WIEN. Seit Beginn des zweiten Lockdowns in der Vorwoche sind in Österreich weniger Medikamente für chronisch Kranke abgegeben worden. Laut Daten vom Verband des Arzneimittel-Vollgroßhandels (Phago) holten sich die Betroffenen von 4. bis 10. November zur Vergleichswoche des Vorjahres um 29% weniger Präparate gegen koronare Herzkrankheiten. Besonders deutlich sei der Rückgang auch bei Antidiabetika und Psychopharmaka mit minus 9,1 sowie 9,8%. Dass aufgrund der gesetzlichen Sicherheitsmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus deutlich weniger Patienten ihre Arzneimittel besorgen, konnte der Pharmagroßhandel bereits im ersten Lockdown beobachten. „Wenn wir diesen Trend in den Folgewochen weiterhin in unseren Aufzeichnungen sehen, hat das Auswirkungen auf die Arzneimittel-Therapien chronisch kranker Patienten. Da müssen wir alle – Ärzte, Apotheker und Großhandel – besonders wachsam sein”, warnte Phago-Vorstand Thomas Brosch. Einen konstanten Rückgang verzeichnete der Verband seit Ausbruch des Coronavirus und nach wie vor bei Antibiotika (–31,4%) und Schmerzmitteln (–10,4%).
Plus bei Desinfektionsmitteln
Auch das Marktforschungunternehmen Iqvia meldet Rückgänge bei Medikamentenverkäufen und dabei auch im Geschäft mit rezeptfreien Produkten. „Im Husten- und Erkältungssegment gibt es in der Kalenderwoche 45 im Vergleich zur Vorwoche einen leichten positiven Trend mit einem Wachstum von sieben Prozent. Der Absatz bleibt mit Minus 30 Prozent allerdings weiter deutlich unter dem Wert von 2019”, meldet das Unternehmen aktuell. Starke Umsatzzuwächse im Vergleich zum Vorjahr gab es bei Infektionsmitteln (+50%) und Produkten, die das Immunsystem stärken (+54%). (rüm)