••• Von Martin Rümmele
BRÜSSEL/WIEN. Die Vorentscheidung ist gefallen: Die EU-Kommission hat eine Bewertung der Bewerbungen um die künftigen Standorte der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) und der EU-Bankenaufsicht EBA im Zuge des britischen EU-Austritts (Brexit) vorgelegt. Ein Ranking sei das zwar nicht, doch im Hinblick auf die EMA wurden die Angebote Wiens kritisch beurteilt.
Schwache Bewertung
Wie nun bekannt wurde, gibt es deutliche Kritik an den angebotenen Bürogebäuden. Sie erfüllen nicht die geforderten Kriterien wie ausreichend Platz für 1.300 Arbeitsplätze, geräumige Eingangsbereiche und Konferenzräumlichkeiten und notwendige Sicherheitsvorkehrungen. Im Vergleich zum Mitbewerb um den neuen EMA-Standort schneiden die Gebäude in Amsterdam, Mailand, Bratislava, Brüssel und Kopenhagen demnach deutlich besser ab. Warum die EMA so wichtig ist, zeigte im Sommer eine Studie des Instituts für höhere Studien für das Finanzministerium: „Die EMA würde einen jährlichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von 203 Mio. Euro leisten. Mittelfristig trägt der Betrieb der EMA laut IHS innerhalb von fünf Jahren insgesamt rund eine Mrd. Euro”, gab Finanzminister Hans Jörg Schelling damals bekannt. Darüber hinaus würden mit der EMA-Ansiedelung mehr als 2.000 Arbeitsplätze in Österreich entstehen. Laut IHS-Studie ist bei der EMA von einem jährlichen Besucheraufkommen von rund 36.000 Personen auszugehen. Die Behörde ist für europaweite Zulassungen von Medikamenten zuständig, ein Standort in Wien könnte auch helfen, dass neue Medikamente hier besonders früh auf den Markt kommen.
Entscheidung im November
Im November sollen die Außen- und Europaminister eine Entscheidung treffen. 19 Städte haben sich beworben: Amsterdam, Athen, Barcelona, Bonn, Bratislava, Brüssel, Bukarest, Kopenhagen, Dublin, Helsinki, Lille, Mailand, Porto, Sofia, Stockholm, Valletta, Warschau, Wien und Zagreb. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sieht das Rennen weiter offen: „Lassen wir uns überraschen”, sagte er am Rande des jüngsten EU-Gipfels in Tallinn, räumte aber ein: „Es ist eine mörderische Konkurrenz.”