Florenz/Paris. Kaum eine Luxusmarke kann es derzeit mit Gucci aufnehmen. Seit Alessandro Michele 2015 als Kreativdirektor das Ruder übernommen hat, geht es steil nach oben. Der Umsatz stieg von 3,9 auf 8,29 Mrd. €, der Gewinn von 1,03 auf 3,28 Mrd. €. Und der Höhenflug geht heuer weiter, auch wenn er im zweiten Quartal ein klein wenig an Dynamik verloren hat – ein Umstand, den die Analysten, die nach wie vor dem irrwitzigen Glauben an ungebremstes Wachstum anhängen, irritiert zur Kenntnis genommen hatten.
Exquisiter Schmuck …
Aber 4,62 Mrd. € Umsatz für das erste Halbjahr, ein Plus von 19,8%, und 1,88 Mrd. € Gewinn, was einer mehr als satten Steigerung von über 26% entspricht, kann man – Unwägbarkeiten des Marktes hin oder her – wirklich nur als Zeichen dafür sehen, dass Gucci weiterhin einer der hellsten Sterne im Luxusuniversum ist.
Genau genommen hat sich die Strahlkraft jetzt noch einmal deutlich erhöht, nämlich durch eine Erweiterung des Sortiments in die Gefilde der Highend-Juwelen.
Ein durchaus mutiger Schritt. Zwar hat Gucci längst nicht mehr nur chicen Mode-, sondern auch Echtschmuck im Angebot, aber die Oberklasse ist ein Terrain, auf dem man es mit längst etablierten Playern wie Cartier, Piaget, Tiffany, Chopard, Van Cleef & Arpels oder Bulgari zu tun hat. Allerdings zählt Schmuck zu den Luxussegmenten mit den höchsten Zuwachsraten. Insofern stehen die Chancen für den Newcomer nicht schlecht.
… und neue Boutique
Hortus Deliciarum (deutsch: Garten der Köstlichkeiten) ist der Name der hochkarätigen Kollektion, die aus rund 200 exquisiten Teilen, die meisten davon Unikate, besteht.
Das Design der Colliers, Armbänder, Ohrgehänge, Ringe und Diademe ist opulent und farbenprächtig, allerdings nicht ganz so exaltiert wie bei der Fashion. Schließlich sind Pretiosen zu Preisen, die im mittleren fünfstelligen Bereich beginnen, keine Trend-Accessoires, die man nur eine Saison lang trägt.
Dass die neue Produktgruppe, für die übrigens nur Gold verarbeitet wird, das nach dem Responsible Jewelry Council Chain of Custody zertifiziert ist, einen besonderen Store braucht, versteht sich fast von selbst. Und auch wenn Guccis Heimatstadt eine lange zurückreichende Schmucktradition hat, fiel die Wahl des Standorts für das neue Juwelengeschäft nicht auf Florenz, sondern auf Paris. Und zwar gleich dort hin, wo die Haute Joaillerie zu Hause ist: am Place Vendôme.
Im Gegensatz zu den anderen Gucci-Stores ist das Design des Schmuck-Flagships von zurückhaltender Eleganz. Schränke aus Ebenholz, deren Vitrinen mit blaugrünem Satin und antiken Spiegeln verkleidet sind, glänzende Messingdetails, ein Mosaikboden aus Nero Marquina-Marmor und weißem Thassos-Marmor und eine schwarz getäfelte Decke bieten die perfekte Bühne für die edlen Pretiosen.