••• Von Martin Rümmele
Das Schicksal geht oft nicht nachvollziehbare Wege. Niemand hätte 2014 gedacht, als die Ärztin und Gewerkschafterin Sabine Oberhauser im Zuge einer Regierungsumbildung nach dem Krebstod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer Gesundheitsministerin wurde, dass sie nur zweieinhalb Jahre später ebenfalls an Krebs sterben würde. Und dass ihr nun zumindest vorübergehend ihr Vorgänger Alois Stöger wieder nachfolgt.
David Bowie, Status Quo-Gitarrist Rick Parfitt, die Soulsängerin Sharon Jones, Leonhard Cohen, die Schauspieler Manfred Krug, Alan Rickman und Götz George, die deutsche Moderatorin Miriam Pielau, die Schriftsteller Umberto Eco und Roger Willemsen, Manfred Deix, Nikolaus Harnoncourt oder der ehemalige deutsche Außenminister Guido Westerwelle – sie alle starben in den vergangenen zwölf Monaten an Krebs.
Mut für Betroffene
Viele von ihnen hielten ihre Erkrankung geheim, Sabine Oberhauser nicht. Sie gab als Gesundheitsministerin Krebserkrankungen ein Gesicht – ihr eigenes. Genau dieser Mut und ihr Kampf wurden in der vergangenen Woche von nahezu allen Stakeholdern im Gesundheitswesen und Politikern aller Parteien gewürdigt. Oberhauser macht vor allem Betroffenen Mut. Mut, sich nicht zu verstecken. Als Ärztin wusste sie, wie Tabuisierung und Rückzug Betroffene zusätzlich belasten. Nicht zuletzt deshalb brachte sie zuletzt auch vor wenigen Wochen noch das Gesetz zur Wiedereingliederungsteilzeit für schwer kranke Menschen in den Nationalrat. „Dieses Gesetz wird vielen Patientinnen und Patienten nach schwerer Krankheit die Rückkehr in den Arbeitsprozess erleichtern und für die Krebshilfe für immer untrennbar mit dem Andenken an Barbara Prammer und Sabine Oberhauser verbunden bleiben”, bringt es Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda auf den Punkt. Weitere wichtige Maßnahmen – um nur einige zu nennen – waren das Krebsrahmenprogramm, das Rauchverbot in der Gastronomie oder die Finanzierung der HPV-Impfung gegen Krebs durch die Krankenversicherung.
Breite Betroffenheit
Auch das Präsidium der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) würdigte die Arbeit der Gesundheitsministerin. „Gerade in ihrem unermüdlichen Einsatz für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, getragen von den Werten Humanität, Qualität sowie Versorgungssicherheit für alle Österreicher, aber auch in ihrer Sorge um jene, die in der Patientenversorgung beschäftigt sind, zeigte sich ihr großes Herz für die Menschen unseres Landes”, betonte ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger.
Die Interessenvertretung der pharmazeutischen Industrie, Pharmig, sprach von einem schweren Verlust. Oberhauser sei eine „treibende und positive Kraft zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems” gewesen, sagte Pharmig-Präsident Martin Munte. Caritas-Präsident Michael Landau lobte Oberhausers Engagement für mehr soziale Gerechtigkeit. „Sie war eine Frau mit Haltung. Und sie wird fehlen”, erklärte Landau.