••• Von Martin Rümmele
WIEN/LINZ. Für die heimische Start-up-Szene geht das mit Abstand erfolgreichste Jahr zu Ende. Risikokapitalgeber haben heuer in Jungfirmen die Rekordsumme von über 1,2 Mrd. € investiert. Einen Rekord gab es auch bei den Exits. Laut dem aktuellen Start-up-Barometer des Unternehmensberaters EY sank die Anzahl der Finanzierungsrunden heuer um 20 % von 153 auf 122. Das Volumen pro Runde stieg aber von 4,5 Mio. € auf zwölf Mio. €.
Leichtere Kontakte
Der Finanzierungs- und Exit-Boom in der Start-up-Szene wurde heuer von internationalen Risikokapitalgebern und Unternehmen angetrieben. Die Coronapandemie hat den Zugang für österreichische Start-ups zu Investoren aus den USA oder Asien erleichtert. Man musste nicht mehr aufwendig und teuer für Besprechungen ins Ausland reisen. Das Finanzierungsvolumen und die Exits würden zeigen, „dass die zunehmende Professionalisierung in den letzten Jahren Früchte” trage, so der Start-up-Experte von EY, Florian Haas, in einer Aussendung.
Eine wachsende Rolle in der heimischen Start-up-Szene spielt der Gesundheitsbereich. Neben Apps werden digitale Gesundheitsanwendungen entwickelt, die Therapiebegleitungen verbessern. Dazu kommen klassische Unternehmen in der Forschung, Arzneimittelentwicklung und Medizintechnik. Einen Boom erleben derzeit Laboranbieter, die von Corona-Tests profitieren. Das Salzburger Unternehmen Novogenia arbeitet wie berichtet an einem Börsegang, der Laboranbieter Lifebrain wechselte im Vorjahr den Besitzer. Vor drei Jahren wurde das Unternehmen bereits um rund 700 Mio. € an den größten italienischen Private-Equity-Fonds veräußert. Diese Beteiligungsgesellschaft verkaufte die Firma heuer im Sommer um 1,2 Mrd. € an den französischen Diagnostik-Spezialisten Cerba HealthCare weiter. Das ist eine der größten Laborketten, die wiederum dem schwedischen Finanzinvestor EQT gehört. Lifebrain, das vor allem in Wien die „Alles gurgelt!”-PCR-Tests durchführt, baut in der Bundeshauptstadt seine Corona-Testkapazitäten weiter aus; vergangene Woche wurden zwei zusätzliche Pavillons für Labor und Logistik auf dem Areal der Klinik Penzing eröffnet.
Digitale Klinik
In Oberösterreich hat wiederum das junge Linzer Start-up blockhealth sein bestehendes digitales System kurzerhand erweitert und eine Lösung entwickelt, um ein ärztliches Gespräch telemedizinisch unkompliziert und sicher abzuwickeln: eine Art digitale Klinik. Das ist quasi eine Plattform für die eigenen Gesundheitsdaten, die man für bestimmte Ärzte öffnen kann.