••• Von Evelyn Holley-Spiess
ST. PÖLTEN. Das Gesundheitssystem steht – wieder einmal – vor größeren Reformen. Doch während mögliche Sparpläne für ein nächstes Regierungsprogramm erst zaghafte Züge annehmen, bereitet sich Niederösterreich auf tiefe und recht konkrete Einschnitte vor: Im Gespräch ist die Schließung mehrerer der insgesamt 27 Spitalsstandorte, darunter die Kliniken in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau; seit Bekanntwerden eines entsprechenden Expertenpapiers ist in Niederösterreich der Teufel los.
Hohe Betriebskosten
Die Idee geht dahin, die genannten Spitäler in einem neuen Krankenhaus Weinviertel Süd-West zusammenzulegen. Kürzlich hat sich dazu der ärztliche Direktor der drei betroffenen Weinviertler Standorte, Rainer Ernstberger, zu Wort gemeldet. Tenor: Die Bündelung der stationären Akutversorgung in einem an einem geeigneten Standort neu zu errichtenden Krankenhaus „würde vieles erleichtern”. Und weiter: „Die mögliche Variante der Errichtung eines gemeinsamen neuen Klinikums Süd-West im Weinviertel kann einen im Einzelfall längeren Anfahrtsweg durch die wesentlich höhere Effizienz in der Diagnostik mit folgendem, rascheren Therapiebeginn ausgleichen”, sagt Ernstberger. Die erfolgreiche Behandlung eines schwer kranken Akutpatienten erfordere heute die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten aus klinischen und nicht klinischen Fächern. „Die personellen, technischen und baulichen Ressourcen für eine zeitnahe Intervention müssen 24/7 zur Verfügung stehen.”
Dazu kommt die wirtschaftliche Analyse: Eine Instandhaltung dreier in die Jahre gekommener Parallelstrukturen sei eine große Herausforderung und „würde für eine Bündelung der stationären Akutversorgung sprechen”. Die Betriebskosten für drei Kleinkliniken seien deutlich höher als für ein zentrales effektives Krankenhaus mit moderner Ausstattung.
Ähnlich argumentiert der Vorsitzende des Landessanitätsrats, Universitätsprofessor Herbert Frank. Die Gesundheits-Infrastruktur, die nun zur Debatte stünde, stamme teilweise aus den 1970er-Jahren, eine Modernisierung sei längst überfällig. „Wir müssen weg von der Standortgarantie hin zu einer Versorgungsgarantie.”
Kritik aus SPÖ und Gemeinden
Politisch besteht zu den Plänen, die laut Landesgesundheitsagentur aus „einer von zahlreichen Arbeitsunterlagen aus dem NÖ Gesundheitspakt” stammen, jedenfalls noch einiger Gesprächsbedarf. SPÖ und Bürgermeister laufen dagegen Sturm. Finale Handlungsempfehlungen für die Landesregierung – unter Einbindung von Experten – soll es bis zum ersten Quartal 2025 geben.