••• Von Helga Krémer
WIEN. Innerhalb weniger Wochen verlor der ATX die Hälfte seiner Marktkapitalisierung – in der letzten Märzwoche scheint der freie Fall der Aktienmärkte ist nun einmal gestoppt, es gäbe Anzeichen einer Bodenbildung, heißt es bei der Erste Group Research. Fundamental waren diese Kursverluste für Analysten nur schwer zu erklären, die Berichtssaison hätte nicht nur negative Überraschungen gebracht, und Dividendenzahlungen würden vorerst meist bestätigt.
Zuerst wird geprügelt …
Monika Rosen, Chefanalystin der Bank Austria, findet verständliche Worte: „Obwohl die Folgen der Coronakrise für Wirtschaft und Finanzmärkte eigentlich nicht wirklich abzuschätzen sind, tut die Börse dennoch genau das: Sie versucht einzugrenzen, wie sehr die Gewinne unter dem Stillstand leiden werden, und drückt dann die Aktienkurse dementsprechend nach unten.”
Wobei man schon auch sagen müsse, dass im Zweifelsfall in beide Richtungen übertrieben werde. So herrsche an den Märkten in manchen Phasen einfach zu viel Euphorie, manchmal werde aber auch beim Pessimismus etwas überzogen. „Die Kurse werden erst einmal nach unten geprügelt, um die Fundamentaldaten kümmert man sich später”, so Rosen.
… dann doch überlegt
Ähnliches ist aus der Wiener Börse zu hören. „Es wäre ein Fehler, sich jetzt von österreichischen Aktien abzuwenden”, sagt Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Wiener Börse, und betont: „Die aktuelle Bewertung – der ATX wird weit unter seinem Buchwert gehandelt – spiegelt nach Meinung der heimischen Leitbetriebe ein zu pessimistisches Bild wider. Die Vorstände glauben an ihre Unternehmen – das zeigen nicht zuletzt die vielen Manager’s Transactions der letzten Wochen.”
Wie geht’s weiter?
Der Tiefpunkt in der Gewinndynamik werde, so Rosen, über den Sommer hin erwartet, da der Jahresbeginn (zumindest in Europa und den USA) noch weitgehend störungsfrei verlief. Für das Gesamtjahr werde derzeit noch ein Gewinnanstieg von drei Prozent erwartet: „So gut wie alles davon soll im zweiten Halbjahr erwirtschaftet werden. Man ist versucht zu sagen: no na …”