••• Von Martin Rümmele
US-Präsident Donald Trump drängt auch die Pharmaindustrie zu einer verstärkten Produktion in den Vereinigten Staaten. Dadurch könnten viele Milliarden Dollar gespart werden – über niedrigere Preise und mehr Innovationen, sagte Trump nach einem Treffen mit den Chefs führender Firmen der Branche im Weißen Haus. Er bekräftigte, für niedrigere Arzneimittelpreise zu sorgen. Die USA sind der mit Abstand wichtigste Markt für die Pharmaindustrie – sie erzielt dort 40% ihrer Umsätze. Zudem verdienen die Unternehmen dort überdurchschnittlich gut, weil bei der Preisgestaltung kaum Grenzen gesetzt sind.
Generikadruck steigt wieder
Die Industrie blickt nach Vorliegen der aktuellen Jahresergebnisse allerdings auch unabhängig von Trump gespannt ins laufende Jahr. Der Grund sind zahlreiche Patentabläufe und ein wachsender Druck durch günstigere Generika. Der US-Pharmariese Pfizer stellt sich etwa auf zunehmenden Gegenwind durch kostengünstige Nachahmermedikamente ein. Für 2017 erwartet Pfizer einen Umsatz von 52 bis 54 Mrd. USD. 2016 waren die Erlöse noch um acht Prozent auf 52,8 Mrd. USD gestiegen. Neben der Konkurrenz durch Generika bremsen auch Wechselkurseffekte und der bevorstehende Verkauf des Geschäfts mit Infusionspumpen an das kalifornische Medizintechnikunternehmen ICU Medical. Ohne die beiden letzteren Faktoren würde der Umsatz 2017 im Mittel um vier Prozent zulegen, rechnete Finanzchef Frank D'Amelio vor. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll sich im laufenden Jahr bei 2,50 bis 2,60 USD erhöhen, nachdem er 2016 um neun Prozent auf 2,40 USD geklettert war.
Konkurrenz durch kostengünstige Nachahmermedikamente seiner umsatzstärksten Arznei setzten auch dem britischen Pharmakonzern AstraZeneca zu; für 2017 rechnet der Vorstand daher mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang. Im vergangenen Jahr verlor der Cholesterinsenker Crestor – eines der umsatzstärksten Medikamente weltweit – im wichtigen Pharmamarkt USA seinen Patentschutz. Insgesamt sank der Umsatz von AstraZeneca 2016 um sieben Prozent auf gut 23 Mrd. USD. Für heuer geht Vorstandschef Pascal Soriot von einem Rückgang des Umsatzes im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich aus.
Der Hoffnungsträger Keytruda hat dem US-Pharmakonzern Merck & Co (in Europa MSD) im vierten Quartal geholfen: Das Krebsmittel verkaufte sich besser als erwartet und half, Umsatzverluste bei anderen Medikamenten, die ihren Patentschutz verloren haben, auszugleichen. 2017 will Merck einen Umsatz zwischen 38,6 und 40,1 Mrd. USD (2016: 39,8) erzielen.
GSK unter Druck
Das schwache Pfund hingegen hat dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline im vierten Quartal zu einem deutlichen Umsatz- und Gewinnanstieg verholfen. 2017 könnten allerdings kostengünstigere Nachahmermedikamente von Glaxos Top-Produkt, dem Lungenmittel Advair, das Unternehmen bremsen, warnte der scheidende Vorstandschef Andrew Witty am Mittwoch. „Wir stehen eindeutig vor einigen Unsicherheiten”, sagte er. Dank neuer Produkte werde das Unternehmen aber die Marktführerschaft bei Lungenmedikamenten behalten.
Bei Novartis rechnet man für 2018 mit Zuwächsen durch neue Produkte. Dieses Jahr dürften die Geschäfte des Basler Pharmariesen noch ähnlich laufen wie 2016, als Umsatz und Gewinn schrumpften; 2016 sei ein hartes Jahr gewesen, Novartis habe aber ein solides Ergebnis erzielt. Der Umsatz sank um zwei Prozent auf 48,5 Mrd. USD. Belastet wurde das Ergebnis hauptsächlich durch den Patentablauf des bisher erfolgreichsten Produkts von Novartis, das Leukämiemedikaments Glivec. Weil dieses Jahr Glivec auch in Europa unter Generika-Druck gerät, wird 2017 mit weiteren Ausfällen gerechnet.
Positive Meldungen kommen hingegen von Roche und Sanofi. Der Schweizer Pharmariese Roche hebt nach einem kräftigen Gewinnplus im vergangenen Jahr die Dividende an. Unter dem Strich standen 9,73 Mrd. CHF Reingewinn, ein Plus von sieben Prozent. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 50,58 Mrd. CHF. Der französische Pharmakonzern Sanofi hat im vierten Quartal vor allem von guten Geschäften seiner Biotechnologie-Sparte Genzyme profitiert. Konzernweit stiegen die Erlöse um 3,3% auf 8,867 Mrd. €. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn sank bei Frankreichs größtem Pharmakonzern im Zeitraum Oktober bis Dezember um sechs Prozent auf 1,606 Mrd. €.