bankenreform eine „Säuberung” bringen soll, erwarten sich die in der Ukraine präsenten Austro-Assekuranzen Rückenwind. Denn unter den mehr als 400 (!) „Versicherern” in der Ukraine gebe es bis zu 90% „künstliche”: reine „Steuervermeidungskonstrukte” von Oli­garchen, die mit Preisdumping arbeiten, aber im Leistungsfall nicht liquide sind. Dies spiele daher den seriösen Anbietern in die Hände. Schon jetzt sind diese in der Ukraine gut aufgestellt: Die Uniqa ist marktanteilsmässig die klare Nummer eins, gefolgt von der VIG.

To-do-Liste

Die „frischen” Finanzreformer des Landes, alle erst seit 2014 im Amt, sprechen auch an, was noch zu tun ist: Reform des Justizwesens, Korruptionsbekämpfung, Eindämmung der hohen Inflation, Abbau der Kapitalverkehrsbeschränkungen, Investitions- und Wirtschafts­ankurbelung. Mit „klaren Konditionen” für das wirtschaftliche Tätigsein in ihren Land wollen die Reformer ausländische Investoren und Ansiedelungen willkommen heißen. Als aussichtsreiche Branchen nennt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Kiew, Hermann Ortner, die Agrarwirtschaft/Nahrungsmittelindustrie und den ganzen Sektor Energieeffizienz (wofür es auch Finanzierungen gibt).

Bei dem „riesigen Nachholbedarf” sieht er gute Geschäftschancen für heimische Betriebe. Gutes Zeichen auch: Bei den ansässigen Austro-Unternehmen sieht er keine Abwanderung. Vor einem Einstieg in den Standort Ukraine empfiehlt er: eventuelle lokale Partner und Absatzchancen genau prüfen, langen Atem haben, auf die im Land schon aktiven Austro-Dienstleister (Geschäftsbanken, Versicherungen, Anwaltskanzleien) zurückgreifen, und Ukraineerfahrene Unternehmerkollegen fragen … (mk)

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