••• Von Reinhard Krémer
Sparen ist und bleibt den Menschen in Österreich ein wichtiges Anliegen. Klammert man das Pandemiejahr 2021 aus, das aufgrund des eingeschränkten Konsums Rekordzahlen beim Sparen brachte, erreicht die Bedeutung des Sparens einen neuen Höchstwert: Acht von zehn Österreichern sagen, dass es ihnen wichtig sei, Geld beiseitezulegen. So verwundert es auch nicht, dass die Zahl jener, die gar nicht sparen, im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist – von acht auf zwei Prozent.
Auch der durchschnittliche monatliche Sparbetrag steigt – von 301 € im Vorjahr auf 307 €. Überhaupt nahm die Summe, die die Österreicherinnen und Österreicher monatlich zur Seite legen können, in den letzten zehn Jahren um rund 70% (2013: 181 €) zu. Deutliche Unterschiede lassen sich bei genauerer Betrachtung erkennen: Einerseits bei den Geschlechtern, denn Männer können mit 347 € rund ein Viertel (29%) mehr zurücklegen als Frauen mit 268 €.
Generation Y ist führend
Aber auch in den Altersgruppen, denn hier ist es die Generation Y, die mit durchschnittlich 353 € monatlich am meisten zur Seite legt. Mit deutlichem Abstand folgen die Generation X (300 €), die Generation Z (293 €) und die Babyboomer (286 €). Trotz des weiter fortdauernden Wachstums des Sparbetrags sank die Zufriedenheit mit ebenjenem. Bereits im Vorjahr sackte sie vom bis dato Höchstwert (2021: 65%) auf 50% und heuer weiter auf 47% ab.
„Das überrascht nicht. Einerseits haben sich während der Pandemie viele daran gewöhnt, einen höheren Betrag auf die Seite legen zu können. Andererseits sind die Inflation und die damit einhergehenden Teuerungen ständige Begleiter beim Einkaufen. Da würden viele gerne mehr vorsorgen und sind dementsprechend unzufrieden mit dem aktuellen Betrag. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, ist die Sparsumme allerdings kontinuierlich um 70 Prozent angestiegen”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich.
Comeback der Sparklassiker …
Die Vorsorge und der Aufbau eines finanziellen Polsters stehen bei vielen als Sparziel im Fokus. So sparen heuer im Vergleich zum Vorjahr mehr (74%, +8 PP), um auch bei gestiegenen Preisen mit einem Notgroschen auf unerwartete Ausgaben vorbereitet zu sein.
60% (+2 PP) legen zur finanziellen Absicherung und Vorsorge für das Alter Geld beiseite, und 55% (+10 PP), um sich zukünftig einen Urlaub, ein Haus beziehungsweise eine Wohnung oder anderweitige Konsumgüter leisten zu können. Lediglich sieben Prozent (–2 PP) sparen ohne bestimmten Grund.
… nach Bedeutungsverlust
Ein kleines Comeback als Sparform der Österreicher feiert das klassische Sparkonto, nachdem es jahrelang aufgrund des Niedrigzinsumfelds an Beliebtheit verlor.
Mit steigenden Zinsen nutzen es heuer 75% der Österreicher und damit mehr als im Vorjahr (69%) zum Ansparen. „Viele unserer Kunden haben schon aktiv ihr Geld vom Giro- auf ein Sparkonto umgeschichtet und profitieren von den gestiegenen Zinsen am Sparkonto”, so Holzinger-Burgstaller.
Dennoch zeigen sich noch Effekte der Nullzinszeit, denn laut Studie lässt jeder Zweite sein Geld unverzinst am Girokonto liegen – mit Folgen: „Nach dem jahrelangen Nullzinsumfeld haben sich viele noch nicht daran gewöhnt, sich wieder aktiv mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen”, so die Erste Bank-CEO.
Alternative weiterhin gefragt
Auch im sich ändernden Zinsumfeld sind jene Ansparprodukte, die während der Nullzinsphase Rendite brachten, weiterhin gefragt. Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds bleiben im Jahresvergleich nahezu unverändert (32%, –1 PP).
Gründe für die ungebrochene Nachfrage liefern die Einstellungen der Österreicher zu alternativen Anlageformen. So sagen sieben von zehn, dass sie eine gute Ergänzung zum Sparkonto seien, sechs von zehn sind der Meinung, dass sie immer mehr an Bedeutung gewinnen und auch etwas für die Altersvorsorge seien. Und für rund die Hälfte dürfen Wertpapiere nicht fehlen, wenn das eigene Geld gewinnbringend angelegt werden soll.
Wachstum bei Invest-Plänen
Für Holzinger-Burgstaller ist das wenig verwunderlich: „Um in der Nullzinsphase ihr Erspartes abzusichern, haben viele Österreicher begonnen, in alternativen Veranlagungsformen anzusparen – und dabei die positiven Aspekte erkannt. Auch weiterhin sehen wir in unseren Zahlen ein Wachstum bei den Investmentplänen.”
Sicherheit geht über alles
Die IMAS-Umfrage zeigt auch, dass die Österreicher nach wie vor sehr sicherheitsbetont (80%) in der Geldanlage sind. Aber: Das Sicherheitsbewusstsein ist in jüngeren Generationen wie der Gen Z (74%) und der Gen Y (77%) geringer ausgeprägt als in der Gen X (82%) oder bei den Babyboomern (84%).
Dementsprechend sind es auch die Gen Z (elf Prozent) und Gen Y (zehn Prozent), für die hochspekulative Anlageformen wie beispielsweise Kryptowährungen eher infrage kommen als für die Generation X (vier Prozent) oder Babyboomer (zwei Prozent).
Gefühlte Komplexität
Trotz dieser positiven Zahlen – alternative Veranlagungsformen bleiben für viele eine komplexe Angelegenheit. So geben sechs von zehn Österreichern an, dass Wertpapiere für sie nur schwer zu verstehen seien.
Das führt auch dazu, dass sich die Österreicher beim Thema Finanzen nicht wohl fühlen. Im Vergleich zu anderen Alltagsbereichen wie „Gesundheit und Ernährung” (71%), „Natur und Umwelt” (69%) oder „Sport” (48%) fühlen sich bei „Finanzthemen wie Geldanlage” vergleichsweise wenig affin (36%). Etwas mehr als ein Drittel, insbesondere die Generation Z (49%) und Generation Y (43%), hat demnächst vor, sich mehr Wissen zu Wirtschafts- und Finanzthemen anzueignen.
In der Verantwortung, ebenjenes Finanzwissen zu vermitteln, sehen die Befragten neben Schulen (79%) und Hochschulen (74%) vor allem Finanzinstitute wie Banken und Sparkassen (82%).