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Redaktion 16.09.2022

„Wir sind deutlich resilienter geworden”

Dagmar Koch, Coface, präsentiert Experten und globale Analysen auf der 19. Country-Risk-Conference.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Die Coface-Konferenz fand vor Kurzem im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn statt. „Müssen wir die bisherigen Konzepte unserer globalisierten Welt prüfen, gar völlig neu denken? Wird die Globalisierung der Zukunft nach anderen Regeln funktionieren? Ist glokal das neue global?”, fragte Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich, zur Eröffnung. Die Ökonomen Christiane von Berg und Grzegorz Sielewicz gaben einen umfassenden volkswirtschaftlichen Ausblick auf die aktuellen Branchen- und Länderrisiko-Einschätzungen der Coface von 162 Ländern.

Von Berg erklärte, das zweite Quartal 2022 sei für viele Länder deutlich besser gelaufen als erwartet. Trotzdem bleibe die Situation angespannt. So würden die europäischen Staaten um jeden Preis versuchen, die Gasspeicher zu füllen. Gleichzeitig würden die steigenden Preise jedoch das Wachstum deutlich schmälern, so von Berg.
„Es profitieren dabei vor allem die Rohstoffexporteure wie Angola und Brasilien”, erklärt die Coface-Ökonomin für die Region Nordeuropa.
Grzegorz Sielewicz, Coface-Ökonom für die Region Zentral- und Osteuropa, sieht die österreichische Wirtschaft jedoch wieder auf dem Weg der Rückkehr – eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten könne vor allem der Wintertourismus spielen.

Nicht überbewerten

Die Risikoabstufung Österreichs von A2 auf A3 will er dagegen nicht überbewerten, da diese vor allem aufgrund der Handelsbeziehungen ins Ausland zustandekommt.

Österreich reihe sich damit in eine gesamteuropäische Entwicklung ein. Der CEO von Coface Mittel- und Osteuropa, Jaroslaw Jaworski, nannte in seiner Rede die Energiepreise, die hohe Inflation und die Lieferkettenstörungen als die großen Herausforderungen. Dennoch zeigt er sich verhalten optimistisch: „Unternehmen werden sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.”

Rege Podiumsdiskussion

Unter dem Titel „Zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit – das Zusammenspiel der Globalisierung und der neuen Regionalität” wurde in der anschließenden Paneldiskussion die Globalisierung hinterfragt.

„Wir konnten in den letzten Jahren viel lernen und sind deutlich resilienter geworden. Es macht uns stärker, wenn wir nicht auf Single Sourcing setzen”, sagte Dagmar Koch.
Christiane Noll sprach sich dafür aus, die regionalen Herausforderungen vor Ort mit den Tools der globalisierten Wirtschaft zu lösen: „Mit den Mitteln der Digitalisierung können wir Globales und Regionales verbinden und vor Ort einen Impact schaffen.”

Globalisierung gegen Armut

„Die Globalisierung ist ein Trend, der passiert ist. Milliarden von Menschen wurden so aus der Armut gebracht. Wenn wir das zurückdrehen, tauschen wir ‚lokal' gegen ‚Armut' ein”, erklärt Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita, und ergänzt: „Es gibt nichts demokratischeres als freien Welthandel.” Dem entgegnete Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta: „Es gibt unfaire Spielregeln.” Ob Regionalisierung oder Globalisierung – entscheidend sei die Frage, wie Verantwortung wieder in wirtschaftliche Prozesse integriert werde, so Imre.

Vortrag von Paul Lendvai

„Wenn man alt wird, erlebt man alles und das Gegenteil”, mit diesem Zitat startete Paul Lendvai seinen Vortrag vor 120 Gästen aus der Finanzbranche.

Der renommierte Publizist und profunde Politik-Kenner beleuchtet die Systematik von Demokratie und der Autokratie. „Die Grundlage des autokratischen Systems ist die systematische Lüge. Bis sich die Wahrheit durchsetzt, dauert es lange. Daher sind die Medien so wichtig”, erklärte Lendvai und sagte: „Für Panik gibt es keinen Grund, für Optimismus auch nicht.”

Ende der Verlässlichkeit

Und der Experte betont eindringlich, dass es „kein Zurück” zu einem verlässlichen Partner Russland gebe.

Zukunftsforscher Tristan Horx präsentierte seine „Megatrends-Map”, die die einzelnen Mega­trends und ihre Verknüpfungen aufzeigt.
Der längste Megatrend sei, so der Zukunftsforscher, die Sicherheit. „Sicherheit hat keine Schnittstelle mit der Globalisierung”, unterstrich der Zukunftsforscher, der in seiner Analyse darlegte, dass aktuell die Verbindung der Generationen in den Hintergrund geraten sei.
„Der Megatrend Individualisierung führt zur Wir-Kultur oder zum Post-Individualisierung”, sagte Horx und beschreibt dies als „gemeinsam verschieden sein”, sagt Horx.

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