••• Von Martin Rümmele
WIEN. In der Wiener Ärztekammer geht es nicht nur aufgrund der sommerlichen Temperaturen heiß her – während der Sommermonate haben sich die Machtkämpfe zugespitzt. Die Ersatzleute des krankheitsbedingt bis Anfang September noch abwesenden Wiener Ärztekammerpräsidenten Johannes Steinhart liefern sich interne Duelle.
Streit um Tochterfirma
Hintergrund sind Ermittlungen in der Causa „ÄrzteEinkaufsService – Equip4Ordi GmbH” (E4O), einer ausgelagerten Tochtergesellschaft der Kurie niedergelassener Ärzte. Steinhart wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Kurienobmann für die Missstände verantwortlich zu sein – was er aber vehement abstreitet. Er selbst, der nach einer Herzoperation seit dem Frühjahr in Rehabilitation ist, wird in Wien von Stefan Ferenci (Kurie angestellte Ärzte) und in der Kurie der niedergelassenen Ärzte von Erik Randall Huber vertreten. Ferenci kämpft im Spitalsbereich gegen die Folgen des Personalmangels, wird aber von der Stadt Wien als Gesprächspartner nicht wirklich ernst genommen. Zuletzt gab es eine Einigung über Änderungen der Arbeitszeiten ohne Einbindung der Kammer und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) richtete Ferenci via ORF-Interview aus, dass er hoffe, bald mit Steinhart verhandeln zu können.
Huber wiederum hat sich mit ein paar anderen Funktionären von Steinharts Fraktion „Vereinigung” abgespalten, seinen Rücktritt vom angekündigten Rücktritt erklärt und will nach Betrugsvorwürfen rund um eine Tochterfirma der Kurie dort für Klarheit sorgen, wobei die Vorgangsweise ebenfalls für Unstimmigkeiten sorgt.
Öffentliche Debatte
Kritik an Huber gab es zuletzt wegen der Entlassung der ärztlichen Leiterin des Ärztefunkdienstes, Yvetta Zakarian. Anlass sollen Postings in Sozialen Medien gewesen sein. Huber war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Ferenci wollte zuletzt bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer die Entwicklungen nicht kommentieren.
Während sich all das via Social Media auch in der Öffentlichkeit abspielt, gibt es intern massive Veränderungen: Die Kommunikationsabteilung der Ärztekammer hat gleich vier erfahrene Köpfe verloren, die wechseln, kündigen oder in Altersteilzeit ausweichen. Auch langjährige Politikberater haben gewechselt. Die Branche wundert sich vor diesem Hintergrund über ein Video mit ständig gleicher Kulisse und Requisiten wie Arztkittel und Stethoskop, bei dem Spitalsärzte-Funktionäre recht laienhaft ihre Forderungen an Hacker vorlesen. „Entweder ein Agentur-Flop, ein genialer Wurf, der Basisnähe zeigen soll, oder tatsächlich selbstgemacht”, wundert sich ein Agenturprofi.
www.youtube.com/watch?v=7_C--8L24Ww